Der perfekte Job

Weil ihn der Umgang mit metallischen Werkstoffen fasziniert, ist Dr.-Ing. Gero Frischkorn nicht nur beratend tätig, sondern fasst oft auch selbst in der Werkhalle mit an. Nach einem kräftezehrenden Beginn hat sein Start-up MAC Frischkorn zügig Fahrt aufgenommen.
Es gibt Menschen, die regelrecht ins Schwärmen geraten, wenn sie von ihrem Beruf erzählen. Einer von ihnen ist Gero Frischkorn. „Ich stehe jeden Morgen sehr gern auf, weil ich es mir nicht schöner vorstellen könnte“, versichert der Gründer und Inhaber der Firma Material Analytics & Consulting (MAC) Frischkorn glaubhaft. Seit dem Jahr 2019 ist der heute 32-Jährige sein eigener Chef.
Nach seinem Studium in BWL bzw. Technischer BWL an der TU Clausthal-Zellerfeld promovierte Frischkorn im Ingenieursbereich. In seiner Doktorarbeit ging es um die „tribologischen Eigenschaften von Titan“, also darum, wie sich das Metall gegenüber Reibung und Verschleiß behauptet. Über die Qualität von Titan und Titanlegierungen hat sich Frischkorn eine große Expertise angeeignet. Er berichtet etwa von der Korrosionsbeständigkeit und weiß um die hohe Festigkeit bei einem vergleichsweise geringen Gewicht. Sein Wissen über die Beschaffenheit des Materials und darüber, wie man es etwa durch spezielle Wärme- oder mechanische Oberflächenbehandlungen an das zukünftige Einsatzgebiet zielgerichtet anpasst, lässt er in sein Start-up einfließen, das sich mit der Prüfung und Optimierung von Werkstoffen wie Aluminium oder eben Titan beschäftigt.

Viel Know-how im Oberharz

In Clausthal-Zellerfeld, der alten Bergarbeiterstadt im Harz, aufgewachsen, wurde Gero Frischkorn das Interesse an Werkstoffen aus Metall quasi von Haus aus mitgegeben.
Sein Stiefvater war viele Jahre lang Direktor am Institut für angewandte Werkstoffkunde und Werkstofftechnik der dortigen TU. Der Routinier ist für den Gründer stets ein „wertvoller Berater“ für alle Fragen, die sich mit Werkstoffkunde im Allgemeinen und Titanlegierungen im Besonderen beschäftigen. So wie sein Stiefvater seien ihm auch andere Experten der Technischen Universität eine große Stütze. „Wir haben hier in Clausthal-Zellerfeld ein sehr tiefgehendes Know-how und sehr kompetente Leute, die wissen, was sie tun“, lobt der Gründer das geballte Wissen an der kleinen Hochschule im Oberharz, auf das er mit seinem Unternehmen, das im Gründungszentrum ansässig ist, immer wieder gern zurückgreift. Da wundert es nicht, dass die Kooperation mit dem Institut für Schweißtechnik und Trennende Fertigungsverfahren (ISAF) ein tragender Stützpfeiler seines jungen Unternehmens ist – nicht nur wegen der geballten Kompetenz, sondern auch wegen des umfangreichen Maschinenparks, auf den er zurückgreift.
Frischkorn war es wichtig, mit seinem Start-up nicht nur als Ingenieurbüro beratend tätig zu sein, sondern auch selbst mit dem Material zu arbeiten und tiefer in den Wertschöpfungsprozess einzudringen. Heute berät der Chef eines vierköpfigen Teams nicht nur Kunden in allen Fragen rund um Titan- und Aluminiumteile, sondern beliefert sie auch mit qualitativ hochwertigem Material, entweder in Form von rohem Halbzeug oder mit bereits behandelten, verfestigten und geformten Bauteilen. „Das ist das wundervolle an meinem Job: dass ich nicht nur im Büro arbeite, sondern auch in der Halle selbst Hand anlege oder auf Spurensuche gehe, wenn es ein Problem gibt“, sagt der junge Mann, der mittlerweile mit seiner Frau und einem kleinen Sohn in Meine im Landkreis Gifhorn wohnt. Und er stellt mit Befriedigung fest, dass diese Arbeitsrealität seiner anfänglichen Vorstellung vom „perfekten Job“ sehr nahekomme.

Die Firma soll Schritt für Schritt wachsen

Dabei war es zu Beginn kein Zuckerschlecken. Im Jahr 2018 trafen Promotion, Hauskauf und Umzug sowie die Geburt des Sohnes zusammen – und dazu dann noch die Vorbereitung der Unternehmensgründung, die sich als eine durchaus harte Nuss erwies. „Ich musste bei Null anfangen“, berichtet Frischkorn von den bürokratischen, juristischen und finanziellen Hürden und Fragestellungen, mit denen man als Gründer anfangs so konfrontiert wird – und über die man in seinem Fachstudium zumeist wenig bis gar nichts lernt. „Ich bin eigentlich ein Eigenbrötler“, erklärt er zurückblickend, „aber bei so etwas ist das Gründungszentrum wirklich sehr hilfreich.“
Mit Blick auf seine Auftragsbücher kann Frischkorn heute nur Positives berichten. Die ersten seiner Kunden, die nicht selten in der Automobilbranche, der Luftfahrt oder der Medizintechnik zu Hause sind, haben nach seiner Gründung nicht lange auf sich warten lassen. Dabei half seine gute Vernetzung in der Region und Mundpropaganda, und so „haben wir mittlerweile beinahe mehr zu tun, als wir eigentlich wollen“, wie er sagt. Zuletzt seien auch immer größere Aufträge hinzugekommen. Das Wachstum, so betont er, solle aber weiterhin organisch vonstattengehen, Schritt für Schritt. Denn dem Gründer aus dem Harz, der momentan drei Mitarbeiter, darunter auch seine Frau Katja Heinecke, beschäftigt, sich aber auch bereits nach Verstärkung umsieht, ist eines am allerwichtigsten: dass ihm sein Job, der Umgang mit Kunden und Werkstoffen auch in Zukunft noch genau so viel Spaß macht wie heute.
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