Sachverständigenwesen

Sachverständige gesucht!

Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige als qualifizierte, unparteiische und unabhängige Experten sind gefragt. Dabei geht es nicht nur um Unternehmen, deren Wert im Zuge eine Nachfolge geschätzt werden muss.
Die Bandbreite der Themenfelder, in denen spezifisches Fachwissen benötigt wird, ist umfangreich.
Antoaneta Trommer ist eine von 55 bestellten Sachverständigen der IHK Chemnitz. Die diplomierte Chemie-Ingenieurin ist Expertin, wenn es um Leder und Kunstleder geht. Im Hauptberuf arbeitet sie in einem Prüflabor in Freiberg. Durch ihre sachverständigen Kollegen wurde sie auf die Möglichkeit aufmerksam, sich als Sachverständige zu bewerben.

Mit ihrer Spezialisierung auf Möbelbezüge aus Leder oder Kunstleder ist sie die einzige in Deutschland, und gefragt, wenn Unternehmen, Privatpersonen oder Richter Fachwissen benötigen. 2015 wurde sie von der IHK Chemnitz offiziell als Sachverständige bestellt.
„Von der Bewerbung bis zur offiziellen Bestellung durch die IHK dauert es in der Regel mindestens ein Jahr“, sagt Anja Prochnow, verantwortlich für das Sachverständigenwesen der IHK Chemnitz.
„Ein Sachverständiger muss nicht nur verständliche Gutachten schreiben können. Die fachliche Eignung wird geprüft und durch Ausschüsse und Fachgremien bestätigt. Das macht man nicht von heute auf morgen.“

Antoaneta Trommer hat den Schritt in das Sachverständigenwesen nicht bereut. Sie ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich im Einsatz. Jeder abgeschlossene Fall, ist auch eine Bestätigung für sie, ganz abgesehen davon, dass man immer etwas Neues dazulernt. Pro Gutachten muss man in der Regel 10 bis 30 Stunden Zeit einplanen.

Auf die Frage nach einem Fall, an den sie sich immer wieder erinnert, sagt sie: „Dabei handelte es sich um Motorradbekleidung aus Leder. Laut Herstellerangaben war diese waschbar. Der Kunde klagte jedoch nach dem Waschen, dass die Kleidung eingelaufen war.“
Das Gericht zog die Sachverständige zu Rate und damit begann die Arbeit der Chemikerin. In der Folge beschäftigte sie sich mit dem Material, der Verarbeitung, den Herstellerangaben, folgte den Waschanleitungen und vermaß die Kleidung vor und nach der Reinigung, um herauszufinden, ob das Recht beim Kunden oder Hersteller lag.
„In diesem speziellen Fall wurde die Klage abgewiesen, denn es konnte nicht nachgewiesen werden, dass die Kleidung einläuft, wenn man die Herstellerangaben des Reinigungsprodukts befolgt“, ergänzt die Chemikerin.
 
Der Reiz des Sachverständigenwesens liegt darin, die Wahrheit zu finden. Das erfordert Motivation und Antriebskraft, denn man muss objektiv und faktenbezogen vorgehen. Und was muss ein Sachverständiger noch mitbringen?
„Er muss von dem überzeugt sein, was er macht, seine eigene Meinung haben, über Fachwissen verfügen, gut argumentieren können. Er muss aber auch bereit sein, neue Wege zu gehen.
“Zu guter Letzt muss das Gutachten verständlich geschrieben sein. Es nutzt nichts, mit Fachbegriffen zu glänzen, die kein Richter versteht“,
bringt es Antoaneta Trommer auf den Punkt. Damit Sachverständige auf dem neuesten Stand bleiben, müssen sie übrigens zweimal im Jahr eine Weiterbildung nachweisen.
Voll des Lobes ist Antoaneta Trommer über den einmal im Jahr stattfindenden Sachverständigentag der sächsischen IHKs: „Der Erfahrungsaustausch mit den Kollegen bringt nicht nur viele neue Erkenntnisse, sondern auch die fachübergreifende Themenauswahl ist immer interessant.“

Übrigens gibt es Sachverständige in nahezu 300 Sachgebieten, im Kammerbezirk der IHK Chemnitz sind derzeit 33 Sachgebiete besetzt. Die Differenz zeigt schon, dass in vielen Bereichen einfach der Nachwuchs fehlt. Der Blick in die Zukunft zeigt zudem, dass es aufgrund der demografischen Entwicklung bis 2025 bis zu 15 Prozent weniger öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige geben wird.
„Deshalb werben wir verstärkt um jeden, der sich für das Sachverständigenwesen interessiert. Nur so können wir in Zukunft dafür sorgen, dass viele zu begutachtende Sachverhalte nicht liegen bleiben“,
betont Anja Prochnow von der IHK Chemnitz.

Interessenten sollten für das gewünschte Sachgebiet über eine fundierte mehrjährige Vorbildung verfügen, Berufserfahrung gesammelt und bestenfalls bereits Gutachten für private Auftraggeber oder Gerichte erstellt haben. Wichtig ist, dass man für eine öffentliche Bestellung nicht zwingend selbstständig sein muss. Auch Mitarbeiter in Firmen oder Hochschulpersonal kommen für diese Tätigkeit in Frage. Geeigneter Nachwuchs wird zur weiteren Sicherung der stetig ansteigenden Nachfrage an qualitativ hochwertiger Sachverständigenleistung dringend benötigt. 
 Wer über die geforderten Voraussetzungen verfügt und sein Wissen gern in verständliche Gutachten einfließen lassen möchte, kann sich bei der IHK Chemnitz informieren.