Generation Z meets das zweit-älteste Gewerbe

Mit einem Alter von 38 Jahren gehöre ich wohl zu der letzten Generation, die noch die sagenumwobene alte Garde der Gastronomie kennengelernt hat. Lange Arbeitszeiten und ein rauer Ton waren selbstverständlich. Heutzutage sehen wir Gastronomen uns hautnah mit neuen Herausforderungen konfrontiert, die sich nahezu für alle Branchen in der aktuellen Situation ergeben.
Die spannendste Herausforderung bleibt dabei aus meiner Sicht der Mensch selbst und im Falle der Gastronomie die Generation Z. Also die jungen Menschen, die heute auf den Arbeitsmarkt drängen, die nicht nur durch Covid-19 geprägt sind, sondern ohnehin ganz spezifische Bedürfnisse und Erwartungen haben – vor allem an ihr Umfeld und dazu noch in einer weitestgehend digitalen Welt groß geworden sind. Sollten wir als Gastronomen nicht die Chance ergreifen, von der Vielfalt und den innovativen Ideen dieser Generation zu profitieren?
Die Kernfrage, die sich mir stellt: Welche Bedürfnisse haben die jungen Menschen überhaupt? Die Prioritäten haben sich verschoben: Statt einem sicheren Arbeitsplatz und guter Entlohnung stehen nun oft Flexibilität und Freiheit, Work-Life-Balance und Individualität an erster Stelle. In DER Dienstleistungsbranche? Bei Krankheit oder Urlaub macht die Arbeit keine Pause. Wer bringt bei Einführung der Viertagewoche am fünften Tag das Bier an den Tisch? Aus dem Homeoffice wird es auch schwierig. Wie lässt sich die Vereinbarkeit von persönlichen Prioritäten und persönlichem Kontakt zum Gast erzielen? Unser Ziel muss sein, die Emotionen, das Erleben von Genuss und Gastfreundschaft in der Gastronomie auch an die deutlich digitalere Generation weiterzugeben.
Der persönliche Kontakt und die menschliche Interaktion sind der Hauptgrund, ins Restaurant oder in die Kneipe zu gehen, neben mangelnder Lust zum Kochen. Hier müssen wir als Arbeitgeber ansetzen und junge Mitarbeitende ermutigen, ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten zu entwickeln und authentische Beziehungen zu unseren Gästen aufzubauen. Ein freundliches Lächeln, eine persönliche Empfehlung und ein herzlicher Umgang können den Unterschied am Gast machen und eine nachhaltige positive Erfahrung schaffen.
Indem wir die veränderten Bedürfnisse der jungen Mitarbeitenden ernst nehmen, digitale Lösungen einsetzen und gleichzeitig auf den persönlichen Kontakt setzen, können wir junge Mitarbeitende gewinnen und langfristig binden.
Denn, ein Lächeln hat noch nie etwas gekostet.
5/2023