Die Laudatio auf Dr. Gerd Eckelmann bei seinem Abschied am 2. April 2014

Laudatio auf Dr. Gerd Eckelmann (Präsident IHK Wiesbaden)
von Dr. Stefan Korbach (Vizepräsident IHK Wiesbaden)
am 2. April 2014, Museum Wiesbaden
Lieber Herr Eckelmann,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
die IHK Wiesbaden steht vor einer Zäsur in ihrer Geschichte: In genau einer Woche wird Herr Dr. Eckelmann nach 20 Jahren als Präsident der IHK sein Amt an seinen Nachfolger weitergeben.
Nicht nur die Jüngeren unter uns, die nie einen anderen Präsidenten erlebt haben, konnten sich bislang die IHK Wiesbaden ohne Herrn Dr. Eckelmann kaum vorstellen. Für uns alle war Herr Dr. Eckelmann einfach immer da, eine feste Institution in unseren so schnelllebigen Zeiten.
Genau genommen ist Herr Dr. Eckelmann sogar noch länger als 20 Jahre für die IHK Wiesbaden ehrenamtlich tätig gewesen: 1986 zunächst als Vorsitzender des wirtschaftspolitischen Ausschusses, dann ab 1990 als Mitglied der Vollversammlung und schließlich seit 1994 als Präsident.
Die Frage, warum Herr Dr. Eckelmann über einen so langen Zeitraum das Vertrauen der Vollversammlung besaß und dieses immer wieder durch Wiederwahl bestätigt wurde, ist eine eher rhetorische. Sie, lieber Herr Eckelmann, waren 20 Jahre lang Gesicht und Stimme der IHK, weil Sie so sind, wie Sie sind.
Sie haben eine ruhige, sachliche Art, schätzen und pflegen den unaufgeregten und stilvollen Auftritt, begründen Ihr Urteil eher auf Zahlen, Daten, Fakten als auf gefühlte Wirklichkeiten, sind als promovierter Ingenieur präzise und der Ratio verpflichtet, meiden deshalb platte oder überspitzte Formulierungen und Effekthascherei, formulieren stattdessen klar und deutlich Ihren Standpunkt, sind humorvoll und unprätentiös im persönlichen Umgang, entschieden in der Sache und erkennbar als Vertreter von Unternehmerinteressen.
So haben wir, die Präsidiumsmitglieder, Sie in den vielen Jahren unserer Zusammenarbeit erlebt - und schätzen gelernt, auch weil Sie sich als Teamplayer verstanden haben. Nicht das autoritäre, dominante Präsidentenwort gab bei Diskussionen den Ausschlag, sondern Sie haben eher als "primus inter pares" die Diskussion in der Regel zu einem konsensualen Ergebnis geführt.
Nach dieser bewusst anerkennenden und wertschätzenden Charakterisierung fragt sich vielleicht der ein oder andere jetzt, "… Gibt es nicht auch weniger glänzende und strahlende, um nicht zu sagen, dunkle Seiten bei Herrn Dr. Eckelmann?"
Da sie dem Anlass entsprechend heute Abend ein Anrecht darauf haben, von mir die ganze Wahrheit zu erfahren, antworte ich mit einem klaren "JA"; Herr Dr. Eckelmann zeigt Verhaltensweisen, die mit dem eben geschilderten Bild seiner Persönlichkeit nicht ohne weiteres kompatibel sind.
Es gibt Situationen, in denen Herr Dr. Eckelmann die Bodenhaftung ganz und gar verliert, im wahrsten Sinne des Wortes abhebt, richtig in die Luft geht, dabei einen Höllenlärm veranstaltet und ordentlich viel Staub aufwirbelt.
In der Thermodynamik bezeichnet man einen solchen Zustand als "Sublimation", übersetzt "als hoch in der Luft befindlich". In der Psychoanalyse steht "Sublimation" für  "… unbewusst ablaufende Reaktionen, die das Ich zur Abwehr unerwünschter Triebimpulse entwickelt…". Ich will den letzten Gedanken nicht weiter verfolgen; nur so viel:
Herr Dr. Eckelmann vollzieht seine "Sublimation" mit dem Hubschrauber. Er kann sich kaum etwas Schöneres vorstellen, als am Steuer eines Helikopters durch die Lüfte zu fliegen.
Und da Herr Dr. Eckelmann nicht nur leidenschaftlicher Pilot ist, sondern auch Unternehmer, hat er nicht nur seine Hubschrauberlizenz erworben, sondern auch gleich die Mehrheit des Unternehmens Heli Transair. So kann er auf seinen Lieblingsstrecken vom Flugplatz Egelsbach nach Sylt oder Norderney die Ökonomie des Fliegens in angenehmster Weise genießen.
Ich möchte meine sehr sehr ernst gemeinten Reflexionen zum Hubschrauberfliegen nicht übertreiben. Dennoch muss ich noch auf zwei Themen zu sprechen kommen, die erst aus Sicht eines Hubschrauberpiloten nachvollziehbar werden. Vielleicht ahnen Sie es schon.
Hubschrauberpiloten lieben Brücken. Seit Herr Dr. Eckelmann Helikopter fliegt, empfindet er bei der Durchquerung des Rheintals einen gewaltigen Mangel und seit dieser Zeit - so meine Vermutung - ist die traditionelle Forderung nach einer Rheinbrücke bei Rüdesheim fester Bestandteil seiner legendären Neujahrsansprachen.
Und da fällt mir noch etwas ein, was den Hubschrauberpiloten Dr. Eckelmann ein Ärgernis ist. Anders als in England oder Frankreich darf man in Deutschland nur mit Sondererlaubnis des Regierungspräsidenten auf Wiesen landen. Wenn - so vielleicht die Logik des Hubschrauberpiloten - man dort nicht landen darf, dann könnte man doch auf diese "grüne Wiese" am Hauptbahnhof gleich die Rhein-Main-Hallen bauen.
Möglicherweise war das nicht ganz die feinsinnige Argumentation, die Sie, Herr Eckelmann in der Standortfrage für die neuen Rhein-Main-Hallen bemühten. Die "Grüne Wiese" führte jedenfalls zu heftigen Reaktionen. Sie blieben sich, wie auch beispielsweise in der Diskussion um eine Stadtbahn für Wiesbaden, jedoch treu und zeigten Rückgrat, indem Sie Ihre Position verteidigten und sich keinen Denkverboten unterwarfen. Aber auch ohne die Rheinbrücke bei Rüdesheim und die "Grüne Wiese" setzte Herr Dr. Eckelmann mit seinen wohl formulierten und durchdachten Neujahrsansprachen immer wieder Themen auf die Agenda der IHK.
Ein besonderes Anliegen war Ihnen, lieber Herr Eckelmann, die Ausbildung junger Menschen. Ihr besonderer Verdienst ist es, dass in Ihrer Amtszeit selbst in wirtschaftsschwachen Jahren alle ausbildungsreifen Jugendlichen mit einem Ausbildungsplatzangebot versorgt wurden. Die IHK-Gebühren für Prüfungen im Bereich der Ausbildung wurden 30 Jahre nicht angehoben. Heute hat die IHK Wiesbaden somit eine der niedrigsten Gebühren aller IHKs in Deutschland. Das gilt im Übrigen auch für die Mitgliedsbeiträge, die in Ihren 20 Jahren acht Mal gesenkt wurden.
Dank strenger Haushaltsdisziplin – die Sie auch beim DIHK in Berlin als Mitglied im Haushaltsausschuss immer wieder anmahnten – wurde es dennoch finanziell möglich, einen eindrucksvollen Campus für die berufliche Aus-und Weiterbildung mit zwei weiteren Gebäuden entstehen zu lassen. Und für den wichtigen Übergang von Schule zu Beruf haben Sie 2009 den IHK-Wirtschaftsführerschein mitinitiiert, an dem heute knapp 1.000 Haupt-, Real- und Gesamtschüler auf Kosten der IHK teilnehmen, was sich die IHK bewusst eine große Menge Geld kosten lässt. Dieses größte Einzelprojekt der IHK Wiesbaden ist bundesweit einmalig und hat ihr viel Anerkennung eingebracht, auch im hessischen Wirtschafts- und Bildungsministerium.
Mir steht es nicht zu, Ihre 20-jährige Arbeit als IHK-Präsident abschließend zu würdigen. Ich habe dazu einen wirklich Berufeneren dazu bestimmt: Sie selbst!
Zu Ihrem Amtsantritt als IHK-Präsident vor 20 Jahren versprachen Sie, lieber Herr Eckelmann, dass Sie - ich zitiere - „alles daran setzen werden, der Industrie- und Handelskammer ein guter Präsident zu sein.“ Sie versicherten, dass Sie - ich zitiere - "… die Belange der heimischen Wirtschaft mit sehr viel Engagement und Entschlossenheit vertreten und Ihnen auch nach außen hin Geltung verschaffen werden".
Ich bin mir absolut sicher, dass Sie Ihren damaligen hohen Ansprüchen an sich selbst und an das Amt in außerordentlichem Maße gerecht geworden sind. Dies attestieren Ihnen alle hier anwesenden und heute nicht anwesenden Unternehmer aus Wiesbaden und dem Rheingau-Taunus-Kreis und natürlich auch die Mitarbeiter der IHK ohne jegliches Zögern.
Die regionale Wirtschaft ist Ihnen zu großem Dank verpflichtet!
Im Namen des Präsidiums, der Vollversammlung und der IHK-Geschäftsführung wünsche ich Ihnen alles Gute für Ihre Nach-IHK-Zeit und bleiben Sie der liebenswerte Überflieger, den wir alle sehr zu schätzen gelernt haben!