Move Payment – Schritt für Schritt zur etablierten Marke

Wer glaubt, dass Anbieter von mobilen Bezahlsystemen nur im Silicon Valley zu Hause sind, irrt. Mit der Move Payment GmbH schwingt sich ein Start-up auf, den Fintech-Markt von Braunschweig aus zu erobern.
Die Nachricht schien bestehende Ängste zu bestätigen: „Sicherheitssystem ausgefallen – PayPal-Zahlungen in Milliarden­höhe gestoppt“, hieß es am 27. August 2025 etwa auf tagesschau.de. Und nicht nur dort, sondern weltweit wurde über mutmaßliche Sicherheitslücken beim US-Zahlungsdienstleister berichtet. Schnell stand hierzulande eine schon lange diskutierte Frage im Mittelpunkt: Sind wir zu abhängig von ausländischen bzw. amerikanischen Finanzdienstleistern?
Mohamed Seddiki gibt auf diese Frage eine eindeutige Antwort. „Deutschland und Europa brauchen etwas Eigenes“, sagt der Braunschweiger unmissverständlich. „Uns gibt der Vorfall die Bestätigung, dass wir mit unserer Idee richtig lagen. Die Zukunft wird sein, dass Europa und Deutschland ihre eigenen Zahlungsmethoden haben.“ Nicht zuletzt mit Blick auf die wirtschaftspolitischen Alleingänge der USA unter der Trump-Regierung seien heimische bzw. europäische Lösungen im Finanzbereich notwendig, betont er.
Unsere Roadmap ist voll mit Features und Funktionen.

Mohamed Seddiki

Die Idee, von der Seddiki spricht, bezieht sich auf ein junges Unternehmen, das er vor noch nicht einmal zwei Jahren gegründet hat und das sich gerade erst aufschwingt, im zunehmend umkämpften Markt der Finanzdienstleister mitzumischen. Die Move Payment GmbH gibt es seit Januar 2024. Zunächst kam eine kostenlos nutzbare App für Privatnutzer auf den Markt, seit April 2025 akquiriert die Firma nun auch Kunden im B2B-Bereich. Natürlich gab es davor viel zu tun, vom Erstellen des Konzepts bis zur praktischen Umsetzung, aber auch ganz viel Recherche hinsichtlich rechtlicher Fragen und – unerlässlich für einen Zahlungsdienst­leister – den Erwerb der Partnerlizenz eines europäischen Geldinstituts. Ohne den bürokratischen Aufwand bei der Gründung etwa eines Ladengeschäfts kleinreden zu wollen: Der Launch eines Fintech-Unternehmens, mit all den Regularien allein im Bereich Sicherheit, ist dann doch noch einmal ein ganz anderes Unterfangen.

Bereits mit 17 das erste Start-up gegründet

Um die Move Payment GmbH (kurz: Move) nicht nur virtuell in der App oder auf movepayment.eu, sondern auch in ihren Büroräumen zu besuchen, geht man dorthin, wo Braunschweig vielleicht am urbansten daherkommt. Direkt am Bohlweg, dort, wo das Leben der Löwenstadt am fühlbarsten pulsiert, schlägt auch das Herz des neuen Zahlungsdienstleisters „Made in Braunschweig“. Ein eher unscheinbares Treppenhaus führt zu gleich mehreren Unternehmen, die von Mohamed Seddiki gegründet wurden – neben Move sind das eine Sprachschule und eine Personalvermittlung. Trifft man den Gründer dann in seinen Firmenräumen, wirkt er ganz so, wie man sich einen leidenschaftlichen Entrepreneur vorstellt: smart, extrovertiert, sympathisch und brennend für seine Ideen schildert der 40-Jährige seine Laufbahn bis zu diesem Zeitpunkt. Wie er vor 23 Jahren nach Braunschweig kam, nachdem er in seiner Heimat Tunesien mit 17 Jahren bereits erste unternehmerische Erfahrungen mit einem Internetcafé gesammelt hatte. Wie er in Braunschweig die deutsche Sprache erlernte, in Hannover studierte und danach zunächst rund acht Jahre für Volkswagen arbeitete, ehe es ihn schließlich in die Selbstständigkeit zog.
Wenn Seddiki über sein jüngstes Start-up Move spricht, ist seine Begeisterung nicht zu überhören. „Bei uns landet das Geld an 365 Tagen im Jahr – egal ob Tag oder Nacht – in Echtzeit auf dem Konto“, nennt er einen der Vorteile seines Payment-Systems, das nicht auf Drittanbieter angewiesen sei und beispielsweise auch Zahlungen über QR-Codes oder Zahlungslinks ermögliche – mit, aber auch ohne Nutzung einer App. Auch das Teilen gemeinsamer Rechnungen, etwa im Taxi oder Restaurant, sei bequem möglich. Ein großer Vorteil für (Online-)Shops sei außerdem das zügige Onboarding: So lasse sich die Move-Zahlungsmethode in Minutenschnelle auf der Checkout-Seite integrieren; auch das Dashboard sei ruckzuck eingerichtet und biete dem Händler sämtliche benötigten Business-Funktionen.

Mit bewährten Strategien will Move Marktanteile erobern

Natürlich weiß Seddiki, dass der Markt der Zahlungsanbieter umkämpft ist und am Ende nicht alle überleben werden. Aus der Ruhe bringen lässt er sich davon aber nicht, obwohl er viel Geld investiert hat. „Wenn man einmal Entrepreneur ist, dann ist diese Angst weg. Dann gibt es nur noch Ziele, die man erreichen will – vor allem, wenn man ein Team und Kunden hat, die an die Idee glauben.“ Auch seine bisherigen erfolgreichen Gründungen stimmen ihn zuversichtlich: „Wir glauben an unsere Strategien, egal in welchem Business. Wir machen es Schritt für Schritt, aber solide. So sind wir sicher, dass wir zum Ziel kommen.“ Dass Move derzeit noch ein kleiner Player ist, könne in dieser frühen Unternehmensphase sogar ein Vorteil sein, glaubt Alina ­Zapisochna. „Bei uns geht es sehr familiär zu. Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Kunden, und Support-Anfragen werden sofort beantwortet“, betont die Mitarbeiterin, die bei Move federführend für Marketing und Vertrieb zuständig ist.
Auf der anderen Seite sei Feedback auch eine ganz wichtige Hilfe, um noch besser zu werden. „Wir müssen wissen: Was braucht der Kunde?“, stellt Seddiki klar. „Und wir haben schon enorm viel Feedback bekommen, das unser System immer besser gemacht hat.“

Gründer Seddiki mangelt es nicht an neuen Ideen

Tatsächlich ruht sich Move nicht auf seinem bisherigen technischen Stand aus. „Unsere Roadmap ist voll mit Features und Funktionen“, sagt der Gründer und Geschäftsführer. Beispiele dafür nennt er einige. So ist im September die Crossborder-Payment-Funktion scharfgeschaltet worden, mit der gebührenfreie und schnelle Überweisungen in afrikanische oder auch asiatische Länder möglich sein sollen. Auch für die Zukunft ist ­Seddikis Köcher voll mit Ideen: eine „Buy now, pay later“-Lösung, eine neue Methode des Lastschriftverfahrens, Mikrokredite, eine eigene E-Money-Lizenz oder gar das Anbieten von Konten mit eigener IBAN sind nur einige der Pläne, mit denen der Gründer liebäugelt.
Wenn man einmal Entrepreneur ist, dann ist diese Angst weg. Dann gibt es nur noch Ziele, die man erreichen will.

Mohamed Seddiki

Zunächst geht es natürlich aber auch primär darum, zu wachsen und mehr Kunden und User von Move zu überzeugen. Von April bis Anfang September hatte das Unternehmen bereits rund 150 (Online-)Shops akquiriert, bei denen man nun mit der Braunschweiger Bezahlmethode einkaufen kann. Am besten funktioniere direkter Vertrieb – per Zoom-Call oder am guten alten Telefon, berichtet Alina ­Zapisochna. Anfangs habe man es in Braunschweig sogar mit Tür-zu-Tür-Vertrieb versucht. „Das funktioniert auch, aber dafür bräuchten wir ein Team von 20 Vertrieblern“, sagt sie. Derzeit verfügt die Move Payment GmbH nur über ein kleines Team, auf das Seddiki aber sehr stolz ist.

Investoren sollten nicht nur finanzielle Unterstützung bieten

Eine Plakatkampagne in Braunschweig, die mit witzigen Claims („Krötenwanderung“) für Aufmerksamkeit sorgte, sehen die beiden Move-Macher heute als Learning. „Die Kampagne war wirklich cool und lustig, wurde positiv angenommen, und wir haben gutes Feedback bekommen“, erinnert sich die Marketingchefin. Allerdings sei sie, gemessen am Ergebnis, auch recht kostenintensiv gewesen.
Seit Ende September ist das Braunschweiger Fintech-Start-up nun aktiv auf Investorensuche. „Wir haben bewusst nicht von Anfang an gesucht, sondern wollten erst zeigen, dass es am Markt einen Bedarf gibt“, erklärt der Move-Chef. „Die Nachfrage ist da, das hat auch der Ausfall von PayPal abermals gezeigt. Und jetzt, wo wir ein ausgereiftes System, Kunden und Transaktionen haben, ist der Moment gekommen, um auf Investoren zuzugehen.“ Neben dem nötigen Kleingeld sollten diese vor allem über Expertise in den Bereichen E-Commerce oder Fintech verfügen und, wenn möglich, auch bestehende Netzwerke mitbringen. Dann könne es auch gelingen, so Seddiki, Move in den kommenden Jahren zu „einer etablierten Marke in Europa und einer echten PayPal-Alternative zu formen“.
cm
8/2025