Innovation trifft Abenteuer

Urlaube oder Kurztrips mit Kleinbus oder Campervan liegen voll im Trend. Das Braunschweiger Start-up pepe4ideas sorgt mit seiner individuellen, an Fahrzeugkonturen angepassten Inneneinrichtung für den nötigen Komfort.
Möbel tischlert Jan Peters bereits seit seinem 13. Lebensjahr. „Damals wollte ich für mein Zimmer eine Einrichtung, die ein bisschen außergewöhnlich war“, erinnert sich der gebürtige Braunschweiger, der schon seit Jahrzehnten in Wolfenbüttel lebt. „Weil man das aber nicht bezahlen konnte, habe ich sie selber gebaut.“ Das Erschaffen einzigartiger Möbelstücke blieb für ihn aber lange Zeit nur ein Hobby. Als gelernter Kommunikationselektroniker arbeitete der heute 53-Jährige bis in die 2020er-Jahre hinein bei einem VW-Zulieferer – als Projektleiter in der Kabelbaum-Entwicklung.
Das Produkt wird vom Markt angenommen und akzeptiert.

Jan Peters

Die Dinge änderten sich, als Peters’ Hobby der Möbelentwicklung auf eine weitere Leidenschaft traf – das „Vanlife“, also den Urlaub im Campervan. Mit seiner Frau ­Karina, mit der er im Oktober 2022 schließlich auch sein Unternehmen pepe4ideas gründen sollte, lieh er sich zunächst Wohnmobile oder Wohnwagen aus. „Später kam dann auch ein Bulli dazu. Das fanden wir deutlich besser, weil man damit eigentlich viel flexibler unterwegs ist“, erzählt der Gründer. Wenig später begann er damit, für seinen eigenen Bulli maßgeschneiderte und herausnehmbare modulare Möbel zu gestalten, um ihn zum Campervan umzubauen. In 2000 Arbeitsstunden entstand ein erster Prototyp, der auf Wohnmobilstellplätzen schnell das Interesse anderer „Vanlifer“ auf sich zog. Auch auf einer Online-Vermietungsplattform, wo Peters den Bulli fortan einstellte, war dieser heiß begehrt. Nicht selten, erinnert er sich, bekam er Kaufanfragen für den auf Urlaub getrimmten VW-Bus.

„Schmaler, nachhaltiger und leichter“ als andere Van-Möbel

Was zunächst als Tüftelei zum eigenen Vergnügen begonnen hatte, entwickelte sich nun zur Geschäftsidee. „Ich habe mir überlegt: Wie können wir diesen Prototypen einfacher produzieren und skalieren?“, zitiert Peters die damals entscheidende Frage, auf die er schon bald Antworten finden sollte.
Ein Werkstattbesuch im Sommer 2025, in einem Gewerbepark im Braunschweiger Stadtteil Kralenriede: Während eine computergesteuerte Fräsmaschine nach den Design-Plänen von Jan ­Peters geräuschvoll und scheinbar unermüdlich an neuen Van-Möbeln arbeitet, demonstriert mir der Hausherr und Gründer von ­pepe4ideas seine fertigen Produkte im Einsatz – nämlich in einem T6-Bulli von Volkswagen. Die Module, die beiden wichtigsten und größten heißen FlexFLIP und CargoDREAM, machen auf Anhieb einen hochwertigen Eindruck. Das Birkenholz stammt aus Finnland, die Möbel seien „schmaler, nachhaltiger und leichter“ als die Produkte anderer Anbieter, ist Peters überzeugt.

Beim Designprozess kommt auch schon mal Lego zum Einsatz

Das FlexFLIP ist ein Küchenmodul, komplett mit zwei Kochstellen, Schränken, Edelstahlspülbecken, Wasserkanistern, Klapp-­Schiebe-Tisch und einer Kompressorkühlbox. Ein tolles Detail: Bei geöffneter Schiebetür lassen sich die Kochstellen mit wenigen Handgriffen nach außen klappen, so dass bei schönem Wetter auch außerhalb des Vans gebrutzelt werden kann. Das ­CargoDREAM hingegen ist der Schlafplatz im Kleinbus, entweder als Einzelbett oder ausgeklappt als Doppelbett, der zudem auch viel Stauraum bietet. Kundinnen und Kunden können die Module in ihrem Bus ganz leicht ein- und wieder ausbauen. Das sei auch ein wichtiger Faktor in Sachen Nachhaltigkeit, findet Peters, denn letztlich bedeute jedes Kilogramm, das man unnötigerweise mit sich herumfährt, mehr Benzin- oder Stromverbrauch.
Entworfen hat Peters die Module, zu denen auch noch das ­CargoSOFA gehört, übrigens allein und mit durchaus unerwarteten Hilfsmitteln. Denn bevor er seine Baupläne am Rechner erstellt und schließlich als Prototypen entwirft, „baue ich alles zunächst noch einmal aus Lego-Technik“, verrät der Tüftler.
Seit Ende 2023 ist pepe4ideas mit seinen Van-Möbeln, maßgeschneidert für allerlei unterschiedliche Fahrzeugmarken und -modelle, am Markt. Neben Design, Produktion und Vertrieb musste sich Peters von da an auch einem Bereich widmen, in dem er zuvor, als Projektleiter im Automobilbereich, noch keine Erfahrung gesammelt hatte: dem Marketing. Eine Werbekampagne und ­Social-Media-Aktivitäten wurden angestoßen und dazu, wie in der Camping-Branche unabdingbar, Events und Messen besucht. „So haben wir uns in der ,Vanlife’-Szene bekannt gemacht und im Endkundenmarkt bisher auch gut verkauft“, berichtet der Geschäftsführer über die ersten Jahre des jungen Unternehmens, in dem neben seiner Ehefrau auch seine beiden Söhne, insbesondere der ältere, Levin, schon mal mit anpacken.

Gründer Peters ist selbst leidenschaftlicher „Vanlifer“

Jan Peters weiß, was Camping-Urlauber sich in ihrem Van wünschen – schließlich sind er und seine Frau selbst leidenschaftlich mit dem Kleinbus unterwegs. „Wir sind Italien- und Kroatien-Fans“, nennt er seine favorisierten Destinationen, zu denen sich spätestens seit der Pandemie aber auch so manche schöne Region in Deutschland gesellt hat. Auf seinen Social-­Media-Auftritten sieht man den mit pepe4ideas-Möbeln ausgestatteten Campervan etwa bei einer entspannten Auszeit am Schliersee in den bayerischen Alpen.
Auch seine Start-up-Reise hat Peters bereits viele Abenteuer beschert. Da waren tolle Momente und Erfahrungen, etwa die ersten Verkäufe, der große Zuspruch bei Messen und Präsentationen oder die wertvollen Eindrücke und Lektionen beim komplett absolvierten Gründerprogramm der Braunschweig Zukunft GmbH. Doch auch Rückschläge gab es. Fast schon unterschriebene Verträge mit ersten Geschäftskunden platzten, so dass der ambitionierte Gründer etwas zurückrudern und sogar zwei Angestellte, die er zwischenzeitlich beschäftigt hatte, wieder entlassen musste. „Wir haben die Wirtschaftskrise wirklich gemerkt“, sagt Peters dazu.
Ich habe mir überlegt:
Wie können wir diesen Prototypen einfacher produzieren und skalieren?

Jan Peters

Der Clou ist der schnelle Ein- und Ausbau

Seine Zuversicht lässt sich der Wolfenbütteler durch diese Rückschläge aber nicht nehmen. „Das Produkt wird vom Markt angenommen und akzeptiert“, betont er. Vor allem die Tatsache, die Module „innerhalb von 30 Minuten rückstandslos wieder aus dem Fahrzeug entfernen“ zu können, zusammen mit dem Umstand, dass kein Modulteil schwerer als 25 Kilogramm sei und somit von nur einer Person ein- und ausgebaut werden könne, gibt den pepe4ideas-­Komponenten ein Alleinstellungsmerkmal, das den Gründer optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Außerdem lassen die multifunktionalen Module, da sie relativ wenig Fläche belegen, Platz für eine großzügige Durchlademöglichkeit im Kleinbus, etwa für Fahrräder, Einkäufe aus dem Möbelhaus oder auch ein SUP-Board.
Wo also soll die Reise für pepe4ideas hingehen? Weiterhin blickt sich der Firmen­gründer nach B2B-­Partnern und nach Investoren um. Ein Ziel von ­Peters ist es außerdem, die Module in Zukunft auch als Bausatz anzubieten, wie man es ja auch von anderen Möbeln kennt – inklusive einer Anleitung. Für die Kundschaft würde das niedrigere Preise bedeuten; und für den Möbelentwickler aus Leidenschaft, dass er gewiss in der Lage wäre, deutlich mehr als die bislang etwa 50 Module pro Jahr zu produzieren.
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7/2025