Horst Michaels von Alexander Köhl, Biograf, Mainaschaff

Erfolgreicher Unternehmer - Gestalter mit vielen Facetten

Spricht man über Horst Michaels, fällt die Wahl schwer, womit man beginnen soll. Mit seinem beispiellosen Einsatz für die Wirtschaftsregion Bayerischer Untermain, seinem beruflichen Werdegang vom Auszubildenden bis zum Vorstandsvorsitzenden einer Aktiengesellschaft, seinem sozialen und gesellschaftlichen Engagement oder seinen mannigfaltigen kulturellen Interessen?
Zahlreiche Auszeichnungen und seine wiederholte Wahl in den Vorsitz von Ehrenämtern zeigen, dass Michaels in der hiesigen Region tief verwurzelt ist und größtes Ansehen genießt.
Geboren wurde Michaels am 13. März 1931 in Hamburg, wo er mit kurzer kriegsbedingter Unterbrechung aufwuchs. 1950 legte er in seiner Heimatstadt das Abitur ab. Danach verschlug es den 19-Jährigen zu Freunden seiner Eltern nach Unterfranken. Das kinderlose Ehepaar Simoneit ermöglichte dem jungen Mann in ihrem damals noch in Alzenau, später dann in Kahl ansässigen Betrieb, ein einjähriges Praktikum zu absolvieren. Schon bald wurde das Volontariat bei der Firma Heinrich Kopp Inhaber Theodor Simoneit Spezialfabrik elektrotechnischer Artikel in eine Ausbildung zum Industriekaufmann erweitert. Danach studierte Michaels in Hamburg, Marburg und Frankfurt Betriebswirtschaftslehre. Nach bestandenem Examen kehrte er 1956 in seinen Ausbildungsbetrieb zurück.
Das Vertrauen, das Theodor Simoneit in den frisch gebackenen Diplom-Kaufmann setzte, war groß. Er erteilte ihm Prokura, bevor er ihn später zum Geschäftsführer machte. Positionen, die Michaels mit großem kaufmännischem Geschick und Weitblick ausfüllte.
Mit der Zeit entwickelte sich Simoneit für Michaels zu einem väterlichen Freund. Das Verhältnis zwischen den beiden Männern war so gut, dass Simoneit Michaels großzügige Konditionen gewährte, um in zunehmendem Umfang Teilhaber an dem Hersteller für elektrotechnische Installationsartikel werden zu können.
In den Jahrzehnten unter seiner geschäftlichen Führung formte Michaels die kleine Firma zu einem der Marktführer seiner Branche. In großer Vorausschau die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt antizipierend, gründete er weitere Betriebsstätten und Tochtergesellschaften in Deutschland, Österreich, Tschechien, Ungarn und Tunesien. 1991 wandelte er das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um.
Nachdem Michaels 52 Jahre lang in der Heinrich Kopp AG die Weichen gestellt hatte, zog er sich als Unternehmer zurück. 2002 verkaufte er seine Gesellschaftsanteile an die amerikanische Actuant Corporation in Milwaukee. Er übergab eine florierende Unternehmensgruppe, deren über 1.250 Beschäftigte einen Jahresumsatz von etwa 90 Millionen Euro erwirtschafteten.
Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit engagierte sich Michaels mit Herzblut in der IHK Aschaffenburg. Bereits 1958 trat er den Wirtschaftsjunioren bei. „Der Knackpunkt“, sagt Michaels, „war aber 1962 die Reise zum Weltkongress der Wirtschaftsjunioren nach Hongkong. Ab da hat es mich richtig gepackt.“ Danach habe er sich immer stärker in die Vereinigung eingebracht und Akzente gesetzt. „Und auf einmal war ich Vorsitzender des Juniorenkreises.“ In jenen Jahren ahnte wohl noch niemand, wie groß die Spuren einmal sein würden, die Michaels durch sein ehrenamtliches Wirken in der hiesigen Wirtschaftsregion hinterließ.
1967 erfolgte seine Wahl in die Vollversammlung der IHK. Ab da wuchs Michaels immer stärker in die Arbeit der IHK hinein. In seiner beeindruckenden IHK-Laufbahn war er Mitglied und Vorsitzender verschiedener Fachausschüsse. 1975 wurde er zum Vizepräsidenten der IHK gewählt. 1987 übernahm er schließlich das Präsidentenamt, das er 14 Jahre lang souverän und unter breiter Anerkennung ausfüllte. Gewürdigt wurde sein außergewöhnliches Engagement für die wirtschaftliche Selbstverwaltung durch seine Ernennung am 26. März 2001 zum Ehrenpräsidenten der IHK.
Während seiner Amtszeit gab es zwei Themen, denen Michaels besondere Bedeutung zumaß: den Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie der Verbesserung der regionalen Verkehrsinfrastruktur.
So setzte er sich wie kein anderer für die Gründung der Fachhochschule (FH) Aschaffenburg ein. Die Motivation dahinter bestand darin, den Bedarf an Fachkräften decken zu können, den die prosperierende Wirtschaft am Bayerischen Untermain in den 80er und angehenden 90er Jahren in immer stärkerem Maße anmeldete. Doch der Errichtung der FH standen gewaltige Hürden im Weg: finanzielle Mittel mussten aufgetrieben, die zuständigen Entscheider von der Notwendigkeit überzeugt und sich gegen konkurrierende Standorte in Bayern durchgesetzt werden. Deshalb wurde 1990 ein Förderverein gegründet, dessen Vorsitzender Michaels über zwei Jahrzehnte lang blieb. Auch bei der Lösung der anderen Problemfelder brachte er sich maßgeblich ein. Mit Fingerspitzengefühl und rhetorischem Geschick führte er immer wieder Gespräche mit diversen Kommunal- und Landespolitikern und mit Vertretern des Wissenschaftsrats. „Sie können nur etwas bewirken, wenn Sie Lobbyarbeit machen. Das hat man mir zugetraut“, erinnert sich Michaels und fügt lächelnd hinzu, so habe er beispielsweise dem damaligen Staatsminister für Landesentwicklung und Umweltfragen Peter Gauweiler bei einem Besuch ins Gewissen geredet, dass er es als gestandener Bayer doch nicht zulassen könne, Studenten aus Bayern ins nahe Hessen abwandern zu lassen. Zudem sei wichtig gewesen, konstatiert Michaels, das Thema FH über Medien immer wieder in die Öffentlichkeit zu tragen und diese für die Notwendigkeit solch einer Bildungseinrichtung in Aschaffenburg zu sensibilisieren. Fünf Jahre nach Gründung des Fördervereins gelang schließlich das Meisterstück. Im Wintersemester 1995 nahmen die ersten Studenten auf dem Gelände der ehemaligen Jäger-Kaserne ihr Studium auf. Das Zusammenwirken von verschiedenen politischen und institutionellen Kräften hat dies ermöglicht. Michaels hat stets mit kämpferischem Einsatz dazu beigetragen. Demzufolge ernannte die Hochschule ihn 2001 zu ihrem ersten Ehrensenator.
Ein in puncto Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur wesentliches Thema war während Michaels IHK-Präsidentschaft, den IC- und späteren ICE-Halt in Aschaffenburg durchzusetzen. Für die regionale Wirtschaft war es von großer Bedeutung, Anschluss an eine schnelle Bahnstreckenverbindung zu erhalten. Auch hier galt es, politische und administrative Hürden zu überwinden und an betreffenden Stellen Überzeugungsarbeit zu leisten. Eine Herkulesaufgabe, der sich Michaels ebenso mit Passion widmete wie der Gründung der FH.
Doch es gab noch weitere Projekte, denen Michaels in seiner Amtszeit besonderes Interesse widmete. So begleitete er kurz nach der Wende die Erweiterung des neuen IHK-Gebäudes. Des Weiteren engagierte er sich in der Ausbildungsförderung, wobei die duale Ausbildung ein wesentlicher Aspekt war. Ferner etablierte Michaels Gespräche zwischen Vertretern der IHK und Kommunalpolitikern sämtlicher demokratischer Parteien auf informativer Ebene, um die Sensibilität der Politik für die Probleme und Bedürfnisse der Wirtschaft zu stärken. Außerdem arbeitete er im Tandem mit IHK-Geschäftsführer Reinhard Engelmann daran, den Kammerbezirk als Teil der Rhein-Main-Region zu etablieren. Besonderes Anliegen war Michaels zudem, die IHK-Mitglieder Miltenbergs intensiver in die Vollversammlung einzubinden.
Im Laufe seiner langen und erfolgreichen Karriere war Michaels Mitglied in weiteren Vereinen und Verbänden, in denen er zum Teil Ehrenämter begleitete. So brachte er über Jahre als Mitglied des Finanz- und Steuerausschusses, der Etatkommission und des Vorstands seine Expertise im Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHT heute DIHK) ein. Von 1970 bis 1997 wirkte er als ehrenamtlicher Richter am Finanzgericht Nürnberg. Er war Vorstandsvorsitzender der Theodor-Simoneit-Stiftung zur beruflichen Weiterbildung sowie von 1971 bis 2008 Vorsitzender der Volkshochschule Kahl-Alzenau-Karlstein. Zudem engagierte er sich über Jahrzehnte – unter anderem als dessen Gründungsvorsitzender – im Trägerverein der Fränkischen Musiktage, dem ältesten Festival klassischer Musik im Rhein-Main-Gebiet. Weiterhin ist Michaels Mitglied im Rotary Club Aschaffenburg und bei der Vereinigung Schlaraffia Asciburgia. Die Liste von Michaels‘ ehrenamtlichen Engagements und gesellschaftlichen Interessen ist lang und ließe sich durchaus fortführen.
Michaels‘ unternehmerische Leistung und sein großer Einsatz für die Allgemeinheit wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen gewürdigt. Unter anderem mit der Verleihung der Bundesverdienstkreuze am Bande und 1. Klasse sowie des Bayerischen Verdienstordens, bei dem die Anzahl der lebenden Ordensträger auf 2.000 Personen begrenzt ist. 2002 erhielt Michaels die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft, 2005 das Ehrenzeichen am Bande des Bayerischen Innenministeriums. Die Stadt Alzenau verlieh ihm die Stadtplakette in Gold. Hinzu kommen noch diverse Würdigungen von Vereinen und Verbänden.
Nach seinem Rückzug aus dem Berufsleben gab er sukzessive auch die meisten der von ihm übernommenen Ehrenämter auf. Doch langweilig wird es Michaels, der in diesen Tagen seinen 90. Geburtstag feiert, deshalb nicht. Der in zweiter Ehe verheiratete Vater zweier Kinder interessiert sich selbstverständlich weiterhin für die wirtschaftliche Entwicklung am Bayerischen Untermain. Und sein Rat wird bei ehemaligen Kollegen und Mitarbeitern der IHK immer noch sehr wertgeschätzt. Zudem hat Michaels nun mehr Zeit, sich seinen privaten Interessen zu widmen. Dabei ist Klassische Musik seine große Leidenschaft. Michaels ist begeisterter Konzert- und Opernbesucher. Aber er ist auch selbst hervorragender Pianist. Sein spielerisches Repertoire erstreckt sich von Haydn, Beethoven, Mozart, Schubert, Chopin, Brahms bis hin zu anderen Komponisten. Insbesondere für die Werke der Spätromantik pflegt er ein Faible. Bereits als Kind begleitete er seinen Violine spielenden Vater auf dem Klavier. Nun sind es vornehmlich die Solisten bei den Schlaraffen, die er in den sogenannten Sippungen auf dem Flügel musikalisch unterstützt. Zuhause kümmert er sich zusammen mit seiner Ehefrau fürsorglich um seinen Kater Fritzi und seine Katze Zanka. Letztere wurde ihm erst vor Jahren von Freunden anvertraut. Gefragt, welche Charaktereigenschaften er an seinen Mitmenschen am meisten schätzt, antwortet Michaels ohne zu zögern: „Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Humor.“ Das glaubt man ihm gern, weil er auch selbst für diese Tugenden steht.