Wiederansiedlung strategisch bedeutsamer Produktionen von versorgungskritischen Arzneimittel-Wirkstoffen in der EU

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (kurz: BfArM) hat zuletzt zum 27.12.2024 eine Liste von versorgungsrelevanten und versorgungskritischen Wirkstoffen auf rechtlicher Grundlage von § 52b Absatz 3c des Arzneimittelgesetzes (kurz: AMG) veröffentlicht (Quelle: BfArM, letzter Aufruf 11.03.2025).
Demzufolge sind von den insgesamt 524 versorgungsrelevanten Wirkstoffen 257 als versorgungskritisch eingestuft. Grundsätzliche Voraussetzung für die Versorgungsrelevanz eines Wirkstoffes bzw. einer Wirkstoffkombination ist, dass die Arzneimittel verschreibungspflichtig sind, und dass der Wirkstoff für die Gesamtbevölkerung relevant ist. Zu den versorgungsrelevanten und zugleich versorgungskritischen Arzneimittel-Wirkstoffen zählen aktuell unter anderem wichtige Antibiotika-Wirkstoffe (z. B. Amoxicillin), bekannte Wirkstoffe zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung (z. B. Acetylsalicylsäure), verschiedene Insuline oder auch Wirkstoffe, die bei der Behandlung in Verbindung mit onkologischen Erkrankungen benötigt werden (z. B. Tamoxifen). Stehen dringend benötigte Wirkstoffe nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung, drohen Produktionsausfälle in der Arzneimittel-Produktion und führen zu Lieferengpässen bei zum Teil lebenswichtigen Medikamenten. So sind Anfang März 2025 mehr als 500 Human-Arzneimittel mit Lieferengpass in der Datenbank des BfArM registriert (Quelle: PharmNet.Bund, letzter Aufruf 11.03.2025).
Problematisch ist, dass sich die Wirkstoff-Produktion zum überwiegenden Teil ins Ausland verlagert hat - allen voran nach Fernost. Zudem hat auch hier eine Marktkonzentration stattgefunden, sodass zum Teil nur noch sehr wenige Anbieter bestimmte Wirkstoffe für die Arzneimittel-Produktion in die EU liefern.

Forderungen der IHK Braunschweig

Zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit und nicht zuletzt durch zunehmende geopolitische Risiken sollen Produktionskapazitäten für strategisch bedeutsame, versorgungskritische Wirkstoffe zur Arzneimittel-Produktion (vor allem Antibiotika-Wirkstoffe) in der EU aufgebaut werden. Hierfür sollen ausreichend Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig sollen Mindest-Abnahme-Garantien für die benötigten Wirkstoffe die Herstellung in der EU langfristig sichern.
Die Vollversammlung der IHK Braunschweig hat am 28. April 2025 das Positionspapier „Wiederansiedlung strategisch bedeutsamer Produktionen von versorgungskritischen Arzneimittel-Wirkstoffen in der EU“ mit einer Enthaltung beschlossen.
Stand: 25.09.2025