„Chancen auf dem US-Markt sinken“

IHK: Zoll-Einigung erhöht Druck auf die Politik

Münsterland/Emscher-Lippe-Region. – Die Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU wird nach Einschätzung der IHK Nord Westfalen spürbare Auswirkungen auf die Wirtschaft im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region haben. Die Vereinbarung erhöht laut IHK zwar die Planungssicherheit für Unternehmen, senkt aber gleichzeitig ihre Chancen auf dem US-Markt. „Gestiegen ist deshalb mit der Vereinbarung auf jeden Fall der Druck auf die Politik, hierzulande für wettbewerbsfähige Standortbedingungen für die Unternehmen zu sorgen“, betont IHK-Außenwirtschaftsexperte Gerhard Laudwein.
„Die Unternehmen wissen jetzt endlich einigermaßen, woran sie sind“, erläutert Laudwein, auch wenn noch viele Details der Vereinbarung unklar seien. Er spricht von einer Atempause und zeigte sich erleichtert, dass der Zollstreit nicht eskaliert ist. Doch die Vereinbarung habe einen Preis, der die regionale Exportwirtschaft belasten werde. „Der Zusatzzoll von 15 Prozent zuzüglich zum bisher bestehenden Regelzollsatz der USA ist eine immense Preiserhöhung für Waren aus der EU“, macht er klar. Jetzt komme es darauf an, wie die konkrete Wettbewerbssituation der Unternehmen in den USA aussehe und wie stark die Abhängigkeit von diesem Markt sei.
„Es wird auch bei uns einzelne Unternehmen geben, denen der US-Markt wegbricht, während andere die Preiserhöhung durch den Zusatzzoll zumindest bis auf weiteres an die amerikanischen Importeure weitergeben können“, schätzt der IHK-Außenwirtschaftsexperte. „Denn letztendlich müssen die Käufer und Importeure den erhöhten Preis zahlen“, erläutert er. „Bekommen sie ein gleichwertiges Produkt jetzt oder in Zukunft woanders günstiger, werden sie diese Waren nicht mehr in Deutschland bestellen.“
Deshalb sieht Laudwein die aktuelle Vereinbarung nur als einen ersten Schritt. Die EU müsse weiter mit den USA verhandeln und an einem umfassenden, fairen und zukunftsgerichteten Handelsabkommen arbeiten. Dabei müsse sie die Bedeutung der EU für die US-Wirtschaft „stärker in die Waagschale werfen“. Gleichzeitig seien Bundesregierung und EU-Kommission gefordert, für Standortbedingungen zu sorgen, die international wettbewerbsfähig seien.
Rund sieben Prozent der Exporte aus dem IHK-Bezirk Nord Westfalen gehen in die USA. Der Wert der Waren, die in die USA ausgeführt werden, beträgt nach IHK-Berechnungen rund zwei Milliarden Euro im Jahr. Der überwiegende Teil der Exporte aus Nord-Westfalen sind Erzeugnisse des Maschinen- und Anlagenbaus. Die Zahl der Unternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region, die Außenwirtschaftsbeziehungen mit den USA haben, liegt laut IHK bei etwa 300.