Die Stimmen zum Technologietransferpreis: Thorsten Rehmann

„Ideen halten sich nicht. Es muss etwas mit ihnen getan werden sagte bereits Alfred North Whitehead und trifft damit des Pudels Kern, warum Technologietransfer so immens wichtig ist.”

Peter Peckedraht

Jahrelang wirkte Peter Peckedrath als feste Institution im Bereich der Innovationsberatung der IHK Braunschweig mit und trug dort seine vollumfängliche Überzeugung für neuartige Formen des Wissenstransfers und technologische Innovationen hinein. Der mittlerweile 70-Jährige reflektiert in seinem Kurzrückblick die regionale Bedeutung des Technologietransferpreises und hebt hervor, weshalb dieser Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft eine besondere Rolle zuteilwird.

Rückblick in Dankbarkeit - Erwartungen für die Zukunft – Wo sind Ihre Unterlagen?

Es mögen so um die 300 Bewerbungen gewesen sein, die ich für den Technologietransferpreis der IHK Braunschweig einwerben und für die Jury aufbereiten durfte - ein großer Erfahrungsschatz und eine sehr willkommene Abwechslung meines beruflichen Daseins.
Technologietransfer, insbesondere wenn er sich an potenziellen Märkten orientiert, ist ein äußerst wichtiger Prozess, weil es Unternehmen ermöglicht, Zugang zu neuen Technologien zu erhalten, um ihre Produktivität zu steigern und/oder neue Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Er trägt auch dazu bei, die Wirtschaft zu stärken, indem es die Entstehung von neuen Unternehmen und die Schaffung von Arbeitsplätzen fördert.
Viele Formen des Technologietransfers waren in den Jahren 1985 bis 2019 vertreten, z.B. Gründungen von Spin-off-Unternehmen, Lizensierungen, Joint Ventures, Public Private Partnerships (PPP). Wirksam wurde und wird der Technologietransfer in einer Vielzahl von Branchen. Waren es in der Anfangsphase der 80'er Jahre vornehmlich der Maschinen- und Anlagenbau, Luft und Raumfahrttechnik, Mess- und Prüftechnik innerhalb der produzierenden Industrie, so wandelte sich das Bild im Laufe der Jahre mehr und mehr in Richtung von Anwendungen komplizierter naturwissenschaftlicher Erkenntnisse in marktfähige Produkte und Dienstleistungen, die den transfernehmenden Unternehmen komparative Vorteile im Wettbewerb beschafften.
Die Wirksamkeit des Technologietransfers und die jährlich einmal stattfindende Vergabe des Technologietranferpreises kann beschrieben werden mit dem Sichtbarwerden des in unserer Region entwickelten Technologiepotentials, der Prüfung und Entwicklung von Marktfähigkeiten auf der technologienehmenden Seite, ein gesellschaftlicher Impact zur Beeinflussung rechtlicher und regulatorischer Umstände auf wirtschafts- und forschungspolitischer Ebene der nicht direkt am Transfer unmittelbar beteiligten Institutionen, aber der wohl wichtigste Faktor war, ist und wird immer so bleiben, dass Wissenschaftler, Entwickler und potenzielle Anwender enge Beziehungen aufbauen können, um die Bedürfnisse und Anforderungen der Anwender besser zu verstehen und somit Technologien und wissenschaftliche Erkenntnisse entsprechend anpassen zu können.

Technologietransfer: Was wurde erreicht?

Das Zusammenwirken der IHK Braunschweig mit vielen Institutionen, allen voran den Transferstellen der wissenschaftlichen Institutionen, den jeweiligen Stellen in der Öffentlichkeit, den Vertretungen von Arbeitgebern und auch -nehmern haben über die letzten vier Dekaden Erfolge hervorgebracht, die sich sehen lassen können:
  • Ausbau der Hochschul-Industrie-Beziehungen: In den letzten Jahrzehnten hat es eine Zunahme der Zusammenarbeit zwischen Großforschungseinrichtungen, Universitäten, Fachhochschulen und Unternehmen gegeben, um Wissen und Technologie zwischen diesen Institutionen zu transferieren. Dies hat dazu beigetragen, dass Unternehmen Zugang zu neuesten Forschungsergebnissen und -methoden haben und Hochschulen ihre Forschungsergebnisse in praktischen Anwendungen umsetzen konnten.
  • Stärkung der Innovationsinfrastruktur: In den letzten Jahrzehnten wurde in der Region Braunschweig - Hannover - Wolfsburg viel in die Schaffung von Innovationsinfrastruktur investiert, man denke z.B. an die Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) des DLR, aber auch insbesondere durch die Förderung von Innovationszentren und Technologieparks. Dies hat dazu beigetragen, dass Unternehmen Zugang zu erstklassigen Einrichtungen und Dienstleistungen haben, die sie unterstützen, ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
  • Förderung der Internationalisierung von Unternehmen: In den letzten Jahrzehnten wurden auch viele Maßnahmen ergriffen, um die Internationalisierung von Unternehmen zu fördern, insbesondere durch die Unterstützung von Unternehmen bei der Erschließung von Auslandsmärkten und der Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern. Dies hat dazu beigetragen, dass Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit auf internationaler Ebene steigern konnten.
Diese Aufzählung ist bestimmt nicht abschließend.

Wie geht es weiter?

In den Jahren 2020, 2021 und 2022 gab es eine pandemiebedingte Pause, der Technologietransferpreis wurde nicht ausgelobt. Gleichzeitig gab es aber einen deutlichen Ruck in der Arbeitswelt, auf allen Seiten des Transfers: Gebende, Nehmende und Vermittelnde in Sachen Technologietransfer mussten sich notgedrungen mit "New Work" beschäftigen, trafen sich in Videokonferenzen und mussten sich mit Digitalisierungsangelegenheiten auseinandersetzen, die es in der Vergangenheit in der erforderlichen Form nicht gab. Investitionsstaus in IT-Netzen und sonstigen IT-Infrastrukturen mussten kurzfristig bewältigt und neue Verhaltensweisen eingeübt werden. Die Forschung und die Arbeit in den Unternehmen gingen jedoch weiter, ich vermute reichlich Potenzial und wünsche in der Jury eine umfangreiche und in der Entscheidung strittige und faire Diskussion, die wie immer in den 34 Jahren in ein gerechtes Urteil münden möge