Mit nur einer Bewerbung zum Wunschberuf

Die Auswertung der diesjährigen Befragung von 5000 Auszubildenden im 1. Ausbildungsjahr (2024/2025) der Industrie- und Handelskammern aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt spannende Einblicke in die Sichtweisen und Lebenswelt von jungen Menschen in der Ausbildung.
Insgesamt 87 Prozent der Auszubildenden in IHK-Berufen würden die Ausbildung in ihrem Unternehmen weiterempfehlen. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen über 1000 Azubis mehr an der Umfrage teil.
Vor dem Hintergrund eines spürbaren Fachkräftemangels und eines zunehmend herausfordernden Ausbildungsmarktes zeigen die Ergebnisse: Für künftige Auszubildene eröffnen sich große Chancen. Denn Ausbildungsbetriebe buhlen mehr denn je um engagierten Nachwuchs. Über ein Drittel der Jugendlichen (35 %) erhielten den Ausbildungsplatz bereits mit nur einer einzigen Bewerbung. „Die Betriebe reagieren schnell wegen des anhaltenden Bewerbermangels“, so Gabriele Hecker, Geschäftsführerin Bildung der IHK Chemnitz.
Ein zentraler Erfolgsfaktor bei der Berufswahl ist nach wie vor die praktische Erfahrung: Für rund 76 Prozent der Auszubildenden waren Praktika, Ferienjobs oder Betriebsbesichtigungen die hilfreichsten Angebote zur Berufsorientierung. Gegenüber 2024 bedeutet das einen deutlichen Anstieg um 18 Prozentpunkte. Der direkte Einblick in den Berufsalltag unterstützt junge Menschen maßgeblich bei der Entscheidung für einen Ausbildungsberuf und kann gleichzeitig dazu beitragen, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Viele Jugendliche bestätigen, dass ein vorab absolviertes Praktikum ausschlaggebend für die Wahl ihres Ausbildungsbetriebes war.
Die Ergebnisse der Umfrage machen deutlich: Frühzeitige praktische Einblicke, verbunden mit einer gezielten und realitätsnahen Berufsorientierung, sind für Jugendliche entscheidend und für Unternehmen ein Schlüssel, um passende Nachwuchskräfte zu gewinnen.

Umfrage der ostdeutschen IHKs unter Auszubildenden im 1. Ausbildungsjahr 2024/2025

Ergebnisse und Zahlen im Überblick
  • Etwa 78 Prozent der Auszubildenden gaben an, ihren Wunschberuf zu erlernen. Für 84 Prozent der Befragten handelt es sich dabei um die erste Ausbildung. Gut 10 Prozent der Teilnehmenden haben bereits eine Ausbildung oder ein Studium abgebrochen.
  • Praktika sowie Praxiserfahrung in Form von Ferienjobs und Betriebsbesichtigungen stellten für etwa 76 Prozent der Auszubildenden des ersten Lehrjahres die mit Abstand hilfreichsten Berufsorientierungsangebote dar. Hier ist eine Steigerung in der praktischen Erfahrung um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu erkennen. Der reale Einblick in die Berufsentscheidung kann dazu beitragen, die Lösung eines künftigen Ausbildungsverhältnisses zu verhindern. Etwa 44 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen nutzen Online-Recherchen. Geeignete Praktika finden Schülerinnen und Schüler auf der Ausbildungsplattform der IHK Chemnitz.
  • Die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen schätzen an einer Ausbildung den Bezug zur Praxis (94 %). Für 93 Prozent der Befragten sollen die beruflichen Aufgaben den eigenen Interessen entsprechen. Der Wunsch nach (Planungs-)Sicherheit spiegelt sich in den geforderten Übernahme- und Karrierechancen wider. Dabei erhoffen sich 92 Prozent der Befragten Karrieremöglichkeit nach der Ausbildung im Unternehmen. Das sind 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Für mehr als Dreiviertel der Jugendlichen (77 %) spielte bei der Wahl der Ausbildung die Nähe des Ausbildungsunternehmens zum Wohnort eine wichtige Rolle. Demnach halten Jugendliche die Suche des Ausbildungsbetriebes sehr regional.
  • die meisten Auszubildenen durch ihr persönliches Umfeld (51 %) auf ihren Ausbildungs-betrieb aufmerksam, 28 Prozent der Befragten nutzen bei der Recherche die Internetseiten der Betriebe. Gut ein Viertel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bestätigten, dass sie Praktika und Ferienjobs bei der Wahl ihres ausbildenden Unternehmens bestätigen. Dies sind 5 Prozent mehr als im Vorjahr.
  • Um seinen Wunschberuf im Wunschbetrieb antreten zu können, lohnt es sich weiterhin schnell zu sein. Dies zeigt auch der Trend bei dem Zeitpunkt der Bewerbung. Über 60 % der Befragten haben sich bis März 2024 für ihre im Sommer beginnende Berufsausbildung beworben. Trotz des Überangebots an Ausbildungsplätzen kann hier im Vorjahresvergleich eine Zunahme um 3 % beobachtet werden. Der Rückgang Spätentschlossener könnte auf eine frühzeitige berufliche Orientierung und den Wunsch nach Planungssicherheit der Jugendlichen hindeuten. Dennoch boten sich auch den Spätentschlossenen Chancen. Knapp 16 % der Teilnehmenden gaben an, sich noch ab Juli für ihren Ausbildungsplatz beworben zu haben. Ausbildungsverträge wurden in diesem Jahr mit den Auszubildenden noch schneller geschlossen. 65 % der Jugendlichen erhielten innerhalb eines Monats die Zusage. Das sind 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Daraus lässt sich schließen, dass die Unternehmen aus den akuten Bewerbermangel zu reagieren wissen.
  • Der aktuelle Bewerbermarkt kommt den potenziellen Auszubildenden zugute. Mit nur einer Bewerbung erhielten über 34 Prozent der Jugendlichen eine Zusage. Etwa weitere 40 Prozent der Befragten benötigen zwischen zwei und fünf Bewerbungen, um den gewünschten Ausbildungsplatz zu erhalten.
  • Ausbildungsinteressierte fanden fast immer das passende Angebot in der Nähe zum Wohnort. Gerade einmal 13 Prozent der Auszubildenden haben für die Aufnahme der Berufsausbildung den Wohnort gewechselt. Das sind 3 % weniger als im Vorjahr. Weniger als ein Fünftel der Jugendlichen (19 %) beanspruchen für den Berufsschulbesuch einen Wohnheimplatz oder eine Wohnung. 58 Prozent der Befragten ist der Weg zum Unternehmen bzw. der Berufsschule nicht zu weit entfernt. Für 26 Prozent der Teilnehmenden war der Weg zur Berufsschule bzw. Ausbildungsbetrieb zu weit entfernt oder die infrastrukturellen Bedingungen waren nicht ausreichend. 13 Prozent der Ausbildenden benötigen für die Fahrt zum Unternehmen über eine Stunde (einfache Fahrt). Dabei nutzt fast die Hälfte (46 %) öffentliche Verkehrsmittel. Dahingegen wenden 32 Prozent der Auszubildenen über eine Stunde auf, um zur Berufsschule zu gelangen (einfache Fahrt). Fast zwei Drittel (64 %) der Befragten gaben an, für diesen Weg die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.
  • 87 Prozent der Auszubildenden würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Dabei schätzen fast alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen (91 %) besonders das gute Betriebsklima sowie das positive Image des Betriebes (92 %). Gut 88 % der Jugendlichen bescheinigten ihrem Betrieb Übernahme- sowie Karriere- und Aufstiegschancen. Genauso viel sehen gute Übernahme- sowie Aufstiegs- und Karrierechancen in ihrem Ausbildungsunternehmen. Von Unterrichtsausfällen in der Ausbildung sind 17 Prozent der Teilnehmenden oft oder sehr oft betroffen. Dabei konnte kein flächendeckender Ausfall erkannt werden, hier sind die Berufsschulen im Einzelnen zu betrachten.
  • Viele Unternehmen erkennen das Nutzungsverhalten Jugendlicher und junger Erwachsener auf Social Media. Daher werden diese Kanäle auch von Ausbildungsunternehmen im Azubi-Recruiting genutzt. Die Befragten sind am meisten auf Instagram (79 %), TikTok (62 %) und YouTube (58 %) aktiv. Drei Viertel der Auszubildenenden gaben an, dass ihr Betrieb auf Social Media vertreten ist. Etwa 62 Prozent nutzen Social Media-Angebote von anderen Ausbildungsunternehmen.
  • Die Angebote und Serviceleistungen in der Berufsbildung kommen bei den Auszubildenden an. 43 Prozent der Befragten kennen die zuständige Ausbildungsberatung, welche als erste Instanz bei Fragen rund um das Ausbildungsverhältnis fungiert. 34 Prozent der Azubis nehmen als Angebote der Kammern regionale Berufsmessen wahr. Über einem Viertel der Auszubildenden (26 %) sind verschiedene Workshops und Weiterbildungsformate für Azubis in den jeweiligen Kammern bekannt.