Handelskammer-Konjunkturreport zum Sommer 2025: Kein konjunktureller Aufschwung in Sicht – Bremerhaven mit Aufhellung, stadtbremische Wirtschaft weiter unter Druck

(PM 32-2025, 23.07.2025) Die bremische Wirtschaft bleibt im Sommer 2025 in einer schwierigen Lage, die sich in Bremen und Bremerhaven unterschiedlich zeigt: Während sich die wirtschaftliche Stimmung in Bremerhaven, insbesondere in Einzelhandel, Logistik und einigen Dienstleistungsbereichen verbessert hat, trübt sich die Lage in der Stadt Bremen weiter ein. Besonders in der Industrie und im Baugewerbe steht die wirtschaftliche Entwicklung unter Druck. Der Einbruch der Exporterwartungen belastet die Industriekonjunktur zusätzlich. Insgesamt sind die Unterneh-men in der Stadt Bremen hinsichtlich ihrer Investitionen und Personalplanung weiterhin zurückhaltend. Die Wirtschaft in Bremerhaven geht hingegen etwas weniger restriktiv an Investitionen und Personalanpassungen heran.

Das sind die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven, an der 324 Unternehmen aus dem Produzierenden Gewerbe, aus Handel und Dienstleistungen teilgenom-men haben. Der Handelskammer-Konjunkturindikator für die bremische Wirtschaft stagniert bei 80 Punkten und liegt damit weiterhin deutlich unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 97 Punkten.

Dr. Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, sagt: „Die bremische Wirtschaft kämpft unverändert mit vielen Herausforderungen. Unsichere und ungünstige Rahmenbedingungen – sowohl in Deutschland als auch international – bremsen die wirtschaftliche Erholung. Besonders schwer wiegen die hohen Bürokratieanforderungen, zunehmende Arbeitskosten und die schwache Inlandsnachfrage. Diese Faktoren behindern notwendige Investitionen und Innovation und stehen einem dringend notwendigen Wirtschaftswachstum im Weg.“

Angesichts der verschlechterten Stimmung in der bremischen Industrie äußerte sich Dr. Matthias Fonger besorgt über die Auswirkungen der Exportflaute: „Die exportorientierte Industrie ist ein wichtiger Konjunkturmotor für die bremische Wirtschaft. Die zurückhaltenden Exporterwartungen resultieren nicht nur aus der unsicheren Entwicklung des Welthandels, sondern sind auch Ausdruck fehlender Wettbewerbsfähigkeit der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Die Standortbedingungen müssen attraktiver werden – mit konkreten Maßnahmen der Politik wie dem Abbau von Bürokratie und niedrigeren Standortkosten. Ansätze der Bundesregierung, wie der Investitionsbooster aus deutlich beschleunigten Abschreibungsmöglichkeiten, sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht ausreichend, um Aufbruchstimmung bei den Unternehmen zu verbreiten.“

Geschäftsklima in der Stadt Bremen
Die wirtschaftliche Entwicklung in der Stadt Bremen bleibt angespannt. Die aktuelle Geschäftslage wird schlechter eingeschätzt als im Frühjahr, besonders in der Industrie und im Baugewerbe. Vor allem die Exporterwartungen sind stark rückläufig und belasten die Industriekonjunktur. Im Baugewerbe erhielten die Unternehmen erneut weniger neue Aufträge. Insgesamt bleiben die Unter-nehmen vorsichtig bei ihren Investitions- und Personalplänen. Der Handelskammer-Konjunkturindikator für Bremen sinkt leicht auf 76 Punkte und liegt damit weiterhin deutlich unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 97 Punkten.

Geschäftsklima in der Stadt Bremerhaven
In Bremerhaven zeigt sich ein positiver Trend. Die Geschäftslage wird von den Unternehmen branchenübergreifend deutlich besser eingeschätzt als im Frühjahr. Auch die Geschäftserwartungen sind weniger pessimistisch als zuvor, obwohl sie insgesamt noch leicht zurückhaltend bleiben. Die verbesserten Geschäftserwartungen spiegeln sich in etwas optimistischeren Investitions- und Personalplanungen wider. Der Handelskammer-Konjunkturindikator nimmt um 15 Punkte auf 99 Punkte zu und erreicht damit ein leicht überdurchschnittliches Niveau (Zehn-Jahres-Mittelwert: 94).

Geschäftsklima nach Branchen
Die Stimmung in der bremischen Industrie hat sich deutlich eingetrübt. Sowohl im Inlands- als auch im Auslandsgeschäft melden die Unternehmen geringere Auftragseingänge. Der Auftragsbestand wird von den meisten Befragten als unzureichend bewertet, und die Erwartungen bleiben überwiegend zurückhaltend. Der Konjunkturindikator des Produzierenden Gewerbes sinkt deutlich auf 68 Punkte und liegt damit deutlich unter dem Zehn-Jahres-Mittelwert von 98 Punkten.

Im Baugewerbe verzeichnen die Unternehmen weiterhin rückläufige Aufträge. Die Hoffnungen, dass die zusätzlichen Mittel aus dem Infrastrukturfonds des Bundes positive Impulse bringen könnten, fallen aktuell nicht mehr so positiv ins Gewicht wie noch im Frühjahr. Insgesamt bleiben die Unternehmen zunehmend pessimistisch, sowohl hinsichtlich der aktuellen Geschäfte als auch der Zukunftsaussichten. Der Konjunkturindikator fällt auf 73 Punkte (Zehn-Jahres-Durchschnitt 100 Punkte).

Der Einzelhandel zeigt eine leichte Erholung. Obwohl die allgemeine Konsumlaune schwach bleibt, werden die kommenden Monate positiver eingeschätzt. Der Konjunkturindikator für den Einzelhandel steigt deutlich auf 104 Punkte (Mittelwert: 89).

Der Groß- und Außenhandel bleibt in einer schwierigen Lage. Sowohl das In-lands- als auch das Auslandsgeschäft laufen weiterhin schleppend. Der Konjunkturindikator des Groß- und Außenhandels liegt bei 74 Punkten und bleibt deutlich unter dem Zehn-Jahres-Mittelwert von 87 Punkten.

Die Verkehrs- und Logistikunternehmen berichten von einer leicht verbesserten Geschäftslage, allerdings überwiegen weiterhin negative Erwartungen. Der Konjunkturindikator steigt leicht auf 84 Punkte (Mittelwert: 95).

In der Hotellerie und Gastronomie bleibt die Stimmung angespannt. Zwar werden die kommenden Monate etwas weniger pessimistisch eingeschätzt als zuvor, die aktuelle Geschäftslage ist jedoch weiterhin schwierig und von rück-läufigen Umsätzen geprägt. Der Konjunkturindikator verbessert sich auf 57 Punkte (Mittelwert: 71).

Die Sonstigen Dienstleistungen bewerten das laufende Geschäft deutlich schlechter als zuletzt. Auch die Anzahl der Neuaufträge hat im zweiten Quartal erneut nachgelassen. Alles in allem geht der Konjunkturindikator etwas zurück auf 84 Punkten und bleibt damit weit unter dem zehnjährigen Branchendurchschnitt von 107 Punkten.

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