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Zurück in die Zukunft

Am Behrens-Ufer in Berlin-Schöneweide entsteht auf traditionsreichem Areal ein Industriezentrum für innovative Forschung und Produktion.
Seit 2015 sind 170 Hektar an gewerblicher Baufläche in Berlin verloren gegangen. Umso wichtiger ist das Signal, das mit dem Spatenstich für das Quartier Behrens-Ufer in Oberschöneweide ausgesendet wurde. Bis 2027 wird dort die Deutsche Immobilien Entwicklungs AG die derzeit größte private Gewerbeentwicklung mit 235.000 Quadratmetern Nutzungsfläche auf den Weg bringen. An dem traditionsreichen Standort (Automobilfabrik von Rathenau, DDR-Fernseherproduktion) wird bis 2027 für 1,2 Milliarden Euro ein Zentrum für Forschung und innovative Produktion, kurz: die Industrie von morgen, entstehen.
Dem Baubeginn Ende Oktober gingen jahrelange Planungs- und Beteiligungsverfahren voraus, an denen auch die IHK Berlin beteiligt war. Zentrales Anliegen der Wirtschaftsvertreter war es, den gewerblichen Charakter des Standorts zu sichern. Die momentan größtenteils ungenutzten Flächen sollten wieder zu einem Quartier für Produktion und Innovation entwickelt und nicht dem Wohnungsbau geopfert werden. Schließlich erwarb im Mai 2019 der heutige Investor das Areal. Zu den historischen Nutzungen gibt es kein Zurück – nur noch anekdotisch sollte erwähnt werden, dass die AEG hier die ersten Elektrofahrzeuge (Markenname „Nationale Automobil-Gesellschaft“) baute –,heute werden E-Autos einige Kilometer weiter südöstlich in Grünheide bei Tesla gebaut. Dafür wird am Behrens-Ufer an Elektromobilität zukünftig geforscht, schließlich wird die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) auf einen Teil des Geländes ziehen.
An anderer Stelle wird aktuell an Flächen für die Kultur- und Kreativwirtschaft gearbeitet – der Mangel an Ateliers und Gewerberäumen für diese Branche wird schon seit Jahren kritisiert. Anfang November wurde bekannt, dass das ehemalige Frauengefängnis in Moabit (Drehort einiger bekannter Serien) bis Ende 2025 umgebaut wird. Es entstehen 32 Ateliers und 49 Musikproberäume im früheren Zellentrakt, zu günstigen Mieten von 4,09 bis 6,50 Euro pro Quadratmeter.
Von Dr. Mateusz Hartwich