Regionaler Konjunkturbericht Jahresbeginn 2024

Die IHK Wiesbaden befragt drei Mal im Jahr etwa 450 Unternehmen in der Wirtschaftsregion Wiesbaden/ Rheingau-Taunus/ Hochheim zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage und ihren Erwartungen. 

Trübe Lage, schlechterer Ausblick

Die konjunkturelle Stimmung der Wirtschaft in Wiesbaden, dem Rheingau-Taunus-Kreis und Hochheim am Main ist spürbar gedrückt. Das zeigt die aktuelle Unternehmensbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wiesbaden. Der IHK-Geschäftsklimaindex als Pulsmesser der regionalen Wirtschaftslage rutscht von 101 auf 96 Punkte und damit unter die Wachstumsschwelle. Die Entwicklung der heimischen Wirtschaftsregion ist gegenläufig zum hessischen Trend, wo sich der Index von 91 auf 92 Punkte zumindest etwas erholte.
„Der aktuelle Konjunkturbericht zeigt die schwierige Lage unserer Wirtschaft,“ stellt IHK-Präsident Dr. Christian Gastl fest. „Die verhaltene Inlandsnachfrage und eine angespannte Finanzlage bilden bei vielen Unternehmen große Belastungsfaktoren. Dazu fühlen sich viele Unternehmen von immer mehr bürokratischen Lasten erdrückt. Wir brauchen dringend wirtschaftsfreundlichere Rahmenbedingungen, die neues Wachstum ermöglichen.“
Die Situation der einzelnen Branchen unterscheidet sich teils deutlich voneinander. Der Dienstleistungssektor zeigt sich zwar robust, faktisch stagniert die Branche jedoch (Branchenindex 102). Die Unternehmen des Großhandels sehen sich weiterhin in einer schwierigen Lage (Branchenindex 85). Am schlechtesten unter allen betrachteten Branchen geht es dem Einzelhandel (Branchenindex 79). Einen Lichtblick bildet immerhin der Industriesektor: Der Branchenindex steigt von 90 auf 100 Punkte. Da die Industrie konjunkturelle Entwicklungen häufig als erstes verzeichnet, bildet die sich aufhellende Stimmung ein vorsichtiges Hoffnungssignal für die Gesamtwirtschaft.
Die Erwartungen an Exportgeschäft (Saldo -13) und Beschäftigung (Saldo -4) haben sich leicht verbessert, behalten die negativen Prognosen jedoch bei. Bei Investitionen wollen sich die meisten Unternehmen aber in noch mehr Zurückhaltung üben (Saldo -9).
Der Anteil der Unternehmen, die sich in einer schwierigen Finanzlage befinden, hat sich von 32 auf 38 Prozent erhöht. Insbesondere Liquiditätsengpässe und Eigenkapitalrückgang bereiten hier Sorge.
Unter den Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung halten sich die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit 65 Prozent Nennung auf dem ersten Platz. Die Unternehmen nennen zudem die Inlandsnachfrage (63 Prozent), den Fachkräftemangel (55 Prozent) sowie die Energie- und Rohstoffpreise (51 Prozent) als wesentliche Geschäftsrisiken mit Blick auf die kommenden 12 Monate. Unter den Freitextantworten zeigen sich insbesondere lähmende Bürokratie, immer mehr Regulierung und Unzufriedenheit mit der Bundesregierung als Haupt-gründe.
Für Fabian Lauer, stv. Geschäftsführer und Leiter Wirtschaftspolitik der IHK, sind die Konjunkturergebnisse ein deutliches Signal: „Um aus dem Abwärtstrend zu kommen, braucht es Wachstumsimpulse. Wirtschaftliche Entlastungen sollten daher das Gebot der Stunde sein. Zusätzliche Belastungen für die Unternehmen, wie sie Wiesbaden jüngst mit einer Erhöhung der Gewerbesteuer oder dem stark ausgeweiteten Kurbeitrag beschlossen hat, sind in der jetzigen Situation der genau falsche Weg.“