Sächsische Wirtschaft: Erholung bleibt aus
Die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage im Herbst 2025 zeigen anhaltende Eintrübung der Geschäftslage und wieder deutlich pessimistischere Erwartungen. In der gewerblichen Wirtschaft in Sachsen ist derzeit keine konjunkturelle Erholung zu verspüren. Die Lage der Unternehmen hat sich weiter eingetrübt und die Erwartungen sind nach einem spürbaren Anstieg im Frühjahr wieder deutlich pessimistischer geworden. Dementsprechend sinkt der IHK-Geschäftsklimaindex und steht mit 97 Punkten tiefer als in der Vorumfrage. Nach einer mehrjährigen Schwächephase ist somit auch für die kommenden Monate nicht mit einer konjunkturellen Erholung zu rechnen. Wichtige Voraussetzung dafür wären eine Verbesserung des außenwirtschaftlichen Umfelds und die Überwindung der Wachstumsschwäche der Industrie. Die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, die im September 2025 durchgeführt wurde, basieren auf den Antworten von rund 1.800 Unternehmen mit fast 85.000 Beschäftigten aller Wirtschaftsbereiche.
Geschäftslage und Erwartungen
Die Geschäftslage der sächsischen Unternehmen hat sich im Herbst 2025 weiter leicht verschlechtert. Der Anteil an Unternehmen mit einer guten Lageeinschätzung bleibt auf dem niedrigen Stand von 32 Prozent, die negativen Einschätzungen nehmen um einen Prozentpunkt auf 23 Prozent zu. Der Geschäftslagesaldo beträgt damit neun Punkte (Herbst 2024: 13 Punkte). Die Verschlechterung der Geschäftslage in der Gesamtwirtschaft resultiert vor allem aus einer geringeren Zufriedenheit in Industrie, Handel und bei Dienstleistern, während im Gastgewerbe/Tourismus und im Verkehrsgewerbe Verbesserungen zu verzeichnen sind. In der Bauwirtschaft gibt es keine Änderungen im Vergleich zum Frühjahr diesen Jahres.
Bei den Geschäftserwartungen konnte sich der Aufwärtstrend aus dem Frühjahr nicht fortsetzen. Der Anteil der Unternehmen, die eine verbesserte Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten erwarten, sinkt von zuletzt 18 auf 12 Prozent. 26 Prozent erwarten hingegen einen Verschlechterung ihrer Lage, 62 Prozent gehen von gleichbleibenden Geschäften aus.
Branchenüberblick
In der sächsischen Industrie trübt sich die Lage spürbar ein. Der Saldo sinkt um fünf Punkte und rutscht damit wieder in den negativen Bereich (-4 Punkte). Stagnierende Umsätze und rückläufige Auftragseingänge im In- und Ausland bei gleichzeitig steigenden Kosten dämpfen die Stimmung. Nur noch 30 Prozent der Betriebe melden eine Auslastung von über 85 Prozent. Positive Impulse kommen derzeit nur aus den Branchen Chemie und Pharmazie. In allen anderen Bereichen überwiegen die negativen Lageurteile die positiven. Unsicherheiten in der Planbarkeit, zunehmender Protektionismus, steigende Abgabenlast und unverändert hohe bürokratische Belastungen setzen auch die Geschäftsprognosen für die kommenden Monate unter Druck. Der Saldo sinkt um zwei auf -12 Punkte, ist aber besser als vor einem Jahr, als er bei -19 Punkten notierte.
Die Lage im Baugewerbe hat sich nicht geändert. Nach einem schwachen Start zu Jahresbeginn und einer leichten Verbesserung im Frühjahr bleibt der Lagesaldo bei 16 Punkten. Saisonbedingt hat sich die Auslastung der Baukapazitäten wieder verbessert. Mehr als die Hälfte der Firmen (53 Prozent) sind zu über 85 Prozent ausgelastet. Umsätze und Auftragseingänge sind jedoch per Saldo rückläufig. Der Ausblick der Bauwirtschaft ist aktuell wieder verhaltener. Besonders hoch ist mit zwei Dritteln der Anteil der Betriebe, die eine gleichbleibende Lage prognostizieren. Der Erwartungssaldo liegt mit -16 Punkten sieben Punkte unter dem des Frühjahres, ist aber deutlich weniger pessimistisch als noch vor einem Jahr (-24 Punkte).
Die besten Bewertungen kommen von den Dienstleistern. Allerdings sinkt der Saldo im Vergleich zur Vorumfrage um drei auf 30 Punkte. Der Wirtschaftsbereich konnte in geringem Umfang Umsatzzuwächse verzeichnen. Die Tendenz der Auftragseingänge und die Ertragsentwicklung ist dagegen negativ. Bei den Geschäftserwartungen gibt es kaum Bewegung. Der Saldo rutscht dennoch knapp in den negativen Bereich. In den nächsten Monaten dürfte es zu geringfügigen Umsatzsteigerungen kommen.
Besonders im Handel brechen die Lagebeurteilungen aktuell ein. Zehn Punkte verliert der Saldo im Einzelhandel auf nunmehr ‑14 Punkte. Sieben Punkte beträgt der Rückgang seit der Vorbefragung im Frühjahr im Großhandel, wo der Saldo nun bei ‑8 Punkten liegt. Der leichte Aufwärtstrend aus dem Verlauf des aktuellen Jahres ist damit vollständig gestoppt. Verunsicherung über die wirtschaftliche Lage und geringe Anschaffungsneigung der Verbraucher drücken Umsatz- und Erträge. Auch bei den Geschäftserwartungen geht es aktuell leicht nach unten. Die Aussagen sind aber in beiden Handelssparten weniger pessimistisch als vor einem Jahr.
Im Verkehrsgewerbe verbessert sich die Lage gegenüber dem Frühjahr auf niedrigem Niveau und ist auch geringfügig besser als im Herbst letzten Jahres. Dennoch sind die Umsätze in den letzten Monaten stärker zurückgegangen. Auch die Tendenz der Auftragseingänge ist deutlich negativ. Die Geschäftserwartungen verschlechtern sich derzeit wieder. Der Saldo aus positiven und negativen Prognosen geht seit Frühjahr um zehn auf -27 Punkte zurück. Besonders skeptisch sind die Unternehmen des Personenverkehrs.
Im Verkehrsgewerbe verbessert sich die Lage gegenüber dem Frühjahr auf niedrigem Niveau und ist auch geringfügig besser als im Herbst letzten Jahres. Dennoch sind die Umsätze in den letzten Monaten stärker zurückgegangen. Auch die Tendenz der Auftragseingänge ist deutlich negativ. Die Geschäftserwartungen verschlechtern sich derzeit wieder. Der Saldo aus positiven und negativen Prognosen geht seit Frühjahr um zehn auf -27 Punkte zurück. Besonders skeptisch sind die Unternehmen des Personenverkehrs.
Nach dem Rückgang der Geschäftslage im Gast-/Tourismusgewerbe im Frühjahr ist aktuell wieder eine leichte Verbesserung zu verzeichnen. Der Saldo steigt um 10 Punkte und verlässt den negativen Bereich. Dennoch bleibt er mit sieben Punkten deutlich hinter dem Vorjahreswert zurück (20 Punkte). Die Umsatzerwartungen in der Branche verschlechtern sich spürbar. Die Geschäftserwartungen fallen negativ aus. Der Prognosesaldo schwächt sich um 12 auf -24 Punkte ab und ist damit acht Punkte niedriger als vor einem Jahr.
Investitionen, Beschäftigung, Risiken
Die Investitionsneigung der sächsischen Unternehmen bleibt zurückhaltend. Zwar nimmt der Anteil von Unternehmen mit zukünftig steigenden Investitionsausgaben von zuletzt 15 auf 17 Prozent zu, jedoch planen weiterhin mehr als die Hälfte der Firmen keine oder zurückgehende Investitionsausgaben. Mit Blick auf die Wirtschaftsbereiche ist nur bei den Dienstleistern ein geringfügig positiver Saldo der Investitionsplanungen zu verzeichnen (ein Punkt).
Die Beschäftigtenplanungen sind aktuell mehrheitlich auf das Halten der Belegschaften ausgerichtet. Zwei Drittel der Unternehmen haben dies vor. Insgesamt dürfte aber weiter mit einer Abnahme der Beschäftigung zu rechnen sein, da 22 Prozent der Firmen mit rückläufigen Mitarbeiterzahlen planen. Ihnen stehen 12 Prozent gegenüber, welche ihre Belegschaften ausbauen wollen. Der entsprechende Saldo sinkt damit von -7 Punkten im Frühjahr auf -10 Punkte. Einzig bei den Dienstleistern ist mit einem geringfügigen Zuwachs zu rechnen
Kritisch sehen die Befragten die Entwicklung der Arbeitskosten. Mehr als zwei Drittel bezeichnen diese als Risiko der weiteren Geschäftsentwicklung (67 Prozent). 28 Prozent der befragten Unternehmen beschäftigen derzeit Personal zum aktuellen Mindestlohn und werden mit der Anhebung zum Jahreswechsel Lohnanpassungen vornehmen müssen. In 55 Prozent der Firmen wird diese Anhebung auch zur Anpassung der Löhne in höheren Lohngruppen sowie zu Preiserhöhungen führen. 17 Prozent der Befragten geben an, die Zahl der Beschäftigten reduzieren zu müssen.
Mit Sorge beobachtet mehr als die Hälfte der Unternehmen auch die zukünftige Inlandsnachfrage. 57 Prozent der Firmen sehen diese aufgrund der derzeitigen Konjunkturflaute als Risiko. Fast ebenso viele Unternehmen (56 Prozent) empfinden die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als einschränkend für ihre Geschäftsentwicklung.