Bewerberlücke auf dem Ausbildungsmarkt wächst
Die IHK Berlin hat heute Bilanz des Ausbildungsjahres 2015 gezogen: 8.640 junge Menschen haben im vergangenen Jahr eine Ausbildung in Industrie, Handel und Dienstleistung begonnen. Das ist rund 1 Prozent weniger als 2014. Das Potenzial für mehr Verträge war jedoch vorhanden, denn die Berliner Unternehmen haben knapp 1.000 zusätzliche Ausbildungsplätze angeboten. Es fehlten aber ausbildungsinteressierte und –motivierte Jugendliche, um diese Plätze zu besetzen. Auch die Politik ist nun gefordert, die duale Ausbildung zu stärken, unter anderem durch eine mutige Reform der Berufsschulen.
IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder und Bildungsgeschäftsführer Dr. Thilo Pahl haben die aktuellen Zahlen vorgestellt und die seit Jahren steigende Ausbildungsbereitschaft der Berliner Betriebe verdeutlicht. Allein 2015 waren es im Vergleich zum Vorjahr etwa 1.000 freie Ausbildungsplätze mehr (plus 7,8 Prozent), die der Bundesagentur für Arbeit gemeldet wurden – seit 2007 ein Plus von 22 Prozent. Insgesamt wurden 2015 rund 13.000 Plätze angeboten. Anders dagegen verlief die Entwicklung bei den Bewerbern für eine Berufsausbildungsstelle: Nur 363 Jugendliche mehr haben sich 2015 im Vergleich zu 2014 auf eine Ausbildungsstelle beworben (plus 1,7 Prozent) – und das bei gestiegenen Schulabgängerzahlen (plus zehn Prozent). Gegenüber 2007 ist die Anzahl der Bewerber um eine Ausbildungsstelle sogar um 40 Prozent zurückgegangen.
IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder: „Seit Jahren betreiben Berlins Ausbildungsbetriebe einen enormen Aufwand, um passende Nachwuchsfachkräfte zu gewinnen. Dass die Unternehmen das Ausbildungsplatzangebot 2015 noch einmal so deutlich gesteigert haben, ist ein klares Bekenntnis zur dualen Ausbildung.“ Eder bekräftigte in diesem Zusammenhang die Erwartung der Wirtschaft, dass die bildungspolitischen Reformen des letzten Jahres zur Stärkung der dualen Ausbildung – die Einführung der Jugendberufsagentur und des Landeskonzeptes für Berufs- und Studienorientierung – nun konsequent vom Senat umgesetzt würden. Hierzu gehöre auch eine mutige Reform der Berufsschulen, mit dem Ziel, duale Ausbildung für Betriebe und Jugendliche attraktiver zu machen.
Die wichtigste Stellschraube gegen die Schieflage auf dem Ausbildungsmarkt bleibe die Verbesserung der Berufs- und Studienorientierung, vor allem durch betriebliche Praktika, so IHK-Bildungsgeschäftsführer Dr. Thilo Pahl. „Praktika gehören zu den effektivsten Recruiting-Instrumenten überhaupt und können flexibel auf jede Zielgruppe ausgerichtet werden. Deshalb werben wir bei Berliner Unternehmen dafür, möglichst vielen jungen Menschen Praktika anzubieten. Das hilft auch Flüchtlingen beim Einstieg in Ausbildung und Beschäftigung. Bei organisatorischen und rechtlichen Fragen unterstützen wir mit unseren Informations- und Beratungsangeboten“, sagte Dr. Pahl. So könnten Betriebe in der IHK-Lehrstellenbörse (www.ihk-lehrstellenboerse.de) auch ihre Praktikumsstellen anbieten.
Die monatliche Publikation „Bildungspolitik aktuell“ finden Sie unter: www.ihk-berlin.de/bildungspolitik-aktuell