Personalentwicklung beginnt am ersten Arbeitstag

Das Personalgeschäft hat sich in den letzten Jahren verändert. Der demografische Wandel ist überraschend doch gekommen und die Digitalisierungsversprechen sind noch nicht eingelöst. Die Situation ist dramatisch: Ging es früher darum, aus der Vielzahl der Bewerbungen die richtigen Personen auszuwählen, bleiben heute viele Stellen unbesetzt. Lange Vakanzen werden zur Normalität. Unternehmen müssen sehr viel mehr ins Personalmarketing investieren, über regionale Grenzen hinweg rekrutieren, auch Quereinsteiger akzeptieren, und in ihren Prozessen schneller werden, um erfolgreich zu sein.
Die Kosten der Rekrutierung sind hoch, aber hat man dann jemanden gefunden, der zusagt, heißt es direkt am Ball bleiben und binden! Gewonnenes Personal springt ab, oft sogar vor dem ersten Arbeitstag. Die indirekten Kosten sind immens – für Personalauswahl, Einarbeitung auf kollegialer Ebene, Auswirkungen auf das Arbeitgeberimage. Ein Mitarbeitendenjahresgehalt ist im Durchschnitt anzusetzen.
Daher: Der Stellenwert von Onboardingprozessen muss wachsen. Gerade in den ersten Wochen und Monaten am neuen Arbeitsplatz müssen sich die Neueingestellten sowohl fachlich beweisen als auch in das soziale Gefüge der Organisation integrieren, die gelebte organisationale Kultur entdecken und die zahlreichen administrativen Aufgaben bewältigen. Digitale Onbording-Tools und bewährte Vorgehensweisen können helfen, die Akteure (Führungskräfte, Geschäftsführung, Personalabteilung, IT, Kollegen, Paten) einzubinden und den Prozess zu systematisieren.
Da es oft nicht mehr den perfekten Kandidaten gibt, muss vom ersten Tag an aktiv Personalentwicklung betrieben werden. Zunehmend müssen Unternehmen aber auch die zu besetzende Stelle so gestalten, dass sie zu der Person passt und nicht andersherum. Das kann auch bedeuten, dass möglicherweise Teamaufgaben ganz anders verteilt werden.
Unsere Interviews mit neueingestellten Mitarbeitenden zeigen, dass hier in der Region noch sehr viel Luft nach oben ist. Und die Kür: Beim Onboarding sollte nicht nur daran gedacht werden, neue Mitarbeitende passfähig für die Organisation zu machen, sondern auch ihren frischen Blick und Ideen für Innovationsprozesse zu nutzen.