Neue Perspektiven

Immer mehr Quereinsteigerinnen arbeiten als Busfahrerinnen

Zahlreiche Verkehrsunternehmen haben erkannt, wie wertvoll Quereinsteigerinnen für ihre Branche sind. Sie bieten spezielle Programme an, um neue Arbeitskräfte zu gewinnen und den neuen Kolleginnen den Einstieg in die noch von Männern dominierte Branche zu erleichtern. Die Nachfrage nach qualifizierten Fahrerinnen ist groß und immer mehr Frauen wagen den beruflichen Neuanfang. Jasmin Teschner, die seit einiger Zeit als Busfahrerin für die Kahlgrund-Verkehrs-Gesellschaft mbH, Schöllkrippen, unterwegs ist, und KVG-Geschäftsführer Marc Bichtemann berichten im Interview von ihren Erfahrungen.

Jasmin Teschner:
Was haben Sie vorher beruflich gemacht?
Ich habe im September 2016 meine Ausbildung als Verkäuferin angefangen, 2018 diese erfolgreich abgeschlossen und gleich im Anschluss mein Fachabitur gemacht, womit ich im Jahr 2019 meine Fachhochschulreife erlangte. Direkt danach habe ich als gelernte Verkäuferin noch etwa fünf Jahre für verschiedene Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel gearbeitet. .
Warum haben Sie sich entschieden, Busfahrerin zu werden? Gab es dabei besondere Herausforderungen?
Meine Entscheidung, Busfahrerin zu werden, fiel, als mein befristeter Arbeitsvertrag im Lebensmitteleinzelhandel drohte, endgültig auszulaufen. Mir war seit meiner Ausbildung schon klar, dass ich nicht für immer im Einzelhandel bleiben möchte. Also nutzte ich, auf Anraten meines Lebensgefährten, meine Chance auf eine Umschulung zur Busfahrerin bei der KVG in Schöllkrippen. Besonders herausfordernd fand ich es, die ersten Male die Linien alleine zu fahren, ohne mich zu verfahren oder Verspätungen zu haben.
Was macht Ihnen an Ihrem neuen Beruf besonders viel Freude?
Am meisten Freude bereitet mir das "Abfahren" der Linien. Früh morgens tanke ich dadurch zum Beispiel viel Ruhe und Gelassenheit, da es in den Städten um diese Uhrzeit besonders ruhig ist und diese dann, umso später es wird, immer mehr zum Leben erwachen. Auf mir unbekannten Linien sehe ich viele neue Gegenden und Menschen, welche mir Inspirationen geben, was mir sowohl im Alltag als auch auf der Arbeit sehr behilflich sein kann. Zusätzlich genieße ich beim Fahren außerorts die Landschaften.

Marc Bichtemann, Geschäftsführer, Kahlgrund-Verkehrs-Gesellschaft mbH, Schöllkrippen:
Warum und seit wann bilden Sie gezielt Quereinsteigerinnen zu Busfahrerinnen aus?
Unser Quereinsteigerprogramm startete bereits im Jahr 2022. Im darauffolgenden Jahr begann unsere erste Kollegin ihre Ausbildung zur Busfahrerin. Seitdem haben wir mehrere weitere weibliche Bewerberinnen in unser Ausbildungsprogramm aufgenommen. Mit dieser Strategie hoffen wir, neue Arbeitskräfte für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu gewinnen, um auch in Zukunft ein verlässliches Angebot sicherstellen zu können.
Wie viele Quereinsteigerinnen haben Sie mittlerweile im Team?
Insgesamt haben wir bereits zwölf Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ausgebildet, weitere fünf befinden sich derzeit in der Ausbildung.
Wie erreichen Sie potenzielle Kandidatinnen?
Ein Großteil unserer Bewerberinnen und Bewerber wird durch Empfehlungen bestehender Kolleginnen und Kollegen vermittelt. Ein gutes Arbeitsklima ist hierbei wichtig, um solche Empfehlungen zu fördern. Darüber hinaus setzen wir auf traditionelle Maßnahmen wie Werbung auf Bussen und in den sozialen Medien. Zusätzlich versuchen wir, die Stellenangebote der KVG bei Veranstaltungen und in der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit in den Fokus zu rücken.
Industrie- und Handelskammer Aschaffenburg
Kerschensteinerstraße 9
63741 Aschaffenburg
Tel.: 06021 880-0 Fax: 06021 880-22000
E-Mail: info@aschaffenburg.ihk.de

Montag bis Donnerstag 07:30 bis 17:00 Uhr
Freitag 07:30 bis 15:00 Uhr