Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt

Für Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region wird es immer schwieriger, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Das zeigen die Ergebnisse der bundesweiten DIHK-Ausbildungsumfrage, an der sich 694 Unternehmen aus dem Bezirk der IHK Nord Westfalen beteiligt haben. Nach der regionalen Auswertung kann nur knapp jeder zweite Betrieb im IHK-Bezirk alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen (51,5 Prozent). Im vergangenen Jahr lag der Anteil noch fünf Prozentpunkte höher.
Als Hauptgrund für die unbesetzt bleibenden Ausbildungsplätze geben die Unternehmen einen Mangel an geeigneten Bewerbungen an (65,4 Prozent). Über 43 Prozent der Unternehmen mit Besetzungsproblemen berichteten, dass sie für manche Ausbildungsstellen gar keine Bewerbungen erhalten haben. Im Vorjahr waren es nur 35 Prozent.
Über 84 Prozent der Unternehmen sehen insgesamt Mängel bei der Ausbildungsreife der Bewerberinnen und Bewerber. Das betrifft schulische Basiskenntnisse in Mathematik ebenso wie das Ausdrucksvermögen, das knapp die Hälfte der Unternehmen (48,3 Prozent) „oft“ und mehr als jedes dritte Unternehmen (37,1 Prozent) zumindest „manchmal“ als unzureichend einstuft. Hinzu kommen Mängel beim Sozialverhalten, die die Unternehmen oft (38,7 Prozent) oder sogar sehr oft (53,5 Prozent) feststellen, sowie eine mangelhafte Motivation (oft: 44,5 Prozent) und Belastbarkeit (oft: 54,9 Prozent). „Hier sind Unternehmen und Berufsschulen gefordert, verstärkt zusammenzuarbeiten, um den Übergang von der Schule in den Beruf zu gestalten“, weiß Taudt. Jedes zweite Unternehmen (52,6 Prozent) hält beispielsweise eine stärkere Verknüpfung von Theorie und betrieblicher Praxis in der Berufsschule für notwendig.
Ein weiterer Grund für den Rückgang bei den Ausbildungszahlen, der aus der IHK-Umfrage hervorgeht, sei die allgemeine Wirtschaftslage, die von einer großen Verunsicherung der Unternehmen und einer starken Investitionszurückhaltung geprägt sei. Dies wirke sich auch auf das Ausbildungsengagement aus. Dennoch bieten 57 Prozent der Betriebe ebenso viele Ausbildungsplätze an wie im Vorjahr. Knapp 18 Prozent bieten sogar mehr Ausbildungsplätze an, während 25 Prozent weniger anbieten.
Dass es immer schwieriger werde, Ausbildungsplätze zu besetzen, liege neben dem Mangel an geeigneten Bewerbungen laut IHK auch an einem regional sehr unterschiedlichen Ausbildungsmarkt. „Oft gibt es einen Bewerberüberhang dort, wo weniger Ausbildungsplätze angeboten werden und umgekehrt“, sagt Taudt. Obendrein werden Ausbildungsberufe, die von Bewerbern gewünscht sind, häufig nicht am oder in der Nähe des Wohnorts angeboten. Deshalb sei neben einer höheren Mobilitätsbereitschaft auch eine größere Offenheit gegenüber Ausbildungsberufen gefragt, zumal, wenn sie ein ähnliches Anforderungsprofil haben wie der Wunschberuf.
Etwa 25 Prozent der Unternehmen haben bereits Menschen aus Drittstaaten eine Chance gegeben. 75 Prozent von ihnen beklagen jedoch die bürokratischen Hürden bei der Einstellung von Azubis aus Drittstaaten. „Die Unternehmen sind bereit, neue Wege zu gehen – und das verdient Unterstützung durch schnellere und weniger bürokratische Prozesse bei Visaverfahren und Aufenthaltsgenehmigungen“, fordert Taudt.
Die IHK Nord Westfalen unterstützt vor allem kleine und mittlere Unternehmen dabei, freie Ausbildungsplätze doch noch zu besetzen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Team Passgenaue Besetzung helfen, die Anforderungen der Betriebe und die Ausbildungswünsche von Bewerbungen zusammenzubringen.

Passgenaue Besetzung

Die „Passgenaue Besetzung - Unterstützung von Unternehmen bei der passgenauen Besetzung von Ausbildungsplätzen mit Jugendlichen aus dem Inland, aus dem Ausland oder mit Fluchthintergrund“ wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
IHK-Hotline für Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz: Münsterland: 0251 707-555; Emscher-Lippe-Region: 0209 388-555.