Wie geht es dem Einzelhandel ?
Traditionsgeschäfte schließen, es gibt immer mehr Leerstand. Chancen, wieder mehr Leben in die Zentren in der Region zu bringen bietet neben der IHK-Aktion „Heimat shoppen“ das neue Ladenschlussgesetz. Händlerinnen und Händler planen Motto-Abende und andere Angebote für die Abendstunden. Wir haben Expertinnen und Experten zur aktuellen Lage befragt.
- Cindy Reißing 1. Vorsitzende des Gewerbeverbandes Goldbach
- Yasmin Balibasa und Christian Patalong Stadtmarketing/Wirtschaftsförderung Stadt Aschaffenburg
- Marco Schwarzkopf Kreisvorsitzender Aschaffenburg Handelsverband Bayern e. V.; Geschäftsführer Sport und Outdoor Schädlich GmbH, Aschaffenburg
- Hubert Eckert Kreisvorsitzender Miltenberg Handelsverband Bayern e. V.; BAUER MARKT GmbH, Elsenfeld
Cindy Reißing
1. Vorsitzende des Gewerbeverbandes Goldbach
Die Aschaffenburger Straße in Goldbach
Wie bewerten Sie die derzeitige Situation des Einzelhandels in Goldbach?
Der Einzelhandel in der Gemeinde ist zwar noch vielfältig, aber wir sehen ja, wie schnell es gehen kann, dass etablierte Geschäfte schließen oder keine Nachfolge haben.
Haben Sie in Goldbach Probleme mit Leerstand und welche Lösungsansätze sehen Sie, was wurde bereits umgesetzt?
Wir haben einigen Leerstand, zum Teil wegen unattraktiver Mieten für Neugründer und schlechter baulicher Ausstattung (Barrierefreiheit) der Gebäude.
Gibt es Pläne zur Anwendung der neuen Möglichkeiten aus dem Bayerischen Ladenschlussgesetz? Gibt es schon erste Erfahrungen in Goldbach?
Das neue Ladenschlussgesetz erweitert die Möglichkeiten des Einzelhandels. Das beurteilen wir sehr positiv, allerdings bezweifle ich, dass sich zum jetzigen Zeitpunkt (allgemeine Frustration der Unternehmer) neuer Einzelhandel niederlässt. Wir sollten uns zum neuen Ladenschlussgesetz zusammensetzen und die entsprechenden Satzungen aktualisieren.
Von meiner Seite aus ergänzend anzumerken ist, dass mich bereits einige Einzelhändler bezüglich des neuen Ladenschlussgesetzes angesprochen haben, da sie im Advent die ein oder andere Abendaktion vorhaben. Dem stehen wir vom Markt Goldbach natürlich sehr offen gegenüber. Wir werden uns demnächst intern treffen und diesbezüglich anstehende Fragen klären.
Wie sind die diesjährigen Erfahrungen mit dem IHK-Projekt „Heimat shoppen“ in Ihrer Kommune?
"Heimat shoppen" haben wir dieses Jahr aus Imagegründen wieder durchgeführt.
Yasmin Balibasa und Christian Patalong
Stadtmarketing/Wirtschaftsförderung Stadt Aschaffenburg
Die Herstallstraße in Aschaffenburg
Wie bewerten Sie die derzeitige Situation des Einzelhandels in der Stadt Aschaffenburg?
Wir haben in Aschaffenburg glücklicherweise noch einige inhabergeführte Geschäfte, die es zu unterstützen gilt. Deshalb ist es wichtig, diesen Geschäften, zum Beispiel mit unseren Veranstaltungsreihen „Aschaffenburg bis Mitternacht“ oder „Aschaffenburger Herbstwoche“ einen Rahmen, eine Bühne zu bieten. Hier ist der Einzelhandel sehr stark eingebunden.
Haben Sie in Aschaffenburg Probleme mit Leerstand und welche Lösungsansätze sehen Sie, was wurde bereits umgesetzt?
In der Frohsinnstraße haben wir Leerstände, vor allem aus Altersgründen. In der Herstallstraße sind die Leerstände wieder mit neuen Geschäften gefüllt. Wir bieten den Eigentümern an, Leerstände in das Bayerische Standortportal einzupflegen. Service und Nutzung sind kostenlos, allerdings muss der Eigentümer jeden Eintrag freigeben. Daher gibt es auch die Möglichkeit, selbst Leerstände einzupflegen, die wir dann freigeben.
Gibt es Pläne zur Anwendung der neuen Möglichkeiten aus dem Bayerischen Ladenschlussgesetz? Gibt es schon erste Erfahrungen in Aschaffenburg?
Das Ordnungsamt hat bereits Anmeldungen für individuelle Ladenöffnungen einzelner Geschäfte entgegengenommen. Diese Anzeige kann zum einen über das zur Verfügung gestellte Onlineportal des BayernPortals auf deren Website erfolgen. Zum anderen nimmt das Ordnungsamt auch formlose Anzeigen per E-Mail entgegen. Wichtig ist, dass die Ladenöffnung zwei Wochen vorher angemeldet wird.
Wie sind die diesjährigen Erfahrungen mit dem IHK-Projekt „Heimat shoppen“ in der Stadt?
Unsere Interpretation des IHK-Projekts „Heimat shoppen“ – die „Aschaffenburger Herbstwoche“ – fand in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Die Aktion und auch die Werbemittel der IHK sind immer mehr fester Bestandteil der Jahresplanung der Geschäfte. Auch der gemeinsame Presserundgang von Verwaltungsspitze, Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und IHK ist eine gute Möglichkeit für unsere Geschäfte, in den Austausch zu kommen.
Marco Schwarzkopf
Kreisvorsitzender Aschaffenburg Handelsverband Bayern e. V.; Geschäftsführer Sport und Outdoor Schädlich GmbH, Aschaffenburg
Wie bewerten Sie die derzeitige Situation des Einzelhandels in der Stadt Aschaffenburg?
Aschaffenburg steht im Vergleich zu anderen Städten verhältnismäßig noch ganz gut da. Da wir eine gesunde Mischung von Fachgeschäften mit sehr gutem Service haben.
Haben Sie in Aschaffenburg Probleme mit Leerstand und welche Lösungsansätze sehen Sie, was wurde bereits umgesetzt?
Leider haben wir an prominenten Stellen drei Leerstände, die ins Auge fallen. Noch dazu handelt es sich um relativ große Flächen.
Wir haben mit ,,AB in die Stadt‘‘ eine Vereinigung gegründet, die sich der Leerstandsproblematik annimmt und mit den Vermietern in einem engen Austausch steht, um, schnellstmöglich attraktive Lösungen zu finden.
Gibt es Pläne zur Anwendung der neuen Möglichkeiten aus dem Bayerischen Ladenschlussgesetz? Gibt es schon erste Erfahrungen in Aschaffenburg?
Ja, auf jeden Fall. Wir sind schon im Austausch, um im nächsten Frühjahr oder Sommer Motto-Abende zu veranstalten. Hier hätten wir die Möglichkeit, auch mal länger offen zu lassen und so auch etwas südländisches Flair nach Aschaffenburg zu bringen.
Es hat auch schon eine LadiesNight gegeben, diese wurde sehr gut angenommen. Allerdings wurde diese von einem einzelnen Geschäft durchgeführt. Ziel muss es sein, Motto-Abende in der gesamten Stadt zu etablieren.
Wie sind die diesjährigen Erfahrungen mit dem IHK-Projekt „Heimat shoppen“ in der Stadt?
Bisher sehr gut. Es sind wieder zahlreiche Einzelhändler als Teilnehmer mit sehr guten Aktionen dabei. So entsteht für die Kunden auch eine gewisse Vorfreude auf das Einkaufserlebnis in Aschaffenburg.
Hubert Eckert
Kreisvorsitzender Miltenberg Handelsverband Bayern e. V.; BAUER MARKT GmbH, Elsenfeld
Fußgängerzone in Miltenberg
Wie ist die aktuelle wirtschaftliche Lage des Einzelhandels im Landkreis Miltenberg?
Die wirtschaftliche Lage im Einzelhandel bleibt auch in unserem Landkreis nicht einfach. Zwar entwickeln sich die Einzelhandelsbranchen unterschiedlich, aber der gesamte Einzelhandel spürt vor Ort die Auswirkungen der nationalen und internationalen Unsicherheiten, die der Pandemie fast nahtlos gefolgt sind. Neben dem gestiegenen Kostendruck sind die Menschen in ihrem Konsumverhalten nach wie vor vorsichtig. Leider ist die Hoffnung auf eine konjunkturelle Besserung nach der Bundestagswahl in den Unternehmen eher verflogen.
Haben Sie im Landkreis Miltenberg Probleme mit Leerstand und welche Lösungsansätze sehen Sie, was wurde bereits umgesetzt?
Leerstände sind eine der größten Herausforderungen, die es auch im Landkreis Miltenberg zu meistern gilt. Allerdings ist dies leichter gesagt als getan. Wir wissen, dass dieses strukturelle Problem mit einem Förderprojekt des Bayerischen Wirtschaftsministeriums angegangen werden kann. Derzeit laufen solche Maßnahmen in Aschaffenburg, Lohr, Gerolzhofen, Würzburg, Schweinfurt und Bad Brückenau. Möglicherweise sind diese auch für Miltenberg zu bekommen. Menschen – auch jüngere Generationen – suchen wieder stärker das Erlebnis in unseren Städten vor Ort: analog ist en vogue. Dies bedeutet Chance und Verpflichtung zugleich, da sich auch die Ansprüche unserer Kunden und Gäste verändern.
Gibt es Pläne zur Anwendung der neuen Möglichkeiten aus dem Bayerischen Ladenschlussgesetz? Gibt es schon erste Erfahrungen im Landkreis Miltenberg?
Das neue Ladenschlussgesetz ist ein guter Kompromiss der verschiedenen Interessen. Wir sind froh, dass es nun verabschiedet wurde, vor allem schafft es rechtliche Klarheit und Flexibilität bei digitalen Kleinstsupermärkten sowie bei gemeinsamen und individuellen Einkaufsabenden. Die Planungen für 2026 haben auch in den Städten des Landkreises begonnen, allerdings benötigen solche Initiativen einige Vorbereitung, so dass die Möglichkeiten in diesem Jahr eher vereinzelt genutzt und erst im kommenden Jahr breiter greifen werden.
Wie sind die diesjährigen Erfahrungen mit dem IHK-Projekt „Heimat shoppen“ im Landkreis Miltenberg?
Ich bekomme zu „Heimat shoppen“ viel positives Feedback von Kunden und Unternehmen. Mich überzeugt vor allem die Vielfalt und der Ideenreichtum, mit denen unsere Kommunen und Unternehmen an den Aktionstagen teilnehmen. Die Initiative führt uns allen vor Augen, was „Heimat shoppen“ noch bedeutet: Heimat genießen und Heimat erleben, Zusammenhalt und Lebensfreude – und daraus können wir gerade in stürmischen Zeiten viel Kraft und Zuversicht schöpfen.
Kontakt
Industrie- und Handelskammer Aschaffenburg
Kerschensteinerstraße 9
63741 Aschaffenburg
Tel.: 06021 880-0 Fax: 06021 880-22000
E-Mail: info@aschaffenburg.ihk.de
Montag bis Donnerstag 07:30 bis 17:00 Uhr
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Freitag 07:30 bis 15:00 Uhr
