Konjunkturbericht Herbst 2025

Die Herbst-Umfrage der IHK Wiesbaden zeigt, dass die ihr zugehörigen Unternehmen in Wiesbaden, dem Rheingau-Taunus-Kreis und Hochheim am Main wirtschaftlich auf der Stelle treten. Während die Dienstleistungsbranche Stabilität signalisiert, bleibt die Stimmung in Industrie, Einzel- und Großhandel eingetrübt. Größte Risiken bleiben Bürokratie, Nachfrage und geopolitische Spannungen.
27. Oktober 2025 - Die Wirtschaft im IHK-Bezirk Wiesbaden kommt auch im Herbst 2025 nicht richtig in Fahrt. Zwar ist der Geschäftsklimaindex leicht auf 100 Punkte gestiegen und erreicht damit erstmals seit dem Frühsommer 2024 wieder die Wachstumsschwelle – doch ein echter konjunktureller Aufschwung ist nicht in Sicht. Während die Dienstleistungsbranche die regionale Wirtschaft stützt, hat sich die Lage in der Industrie deutlich verschlechtert. Auch Groß- und Einzelhandel bleiben hinter den Erwartungen zurück.
„Unsere regionale Wirtschaft bewegt sich nur mühsam voran – und das vor allem dank der Dienstleistungsbranche“, sagt IHK-Präsident Jörg Brömer. „Industrie und Handel kämpfen mit schwierigen Rahmenbedingungen. Wenn wir Wachstum wollen, braucht es jetzt klare politische Entscheidungen statt neuer Unsicherheiten. Die Wirtschaft wartet nicht – sie braucht verlässliche Perspektiven, um wieder Fahrt aufzunehmen.“
Besser als der Hessen-Durchschnitt, aber hohe Belastungen
Der Geschäftsklimaindex stieg gegenüber dem Frühsommer um drei Punkte und liegt nun exakt bei 100 Punkten. Damit zeigt sich die regionale Wirtschaft robuster als der hessische Durchschnitt (92 Punkte). Dennoch bleiben die Belastungen hoch: Die neue US-Zollpolitik sorgt für zusätzlichen Druck auf exportorientierte Unternehmen, die schwache Inlandsnachfrage verschärft die Lage weiter.
Besonders deutlich zeigen sich die Unterschiede zwischen den Branchen:
  • Die Dienstleister sind mit einem Geschäftsklimaindex von 114 Punkten klar der Stabilitätsanker der regionalen Wirtschaft.
  • Die Industrie fällt mit 80 Punkten erneut deutlich zurück und weist den schlechtesten Branchenwert auf.
  • Der Einzelhandel erholt sich zwar etwas, liegt mit 85 Punkten aber weiter unter der Wachstumsschwelle.
  • Der Großhandel stagniert mit 93 Punkten unter der Neutralmarke.
Die größten Risiken bleiben unverändert: 69 Prozent der Unternehmen sehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als zentrales Geschäftsrisiko, 66 Prozent die schwache Inlandsnachfrage. Hinzu kommen Belastungen durch die Zollpolitik der USA, steigende Energiepreise sowie zunehmender Fachkräftemangel. Auch die Investitionsbereitschaft bleibt verhalten, und die Beschäftigungserwartungen liegen weiterhin im negativen Bereich.
„Die Unternehmen sind krisenmüde. Bürokratie, politische Unsicherheit und geopolitische Spannungen lähmen das Vertrauen und damit die Investitionsbereitschaft“, betont Fabian Lauer, Stv. Geschäftsführer der IHK Wiesbaden. „Die Politik muss gezielt Wachstumsbremsen lösen und Vertrauen zurückgewinnen. Planungssicherheit, weniger Regulierung und verlässliche Entscheidungen sind die Grundlage dafür, dass Betriebe wieder mutiger investieren.“
Was kann der regionalen Wirtschaft helfen?
Die IHK Wiesbaden fordert insbesondere auf Bundesebene eine entschlossene Entlastung der Betriebe sowie verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen und Wachstum. Doch auch auf regionaler Ebene müssen die Weichen richtig gestellt werden. Mit ihrer „Wirtschaftsagenda 2026-2031“ hat die IHK dafür jüngst konkrete Vorschläge unterbreitet.
Die Sonderauswertung zur Mindestlohnerhöhung zeigt: Bereits jetzt sorgt die geplante Erhöhung ab 2026 für Druck in den Betrieben. 34 Prozent rechnen mit steigenden Preisen, 30 Prozent mit Anpassungen angrenzender Lohngruppen, 12 Prozent mit Personalabbau. Besonders betroffen ist der Einzelhandel. Hinzu kommt der anhaltende Fachkräftemangel: 37 Prozent der Unternehmen können offene Stellen nicht besetzen – vor allem qualifizierte Fachkräfte fehlen.
Zum Konjunkturbericht der IHK Wiesbaden
Der IHK-Konjunkturbericht enthält umfassende Analysen und grafische Darstellungen zur konjunkturellen Lage im Wirtschaftsraum Wiesbaden. Kostenfrei abrufbar ist er unter www.ihk.de/wiesbaden/konjunkturbericht.
Für regionale Unternehmen findet sich hier zudem die Möglichkeit, sich zur drei Mal im Jahr stattfindenden Befragung anzumelden.
IHK-Ansprechpartner für fachliche Fragen:
Fabian Lauer
Stv. Geschäftsführer und Leiter Wirtschaftspolitik
Tel.: +49 611 1500-126
E-Mail: f.lauer@wiesbaden.ihk.de