Statistischer Jahresbericht 2024 der Handelskammer: Ungünstige Rahmenbedingungen sorgen für anhaltende wirtschaftliche Schwäche / Standortbedingungen durch Bürokratieabbau und Infrastrukturinvestitionen verbessern
(PM 22-2025, 24.06.2025) Die Wirtschaft im Land Bremen stand im Jahr 2024 weiterhin unter starkem Druck. Geopolitische Krisen und ungünstige Rahmenbedingungen durch überbordende Bürokratie und teils unzureichende Infrastruktur belasteten die Unternehmen massiv. Hinzu kamen hohe Energiekosten, zunehmende Arbeitskosten, Fachkräftemangel und eine schwache Inlandsnachfrage. Trotz dieser Herausforderungen zeichnete sich auch eine positive Entwicklung ab: Die bremischen Häfen erreichten im Seegüterumschlag ein Plus von 5,9 Prozent. Der Containerverkehr legte um 6,3 Prozent zu. Dies geht aus dem Statistischen Jahresbericht 2024 hervor, den die Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven heute veröffentlicht hat.
Handelskammer-Präses André Grobien wies bei der Vorstellung des Berichts auf die anhaltend schwierigen Bedingungen hin: „Die unsicheren internationalen Rahmenbedingungen setzen die Unternehmen zunehmend unter Druck und erschweren ihre Planungs- und Investitionsentscheidungen erheblich.“ „Langjährige Kundenbeziehungen“, so der Präses, „müssen aktuell überprüft und angepasst werden. Gleichzeitig loten Unternehmen neue Marktchancen aus und überprüfen die Zukunft ihrer Produktionsstandorte.“
Der Handelskammer-Präses unterstrich die Dringlichkeit klarer Prioritäten: „Entscheidend ist jetzt, die wirtschaftspolitischen Maßnahmen so auszurichten, dass sie Wachstum, Beschäftigung und Investitionen nachhaltig fördern.“
Konkret forderte Präses André Grobien den Abbau überbordender Bürokratie, wettbewerbsfähige Energiepreise, einen schnelleren Ausbau der Digitalisierung und eine erleichterte Zuwanderung von Fachkräften. Für die Standorte Bremen und Bremerhaven hob der Präses die Bedeutung von Bildung, Infrastruktur, Sicherheit und Sauberkeit als zentrale Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit hervor.
Mit Blick auf die Eckwerte für die Haushalte 2026/2027 begrüßte Präses André Grobien die vorgesehenen 100 Millionen Euro für die bremischen Häfen als wichtigen Schritt zur Sanierung der Stromkaje. Gleichzeitig mangele es an tiefgreifenderen Reformen, um die strukturelle Gesundung der bremischen Haushalte voranzutreiben. „Zusätzliche Finanzmittel wie die krisenbedingte Ausnahmefinanzierung im Haushalt 2024 oder der neue Investitionsfonds des Bundes dürfen nicht dazu genutzt werden, Spielräume für konsumtive Ausgaben zu schaffen und notwendige Reformen aufzuschieben", so der Präses: „Vielmehr müssen die Prioritäten auf wachstumsfördernde Investitionen gelegt werden.“
Für die konjunkturelle Entwicklung in Bremen und Bremerhaven weist der Statistische Jahresbericht der Handelskammer eine Abnahme der bremischen Wirtschaftsleistung im Jahr 2024 um ein Prozent aus. Nach einem Rückgang von 1,1 Prozent im Jahr 2023 ist dies bereits das zweite Jahr in Folge mit merklichem Abschwung. Der Rückgang fällt in Bremen damit deutlich stärker aus als im bundesweiten Durchschnitt, wo die Wirtschaftsleistung lediglich um 0,2 Prozent abnahm.
Dr. Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen, erklärte: „Neben schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen den Unternehmen insbesondere die hohen Arbeitskosten, der Fachkräftemangel und die schwache Inlandsnachfrage zu schaffen.“ Während der rückläufige Inlandskonsum deutliche Spuren hinterließ, lag der Exportumsatz in der Industrie aber nur leicht unter dem Niveau des Vorjahres. In der vorherigen Konjunkturumfrage der Handelskammer wurden die Aussichten für das Exportgeschäft auch weiterhin leicht positiv eingeschätzt. „Vieles dürfte dabei jedoch von den weiteren Entwicklungen im Handelskonflikt mit den USA abhängen“, so der Hauptgeschäftsführer: „Mehr als ein Fünftel der Exporte aus Bremen gingen 2024 in die USA – ein mehr als doppelt so hoher Anteil als im bundesweiten Durchschnitt.“
Zur Konjunktur 2024 in den einzelnen Branchen im Land Bremen
Beim Rückgang der bremischen Wirtschaftsleistung spielt eine schwache Industriekonjunktur eine wesentliche Rolle. Im Vergleich zum Vorjahr wurde beim Industrieumsatz ein Minus von 4,9 Prozent registriert. Die negative Entwicklung ist insbesondere auf Umsatzeinbußen im Inland (-13,9 Prozent) zurückzuführen, die Auslandsnachfrage ging nur um 0,3 Prozent zurück. Die Bedeutung der Außenwirtschaft für die bremische Industrie zeigt sich in der erneut hohen Exportquote, die mit fast 70 Prozent des gesamten Industrieumsatzes deutlich höher war als in den übrigen Bundesländern.
Die Bauwirtschaft bewertete die laufenden Geschäfte zumeist neutral bis leicht positiv. Auftragsrückgänge und viele kostentreibende Faktoren sorgten für ein schwieriges Geschäftsumfeld. Hoffnung für eine Verbesserung der Lage macht den Unternehmen derzeit das Investitionspaket der neuen Bundesregierung.
Der Einzelhandel hat auch im Jahr 2024 eine eher zurückhaltende Kauflaune registriert. Das Statistische Landesamt meldet einen preisbereinigten Umsatzrückgang von -2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Im Großhandel stagnierte der preisbereinigte Umsatz insgesamt auf dem Niveau des Vorjahres. Der bremische Außenhandel hat im Jahr 2024 zugelegt. Die wertmäßigen Einfuhren in das Land Bremen stiegen gegenüber dem Vorjahr um ein Prozent. Gleichzeitig stiegen die Exporte der bremischen Wirtschaft um 10,5 Prozent. Einen großen Anteil an diesem Zuwachs hatte der Export in die Vereinigten Staaten, wo wertmäßige Zugewinne von rund 2 Mrd. Euro (+59,8 Prozent) realisiert wurden. Dabei wurden vor allem die Ausfuhren aus der Automobilwirtschaft und dem Sonstigen Fahrzeugbau gesteigert. Mit ursächlich hierfür könnten bereits vorgezogene Einkäufe im Hinblick auf den drohenden Zollkonflikt durch die Wiederwahl von Präsident Trump sein.
Die bremischen Häfen erzielten im Vergleich zum Vorjahr eine Umschlagssteigerung von 5,9 Prozent, wobei vor allem der Stückgutumschlag (+8,3 Prozent) und hier insbesondere der Containerhandel (+6,3 Prozent, rund 4,2 Millionen TEU) zur positiven Entwicklung beitrugen. Trotz eines Gesamtumschlags von 61,9 Millionen Tonnen blieb das Volumen jedoch weiterhin unter dem Niveau der Jahre vor 2023. Im Vergleich zu den anderen Nordrange-Häfen (Hamburg, Antwerpen-Zeebrugge und Rotterdam) schnitt die Umschlagsentwicklung der bremischen Häfen insgesamt vergleichsweise positiv ab.
Die Passagierzahlen auf Kreuzfahrtschiffen über Bremerhaven gingen im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 Prozent zurück, lagen jedoch weiterhin 18,1 Prozent über dem Vorkrisenniveau von 2019.
Der Bremer Flughafen verzeichnete einen leichten Zuwachs an Fluggästen von 4 Prozent. Die Passagierzahlen lagen mit rund 1,9 Millionen noch um 18 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019.
Der Tourismus im Land Bremen entwickelte sich positiv und überschritt das Niveau vor der Corona-Pandemie mit einem Zuwachs von vier Prozent bei Übernachtungen und 5,3 Prozent bei Gästeankünften. Da sich gleichzeitig die Zahl der angebotenen Betten erhöhte, lag die Bettenauslastung mit einer Quote von 43,4 Prozent aber leicht unter dem Vorjahreswert. Insgesamt war das Geschäftsjahr in der Hotellerie und Gastronomie durchwachsen. Vor allem die Gastronomen vermeldeten häufig eine negative Geschäftslage.
In den Sonstigen Dienstleistungsbereichen hat die Stimmung laut den Konjunkturumfragen der Handelskammer im Jahresverlauf weiter nachgelassen. Während im Jahr 2023 noch überwiegend positive Rückmeldungen zum laufenden Geschäft kamen, fielen die Bewertungen im Jahr 2024 insgesamt nur noch neutral aus.
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