Neues Leben in der Braunschweig City – mit der Walt-Disney-Strategie

Der zunehmende Leerstand in den Innenstädten ist ein wachsendes Problem, das sowohl die lokale Wirtschaft als auch das Stadtbild beeinträchtigt. Doch Leerstand muss nicht gleich als unausweichliches Schicksal hingenommen werden. Vielmehr erfordert es innovative Lösungsansätze, die den Weg für eine lebendige und zukunftsfähige Innenstadt ebnen. Ein vielversprechender Ansatz ist zum Beispiel die baldige Revitalisierung des ehemaligen Karstadt-Gewandhauses im Kontext des neuen „Haus der Musik“. Als Kulturzentrum wird die noch vakante Immobilie als Konzertsaal, Musikschule und Veranstaltungsort dienen und die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrem urbanen Raum stärken und die Innenstadt so als lebendige Mitte etablieren.
Die Nähe zur Technischen Universität bietet zudem enorme Chancen zur Nutzung von Leerständen. Forschungseinrichtungen, Institute oder auch Innovationszentren könnten die Innenstadt in erheblichem Maße bereichern und so die Löwenstadt zu einer echten Studentenstadt aufsteigen lassen und damit die Stadt vor allem für junge Menschen und Unternehmen noch attraktiver machen. Als Beispiel sei an dieser Stelle das Wissenschaftsschaufenster „Science and Art Lab“ der TU im Waisenhausdamm 8 genannt.
Immobilieneigentümer sind sensibilisiert dafür, dass die Mieten von morgen gegebenenfalls nicht mehr die Renditen von gestern bringen – hier ist ein Umdenken erforderlich und insbesondere die finanzstarken Besitzer sind gefragt, Verantwortung für die Innenstadt zu tragen. Fördermittel aus dem Stadtumbau oder der Städtebauförderung sollten bereitgestellt werden, um Eigentümer bei Umbauarbeiten von Leerständen zu unterstützen und den vollständigen oder teilweisen Rückbau von obsoleten Immobilien zu ermöglichen, um für die Realisierung neuer Ideen Raum zu schaffen.
Für die Lösung der Leerstandsprobleme ist eine kreative Herangehensweise hilfreich, die in der nach Walt Disney benannten Strategie mit Visionären, Kritikern und Realisten einen passenden Ansatz bietet: Zunächst sind Visionäre gefragt, um zukunftsträchtige Ideen zu entwickeln. Dann folgen die Kritiker, die die Ideen hinsichtlich ihrer Machbarkeit erörtern. Abschließend setzen die Realisten die Lösungen nach notwendigen Anpassungen um. Diese Methode könnte sich über kurz oder lang als echter Gamechanger erweisen.
Die Leerstände im Braunschweiger Kern bieten eine unverkennbare Chance, die Stadt auf die Herausforderungen von morgen vorzubereiten. Die Innenstadt kann nicht nur wirtschaftlich revitalisiert, sondern auch als kultureller, wissenschaftlicher Mittelpunkt und Wohnstandort gestärkt werden. In enger Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und insbesondere den Immobilieneigentümern kann sich unsere Stadt als Modell für moderne, multifunktionale Zentren stark machen.