Leistungsfähige Hafeninfrastruktur ist nationale Aufgabe / Sonderauswertung zur Seeverkehrsprognose 2040 

(PM 24-2025, 25.06.2025) Ob Bayern, Sachsen oder Hessen: Der deutsche Außenhandel ist flächendeckend auf leistungsfähige Seehäfen angewiesen. Eine Sonderauswertung der IHK Nord zur Seeverkehrsprognose 2040 zeigt: Bundesweit werden mehr als zwei Drittel des seewärtigen Außenhandels über deutsche Seehäfen abgewickelt – mit steigender Tendenz beim Warenwert. Allein aus dem Freistaat Bayern betrifft das im Jahr 2040 Waren in einem Wert von 87 Mrd. Euro – 30 Prozent mehr gegenüber dem Jahr 2019. Aus der Stadt Dresden werden 2040 Außenhandelsgüter mit einem Warenwert von über 6,8 Mrd. Euro über deutsche Seehäfen gehen. Damit erreichen die Seehäfen hier einen Anteil von 95 Prozent im Außenhandel. Der Anteil für die Stadt Kassel liegt bei 89 Prozent, mit einem Warenwert von 4,1 Mrd. Euro.
„Diese Zahlen zeigen: Die Bedeutung der deutschen Seehäfen geht weit über den Norden hinaus. Sie sind das Rückgrat des Außenhandels für ganz Deutschland – vom Mittelstand in Oberfranken bis zur Industrie im Ruhrgebiet“, betont Knud Hansen, stellvertretender Vorsitzender der IHK Nord. „Damit sie diese Funktion auch in Zukunft erfüllen können, brauchen wir jetzt Investitionen in leistungsfähige Verkehrsachsen zwischen den Häfen und dem Hinterland.“
Laut IHK Nord-Sonderauswertung wird der wertmäßige seewärtige Außenhandel Deutschlands über deutsche Seehäfen bis 2040 um rund 50 Prozent auf 764 Milliarden Euro jährlich steigen – trotz eines leichten Rückgangs bei den Tonnagen infolge des Strukturwandels, etwa beim Import fossiler Energieträger. Hochwertige Güter wie Maschinen, Fahrzeuge oder Anlagen gewinnen dagegen weiter an Bedeutung.
„Diese Entwicklungen erfordern moderne und belastbare Verkehrswege – auf der Schiene, Straße und im Bundeswasserstraßennetz. Die Bundesregierung muss die Hafenhinterlandanbindungen endlich als zentrale nationale Infrastrukturaufgabe begreifen“, fordert Hansen. „Nur mit durchgängig gut ausgebauten und zuverlässigen Transportkorridoren können die deutschen Seehäfen ihre Rolle als wettbewerbsfähiges Tor zur Welt auch künftig erfüllen.“
Angesichts ihrer strategischen Bedeutung brauchen die deutschen Seehäfen eine langfristige, verlässliche und ausreichende Finanzierung durch den Bund. Die IHK Nord fordert, den Bundesanteil zur Finanzierung der sogenannten Hafenlasten auf 500 Millionen Euro jährlich anzuheben.
Wichtig ist zudem: Die Mittel aus dem Sondervermögen „Infrastruktur der Bundesfernstraßen“ müssen zusätzlich zu bestehenden Finanzierungen bereitgestellt werden – und dürfen diese nicht ersetzen.
Die Sonderauswertung der IHK Nord basiert auf der Seeverkehrsprognose 2040 im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr (BMV). Sie analysiert für jeden Landkreis in Deutschland den wertmäßigen seewärtigen Außenhandel über deutsche Seehäfen. Die Ergebnisse werden heute im Rahmen eines Parlamentarischen Abends in Berlin vorgestellt. Auf der Podiumsdiskussion sprechen u. a. der maritime Koordinator der Bundesregierung, Dr. Christoph Ploß, MdB; Siemtje Möller, MdB, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, und Unternehmen aus Norddeutschland zu der Frage, wie die Seehafen- und Schieneninfrastruktur in Norddeutschland zukunftsfest gestaltet werden kann, um Wachstum, Versorgungssicherheit und Verteidigungsfähigkeit langfristig zu gewährleisten. Zudem gibt einer der führenden Ökonomen Deutschlands, Prof. Dr. Moritz Schularick, Präsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft, einen Impuls.
„Mit der Studie wollen wir den Verantwortlichen in der Bundespolitik und in den Bundesländern aufzeigen, welche wichtige Bedeutung unsere Seehäfen für die Wirtschaft in allen deutschen Regionen haben,“ erklärt Knud Hansen abschließend.

Weitere Informationen und alle regionalen Ergebnisse finden Sie unter: www.ihk-nord.de/svp2040