Zoll-Deal zwischen EU und den USA: IHK-Umfrage

Region Bodensee-Oberschwaben:
Die EU und die USA haben sich Ende Juli auf einen Rahmen zur Lösung des Handelskonflikts geeinigt. Was bedeutet dies für die regionale Wirtschaft? Die Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben stellt die regionale Auswertung einer Umfrage unter bundesweit mehr als 3.300 Unternehmen vor.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Unsicherheit trotz der Einigung groß bleibt. Über 70 Prozent der befragten Unternehmen in der Region Bodensee-Oberschwaben haben Sorge vor neuen Zöllen und beklagen mangelnde Planungssicherheit beim Export, da sich Bedingungen und Anforderungen jederzeit ändern können. „Knapp neun von zehn exportorientierten Unternehmen betrachten demnach die aktuelle US-Handelspolitik sowie den vereinbarten Zollsatz als erhebliche Belastung mit negativen Folgen für das eigene Geschäft“, so Martin Buck, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK). Gleichzeitig betont er die grundlegende Bedeutung der Einigung: „Die USA sind der wichtigste Absatzmarkt unserer Unternehmen außerhalb Europas. Mit dieser Einigung wurden eine weitere Eskalation der Zollspirale und damit noch höhere und unkalkulierbarere Zölle verhindert. Das ist besser als gar kein Deal.“
Außerdem gibt er zu bedenken: „Auch andere Länder sind von den US-Zöllen hart getroffen, in manchen Fällen wesentlich härter als die EU. China, die Schweiz, Indien, Japan, Kanada, Südafrika, Vietnam, Türkei, Indonesien, Brasilien – das sind nur einige Beispiele von Ländern, die den gleichen oder höheren US-Importzollsätzen unterliegen. Es wird sich zeigen, wie sich diese Politik mittelfristig auf die Weltmärkte auswirken wird“, so Buck.
Die Zölle wirkten sich jedoch nicht nur auf Unternehmen außerhalb der USA aus, sondern auch auf die US-amerikanischen Verbraucher, so Buck weiter: „Fast 50 Prozent der Umfrage-Teilnehmer aus der Region berichten von einem Rückgang des Handels mit den USA und einer geringeren Nachfrage amerikanischer Kunden aufgrund gestiegener Importkosten.“ Die Umfrage zeigt auch, dass fast 60 Prozent der befragten Unternehmen die durch die Zölle entstehenden Mehrkosten auf die Preise umlegen: „Die Zölle werden in vielen Fällen an den Kunden weitergegeben, was zu einer erheblichen Preiserhöhung führt. Auch das dämpft den Handel nachhaltig“, so Buck.
Angesichts der volatilen US-Handelspolitik gewinnt laut Umfrageergebnissen vor allem der EU-Binnenmarkt für die regionalen Unternehmen weiter an Bedeutung. Dazu Buck: „Der Deal zeigt, dass die Verhandlungsposition der EU derzeit nicht besonders gut ist. Was die Wirtschaft daher so schnell wie möglich braucht, sind bessere und wettbewerbsfähigere Standortbedingungen in Europa, eine Stärkung des Binnenmarktes mit Fokus auf Wachstum statt Einschränkungen sowie weitere Freihandelsabkommen mit Märkten wie Südamerika, Asien und Australien. Dort liegen große Potenziale für unsere Exporte.“
Hintergrund-Infos:
Im Jahr 2024 beliefen sich die baden-württembergischen Warenexporte in die Vereinigten Staaten auf 34,8 Milliarden Euro – nahezu 15 Prozent der Gesamtausfuhren. Fast 50 Prozent der Gesamtimporte in die USA entfallen auf die Warengruppen Kraftwagen und Kraftwagenteile sowie Maschinen.
Weitere Informationen mit Details zum aktuellen Deal.
Die bundesweite Blitzumfrage der DIHK zu den Auswirkungen der US-Handelspolitik ist mit Unterstützung der 79 Industrie- und Handelskammern in Deutschland erstellt und durchgeführt worden. Es beteiligten sich bundesweit 3.355 Unternehmen. Für die Region Bodensee-Oberschwaben nahmen 40 Unternehmen an der Befragung teil. Das entspricht in etwa dem Anteil regionaler Unternehmen an der Gesamtzahl in Deutschland. Die Online-Umfrage lief vom 31. Juli bis 4. August 2025. Die vollständigen Ergebnisse der bundesweiten Umfrage sind veröffentlicht.
Medieninformation Nr. 82/2025