EFI-Gutachten 2021 vorgestellt
Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat ihr jährliches Gutachten vorgestellt. Neben den Auswirkungen der Corona-Krise sind die Kernthemen in diesem Jahr die Agilität in der F&I-Politik, die Anpassung der beruflichen Aus- und Weiterbildung an die digitale Transformation sowie Gen-Editierung und CRISPR/Cas.
Die Expertenkommission besteht aus sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die über besondere Kenntnisse und Erfahrungen auf dem Gebiet der Innovationsforschung verfügen. Seit 2008 legen sie der Bundesregierung einmal im Jahr ein Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Die Kommission leistet wissenschaftlich fundierte Politikberatung für die Forschungs- und Innovationspolitik und zeigt jährlich Fortschritte und Handlungsmöglichkeiten auf. Folgende Themen stehen in diesem Jahr im Fokus:
Auswirkungen der Corona-Krise auf F&I
Die Expertenkommission sieht die Krise u. a. als Katalysator für den Übergang zu neuen Technologien. Dadurch könne die langfristige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands verbessert werden. Allerdings rechnen gerade KMU mit deutlichen Rückgängen ihrer Innovationsausgaben (2020: Minus 9 Prozent). Die Expertenkommission empfiehlt der Bundesregierung der kommenden Legislaturperiode, ihre F&I-Politik in der kommenden Legislaturperiode an fünf wesentlichen Prioritäten auszurichten: „Große gesellschaftliche Herausforderungen angehen“, „Technologische Rückstände aufholen und vermeiden“, „Fachkräftebasis sichern“, „Innovationsbeteiligung erhöhen“ und „Agilität der F&I-Politik steigern“. Darunter versteht die Expertenkommission mitunter eine technologieoffene Ausrichtung beispielsweise bei der Verkehrswende unter Berücksichtigung der Brennstoffzellentechnologie, Technologien mit hohem Zukunftspotenzial frühzeitig durch Foresight-Prozesse zu erkennen, eine neue Governance-Struktur in der Bundesregierung, etwa in Form eines eigenen Digitalisierungsministeriums und die Stärkung des Erkenntnis- und Technologietransfers.
Agilität in der F&I-Politik
Die Expertenkommission hebt den Politikansatz der "Neuen Missionsorientierung" hervor: Der Staat solle Innovationsaktivitäten in gesellschaftlich verabredete Richtungen lenken, die privatwirtschaftliche Akteure nicht von sich aus einschlagen. Dabei solle der Markt nicht ausgehebelt werden, sodass eine marktorientierte Lösung anzustreben sei. Dafür notwendig seien unter anderem...
- eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Ressorts sowie eine aktive Einbeziehung von Akteursgruppen, Expertenrunden, Bürgerinnen und Bürgern sowie Ländern und Kommunen.
- konkrete Zielsetzungen, die einen Zeitbezug haben und messbar sind.
- eine "horizontale" Koordination (z.B. abteilungsübergreifende Projektteams in Ministerien.
- eine innovationsorientierte öffentliche Beschaffung.
- eine positive Fehlerkultur ("Lernen aus Scheitern" ermöglichen).
Anpassung der beruflichen Aus- und Weiterbildung an die digitale Transformation
Aufgrund des digitalen Strukturwandels werden sich viele Tätigkeitsprofile verändern. Daher hält die Kommission es für notwendig, die berufliche Ausbildung an die Anforderungen der digitalisierten Arbeitswelt anzupassen und die berufsbezogene Weiterbildung zu stärken. Dafür notwendig seien unter anderem…
- aktualisierte Ausbildungsordnungen, die an die Veränderungen durch die Digitalisierung angepasst und hinreichend aktuell gehalten werden.
- eine angepasste Aus- und Fortbildung des Berufsausbildungspersonals. Zudem sollten Berufsschulen flächendeckend mit einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur ausgestattet werden.
- Unterstützungsangebote für KMU bei der berufsbezogenen Weiterbildung. Hier sollte der Aufbau von lokalen und regionalen Netzwerken vorangetrieben werden.
- Gen-Editierung und CRISPR/Cas
Sonderthema in diesem Jahr war CRISPR/Cas. Dabei handelt es sich um eine Gen-Schere, ein Werkzeug zur Gen-Editierung, das neue Impulse in der medizinischen Grundlagenforschung setzen solle und neue Therapieansätze für viele Krankheiten ermöglichen könne. Das zielgerichtete Verändern genetischer Informationen soll das Potenzial haben, die Ursache von Erbkrankheiten direkt zu beheben. Dabei müssten allerdings auch immer die Maxime der Wahrung von Sicherheit und ethischer Vertretbarkeit beachtet werden. Die Expertenkommission empfiehlt miteinander verwandte Anträge und Genehmigungsverfahren zu bündeln. Darüber hinaus sollten Genehmigungsverfahren über Bundesländer hinweg harmonisiert werden. Auch der Personalbestand innerhalb der Genehmigungsbehörden sollte frühzeitig an die zu erwartende Zunahme der Genehmigungsverfahren angepasst werden. Die Gründung eines Deutschen Gentherapiezentrums ist laut der Kommission diskussionswürdig. Wichtig erscheint der Kommission auch, regelmäßig über die mit CRISPR/Cas verbundenen Potenziale und Risiken zu informieren.
Das vollständige Gutachten finden Sie hier.
Quelle: DIHK
26. Februar 2021