PM 18 | 22.03.2024

Sächsische Unternehmen klagen über Protektionismus und Bürokratie

Sächsische Unternehmen sehen sich in ihrem internationalen Geschäft mit immer mehr Handelshemmnissen, vor allem auch durch deutsche Auflagen und schleppende Behördenarbeit, konfrontiert. Das geht aus der aktuellen Umfrage „Going International“ der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) vom Februar 2024 hervor.
Bürokratische Hürden sehen 35 Prozent der Befragten, 41 Prozent besondere Schwierigkeiten durch Ausfuhrbehörden wie Zoll und BAFA. Umfangreiche Beitragsplichten und die Einhaltung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes werden von den Unternehmen der Kammerbezirks Chemnitz als große Herausforderungen empfunden. 43 Prozent der Unternehmen aus der Chemnitzer Region beklagen zudem eine Zunahme von Handelshemmnissen bei ihren internationalen Geschäften. Damit setzt sich der Trend zunehmender Handelsbarrieren fort.
„Bürokratie ist für die mittelständischen Firmen Sachsens ein schweres Joch. Zusätzliche ausländische Handelshemmnisse bremsen den Exportaufschwung “,
sagt Alexa von Künsberg, Referatsleiterin International der IHK Chemnitz.
„Die Betriebe sind von zwei Seiten getroffen: Im Inland sinkt die Wettbewerbsfähigkeit durch hohe bürokratische Auflagen und Verzögerungen sowie die hohen Energiepreise. Dazu kommt ein stärkerer Protektionismus vieler Länder und ein zunehmender, die eigene Industrie stützender Staatskapitalismus, den viele Länder, insbesondere China und die USA etablieren.“
China bleibt dennoch ein wichtiger Handelspartner für Sachsen. Dr. Jörg Lässig, der Vorsitzende des Außenwirtschaftsausschusses der IHK Chemnitz und Geschäftsführer der Sitec Industrietechnologie GmbH ist der „festen Überzeugung, dass eine gute Beziehung zu China für uns, insbesondere den sächsischen Maschinenbau, von großer Wichtigkeit ist.“ Bei allen Meinungsverschiedenheiten sei China deutschen Unternehmen gegenüber freundlich eingestellt. Visafreiheit und Investitionserleichterungen für deutsche Unternehmen zeigten das. 2023 sind die Importe aus China zwar um bemerkenswerte 49 Prozent gestiegen. Damit liegt China nun als sächsisches Importland an erster Stelle. Die Exporte nach China sind allerdings im gleichen Zeitraum um 23% eingebrochen.
„Wir sollten versuchen, den wichtigen Handels- und Wirtschaftsplatz, China, für deutsche Technologiefirmen zurückzugewinnen. Leider haben wir seit Corona und auch durch den politischen Dissens der jüngeren Vergangenheit Marktanteile verloren. Deutschland darf seine Position als wichtiger Handelspartner für den immer noch enorm wachsenden Markt China nicht weiter riskieren“,
so Jörg Lässig, der sich derzeit in Shanghai auf der Messe „Laser World of Photonics“ befindet.
Interessant ist die Erkenntnis aus der Umfrage „Going International“, dass die Relevanz des Russlandgeschäfts nun auf einen Platz hinter Mittel- und Südamerika abgefallen ist. 77% der Chemnitzer Unternehmer sind vom Russlandgeschäft nicht (mehr) betroffen. Dies geht einher mit aktuellen Statistiken. Die Exporte in die Russische Föderation brachen 2023 laut Statistik um weitere 40 Prozent ein. Russland liegt mit seinem Exportvolumen nur noch auf Platz 33 für Sachsens Importe (2020: Platz 18). Die wichtigsten Exportländer Sachsens sind China, USA, Großbritannien, Tschechien und Frankreich.
87 Prozent der befragten Chemnitzer Unternehmen haben dagegen ein gutes bzw.im Vergleich zum Vorjahr verbessertes Auslandsgeschäft mit den USA. Die Subventionspolitik der USA zieht auch sächsische Unternehmen an. Die Abwanderung namhafter Betriebsstätten in die USA wird von der IHK Chemnitz mit Sorge betrachtet. Nachdem nicht nur alle deutschen Autobauer, sondern auch Solarmodulproduzenten wie Meyer Burger aus Freiberg nun neue Werke in den USA errichten, schrillen auch in Sachsen die Alarmglocken.
„Wenn für die Energiewende notwendige Produktion in die USA abwandert, wo chinesische Dumpingpreise nicht mehr zulässig sind, sollte die Bunderegierung gegensteuern“,
fordert Alexa von Künsberg.