IHK-Konjunkturumfrage: Stimmungstief in regionalen Unternehmen hält an

Die Wirtschaft in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim ist weiter angeschlagen. Zum Ende des ersten Quartals 2024 steigt der IHK-Konjunkturklimaindex zwar um acht Punkte auf 77 Zähler, liegt damit aber weiter deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts von 103 Zählern. Während per Saldo 18 Prozent der Unternehmen von einer schlechten Geschäftslage berichten (plus vier Prozentpunkte im Vergleich zum Vorquartal), rechnen per Saldo 27 Prozent mit einer nochmals schlechteren Konjunktur in den kommenden Monaten (minus 17 Prozentpunkte). „Es überwiegen weiter deutlich die pessimistischen Einschätzungen sowohl bei der aktuellen Lage als auch mit Blick auf die kommenden Monate“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf die Ergebnisse zusammen.
Das Hauptrisiko aus Sicht vieler Betriebe sind demnach die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die hierfür noch nie zuvor von einer derart hohen Anzahl von Unternehmen benannt wurden (aktuell 70 Prozent). Die Energie- und Rohstoffpreise werden zwar von weniger Unternehmen als zuvor als Geschäftsrisiko benannt. Dennoch fühlt sich nach wie vor mehr als jedes zweite Unternehmen durch diesen Faktor in seiner wirtschaftlichen Entwicklung beeinträchtigt (51 Prozent im Vergleich zu 60 Prozent im Vorquartal). „Unsere Wirtschaft steht vor enormen Herausforderungen. Der Frust und die Verunsicherung sind in vielen Betrieben hoch – und die Verlagerung von industrieller Produktion ins Ausland nimmt zu“, so Graf.
Bedenklich sei, dass sich der Negativtrend bei den Investitionsabsichten in der aktuellen Umfrage fortsetze. Mit 36 Prozent habe mehr als ein Drittel der Betriebe angegeben, Investitionen verringern zu wollen. Nur ein knappes Fünftel (18 Prozent) plane demnach, seine Investitionen zu erhöhen. Die anhaltende Investitionsschwäche zeige sich auch in den Investitionsmotiven, so Graf. So werde das Motiv der Kapazitätsausweitung immer seltener genannt und liege mit 23 Prozent deutlich niedriger als im Vorjahr (32 Prozent). Am häufigsten als Investitionsmotiv wird hingegen der Ersatzbedarf genannt (64 Prozent nach zuvor 61 Prozent). „Die Gründe für die Investitionszurückhaltung liegen auf der Hand: die schwache Inlandnachfrage, die hohen Kosten für Energie, Kapital und Personal, sowie am Ende auch eine überbordende Bürokratie“, so Graf.
"Wir brauchen deshalb noch vor der Sommerpause eine konkrete Reformagenda mit Entlastungen, die schnell im betrieblichen Alltag ankommen“, fasst Graf die Erwartungen der regionalen Unternehmen an die Bundes- und Landespolitik zusammen. Das jüngst von Bundestag und Bundesrat verabschiedete Wachstumschancengesetz markiere ebenso wie das geplante Bürokratieentlastungsgesetz lediglich einen kleinen Silberstreif am Horizont. Ein Befreiungsschlag für die Unternehmen könne daraus nur werden, wenn auch der von Bund und Ländern vereinbarte Beschleunigungspakt zügig umgesetzt und der auf EU-Ebene angekündigte Abbau von 25 Prozent der Berichtspflichten Realität werde, so Graf.
Weitere Ergebnisse und Grafiken zu den einzelnen Branchen können dem aktuellen IHK-Konjunkturbarometer (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 241 KB) entnommen werden.