Handelskammer-Konjunkturreport zum Frühjahr 2025: Konjunkturelles Tief hält an / Aufschwung weiterhin nicht in Sicht

(PM 15-2025, 29.04.2025) Die Stimmung der Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven bleibt weiterhin eingetrübt. Auch wenn die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate in einigen Branchen weniger schlecht als noch zu Jahresbeginn bewertet werden, fallen sie in der Summe doch erneut deutlich negativ aus. Ein deutlich positiver Stimmungswandel zeigt sich derzeit nur im Baugewerbe, welches auf Impulse von den kürzlich im Bund beschlossenen zusätzlichen Mitteln für die Infrastruktur hoffen kann. Die Unternehmen im Land Bremen bleiben daher in ihren Personal- und Investitionsplanungen zurückhaltend, allerdings etwas weniger ausgeprägt als noch zu Jahresbeginn. Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven zum Frühjahr 2025 unter 378 Betrieben aus dem Produzierenden Gewerbe, Handel und Dienstleistungen im Land Bremen.
Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger sagt: „Die unkalkulierbaren Entwicklungen im Zoll-Konflikt mit den USA, vor allem aber Themen wie steigende Arbeitskosten und zunehmende Bürokratie bereiten den Unternehmen erhebliche Sorgen. Trotz aller geo- und handelspolitischen Turbulenzen gilt: Viele Probleme des Wirtschaftsstandorts Deutschland sind hausgemacht. Nur wenn sich die Wirtschaftspolitik der künftigen Bundesregierung auf die Verbesserung der zentralen Wettbewerbsfaktoren konzentriert, können Unternehmen den Herausforderungen der US-Zollpolitik und einer möglichen globalen Konjunkturabkühlung sinnvoll begegnen. Das heißt, es muss schnellere und vor allem digitale Prozesse geben, spürbar weniger bürokratische Belastung, günstigere Energie und niedrigere Steuern. Die Unternehmen brauchen jetzt rasch deutliche Impulse für mehr Wachstum und eine umfassende Modernisierung unseres Standorts.“
Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD, so der Handelskammer-Hauptgeschäftsführer, enthalte eine Reihe sinnvoller Ansätze zum Bürokratieabbau: „Entscheidend ist nun, dass die Maßnahmen auch tatsächlich in den Betrieben ankommen.“ Den Ankündigungen müssten zügig konkrete Gesetze folgen: „Die künftige Bundesregierung darf es nicht mehr zulassen, dass Bemühungen zum Bürokratieabbau im Sande verlaufen. Das war in den zurückliegenden Jahren viel zu häufig der Fall. Ihr Blick muss sich auch nach Brüssel richten, denn ein großer Teil der belastenden Berichts- und Dokumentationspflichten hat dort seinen Ursprung.“
Besonders unzufrieden mit dem laufenden Geschäft sind Unternehmen aus den Bereichen Einzelhandel, Groß- und Außenhandel sowie Hotellerie und Gastronomie. Industrie sowie Verkehrs- und Logistikdienstleitungen bewerten die aktuellen Geschäfte leicht negativ, die Sonstigen Dienstleistungen neutral bis leicht positiv. Für den weiteren Jahresverlauf kommen vergleichsweise schlechte Prognosen aus der Hotellerie und Gastronomie, dem Groß- und Außenhandel und den Verkehrs- und Logistikdienstleistungen. Das Baugewerbe blickt vergleichsweise positiv auf die kommenden Monate. Alles in allem steigt der Handelskammer-Konjunkturindikator für die Wirtschaft im Land Bremen um +5 auf aktuell 82 Punkte. Er liegt also weiterhin deutlich unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 97 Punkten.
Geschäftsklima in der Stadt Bremen
In der Stadt Bremen wird die aktuelle Geschäftslage insgesamt etwas besser eingeschätzt als im vorherigen Quartal. Zwar melden Handel, Hotellerie und Gastronomie eine schlechte Lage, etwas besser – wenn auch nach wie vor negativ – ist die Einschätzung aber in den Industriebetrieben. Das Baugewerbe, die Verkehrs- und Logistikdienstleistungen sowie die Sonstigen Dienstleistungen bewerten ihr laufendes Geschäft neutral bis leicht positiv. In der stadtbremischen Wirtschaft zeigt sich die Stimmung daher insgesamt etwas weniger eingetrübt als im vorherigen Quartal. Dennoch bleiben die Investitionsplanungen zurückhaltend; die Personalplanungen dürften rückläufig werden. Der Handelskammer-Konjunkturindikator steigt um +7 auf 82 Punkte – unverändert deutlich unter dem Zehn-Jahres-Mittelwert von 98 Punkten.
Geschäftsklima in der Stadt Bremerhaven
Zum Jahresbeginn hatten sich die Unternehmen in der Seestadt zu ihrer Lage noch etwas positiver geäußert. In der Summe bewerten sie jetzt ihre aktuellen Geschäfte überwiegend negativ. Vor allem aus Handel und Dienstleistungen werden schlechtere Geschäfte gemeldet. Etwas verbessert haben sich die Einschätzungen im Produzierenden Gewerbe, das die aktuelle Lage neutral bis leicht positiv einschätzt. Investitions- und Personalplanungen der befragten Unternehmen bleiben restriktiv. Geschäftslage und Geschäftserwartungen zusammengenommen, sinkt der Handelskammer-Konjunkturindikator für die Wirtschaft in Bremerhaven um +6 auf 84 Punkte (Zehn-Jahres-Mittelwert: 95 Punkte).

Geschäftsklima nach Branchen
Das laufende Geschäft in der bremischen Industrie wird insgesamt etwas besser als im Vorquartal bewertet, liegt per Saldo aber noch immer leicht im negativen Bereich. Für die kommenden Monate haben die Exporterwartungen insgesamt wieder nachgelassen. Mit der verbesserten momentanen Lage, aber zugleich nachlassenden Erwartungen bleibt der Indikator für die Industrie-Konjunktur im Land Bremen unverändert bei 96 Punkten und damit leicht unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 99 Punkten.
Das laufende Geschäft wird vom Baugewerbe schlechter bewertet als im vorangegangen Quartal. Die Zahl der neuen Aufträge ist gesunken, gleichzeitig haben sich die Erwartungen aber deutlich verbessert und fallen in der Summe wieder leicht positiv aus. Daher steigt der Konjunktur-Indikator für die Bauwirtschaft im Land Bremen um +55 auf 104 Punkte, also leicht über den zehnjährigen Mittelwert von 101 Punkten.
Sowohl im stationären Geschäft als auch im Online-Geschäft meldet der Einzelhandel einen Rückgang der Umsätze. Jedoch haben sich die Prognosen für die kommenden Monate verbessert. Insbesondere online rechnen die Unternehmen mit zunehmenden Umsätzen. Angesichts des unverändert schwachen Inlandskonsums und hoher Kostenbelastungen bleiben die Erwartungen im bremischen Einzelhandel leicht negativ. Der Indikator steigt um +5 auf 82 Punkte (Zehn-Jahres-Mittel: 89 Punkte).
Der Groß- und Außenhandel im Land Bremen meldet im Inlands- und im Auslandsgeschäft im ersten Quartal rückläufige Umsätze. Auch in den kommenden Monaten rechnen die Unternehmen mit einer negativen Umsatzentwicklung. Der Konjunktur-Indikator bleibt mit 60 Punkten daher weiterhin deutlich unter dem Zehn-Jahres-Mittel von 88 Punkten.
In den Verkehrs- und Logistikdienstleistungen hat sich das laufende Geschäft im Vergleich zum Jahresbeginn wieder verschlechtert und wird von den Unternehmen insgesamt negativ bewertet. Häufiger positiv fallen allerdings die Erwartungen für die kommenden Monate aus. Daher steigt der Konjunkturindex erneut um +9 auf 81 Punkte (10-Jahres-Mittel: 96 Punkte).
Das Geschäftsklima in Hotellerie und Gastronomie trübt sich weiter ein. In beiden Bereichen registrieren die Unternehmen seit Jahresbeginn meist rückläufige Umsätze. Auch für die kommenden Monaten sind Hoteliers und Gastronomen wenig zuversichtlich. Zum dritten Mal in Folge sinkt der Konjunkturindikator auf jetzt 22 Punkte (Mittel: 72 Punkte).
Die Kreditinstitute bewerten das aktuelle Geschäft noch überwiegend positiv, gehen aber angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums von verschlechterten Rahmenbedingungen für ihre Geschäfte aus.
In den Sonstigen Dienstleistungen bleibt die Stimmung gedämpft. Das laufende Geschäft wird insgesamt unverändert neutral bis leicht positiv bewertet. Die Zahl der Neuaufträge ist weiterhin rückläufig. Gleichbleibende Geschäftslage und Geschäftserwartungen zusammengenommen, steigt der Handelskammer-Konjunkturindikator um +9 auf 90 Punkte (Zehn-Jahres-Mittel: 108).
Den vollständigen Konjunkturbericht für das Frühjahr 2025 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 226 KB) können Sie als PDF herunterladen.