BW 10/2021 - Agenda

Eine IHK, die Berlin fordert

Der neue Präsident Daniel-Jan Girl setzt auf Nähe zu den Mitgliedern, seine Vorgängerin Beatrice Kramm verweist auf das Erreichte, gerade auch in der Krise
Es war ohne Frage der zentrale Tagesordnungspunkt bei der Sitzung der Vollversammlung am 14. September. Top 4: Niederlegung des Präsidentenamtes mit anschließender Wahl eines neuen Präsidenten. In ihrer Abschiedsrede zog Beatrice Kramm Bilanz der vergangenen fünfeinhalb Jahre. Viel sei erreicht worden, gerade in der Pandemie sei die IHK mit ihren umfangreichen Beratungsangeboten wie mit ihrer politischen Arbeit erfolgreich für die Mitgliedsunternehmen eingetreten. „Wir sind in der Krise zusammengerückt“, so Kramm. Auch der Kauf des Ludwig Erhard Hauses fiel in ihre Präsidentschaft. „Die Wirtschaft hat ein Zuhause, wir sind das Zuhause – und es gehört uns sogar.“ Eine solide Haushaltsführung habe dies möglich gemacht, und sie freue sich, dass der Festakt zur Verabschiedung gleichzeitig die Premiere für das neu gestaltete Foyer sei.
Auch die Gründe für die vorzeitige Amtsniederlegung erläuterte Kramm noch einmal: Angesichts der Abgeordnetenhauswahlen sei es wichtig, dass die Politik mit dem neuen Präsidenten gleich einen Ansprechpartner habe. In ihrer Rede dankte Beatrice Kramm auch dem Haupt- und Ehrenamt für die zahlreichen Ideen und intensiven Diskussionen. Dieses konstruktive Miteinander mache gute Arbeit möglich. „Das Wichtigste ist, dass wir mit einer Stimme sprechen, denn nur dann werden wir gehört“, schloss Kramm.
Vor der Wahl hatten dann beide Kandidaten für die Nachfolge, Vizepräsident Tobias Weber und Präsidiumsmitglied Daniel-Jan Girl, die Gelegenheit, ihre jeweilige Agenda vorzustellen. Und die Vollversammlungsmitglieder konnten ihrerseits in der anschließenden Frage- und Ausspracherunde ihre Themen an die Bewerber adressieren. Gegen 17.45 Uhr stand das Ergebnis fest: Daniel-Jan Girl ist der neue Präsident der IHK Berlin. Er vereinte 46 Stimmen auf sich, auf Tobias Weber entfielen 21 Stimmen. Es gab drei Enthaltungen.
In seiner ersten Rede als Präsident dankte Girl der Vollversammlung für das Vertrauen und Tobias Weber für den fairen Wahlkampf. „Wir brauchen eine IHK, die Berlin fordert“, so der neu gewählte Präsident, „eine IHK, die Berlin zu dem macht, was es sein kann. Diese Stadt ist die einzige Weltstadt Deutschlands, aber wir müssen uns auch als Weltstadt verstehen. Bei allen Problemen, mit denen wir jeden Tag zu kämpfen haben, wissen wir: Wir können, wenn man uns lässt.“ Tobias Weber gratulierte dem neu gewählten Präsidenten, er freue sich auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit im Präsidium.
In einem weiteren Wahlgang wurde Sebastian Stietzel, Mitglied des Präsidiums und Vorsitzender des Kompetenzteams Mittelstand, zum neuen Vizepräsidenten gewählt. Beatrice Kramm bleibt Mitglied des Präsidiums. Wegen des anschließenden Festakts mussten einige Tagesordnungspunkte zwar auf die nächste Vollversammlung verschoben werden.
Zwei wichtige Punkte duldeten jedoch keinen Aufschub: Die Vorsitzende der Etatkommission, Ute Witt, stellte den Jahresabschluss 2020 vor. „Ich bin immer froh, wenn ich positive Zahlen vorlegen kann. In diesem Jahr aber besonders“, so Witt. Dank Einsparungen, vor allem aber, weil nur ein Bruchteil der Unternehmen von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hat, wegen Corona ihre Beitragszahlungen 2020 anzupassen, lag das Ergebnis über den Erwartungen. Dies sei eine umso bessere Nachricht, weil man coronabedingt für die nächsten Jahre mit erheblichen Rückgängen der Beiträge rechnen müsse, erläuterte Ute Witt. Die Vollversammlung beschloss deshalb, die Rücklagen entsprechend aufzustocken. Beschlossen wurde auch die von IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder vorgestellte Wahlordnung für die Vollversammlungswahlen 2022. Im Anschluss – und fast pünktlich – wechselten die Vollversammlungsmitglieder dann vom Vortragssaal ins neue Foyer zum feierlichen Abschied von Beatrice Kramm.
von Claudia Engfeld