Patienten in der Cloud

Digitalisierung greifbar machen und voneinander lernen – darum geht es in dieser Serie. Zwölfter Teil: die Curmundo GmbH. Der ambulante Pflegedienst aus Wiesbaden setzt im Bereich Pflege voll auf Digitalisierung.
Digitalisierung und Pflege, passt das überhaupt zusammen? Ja, sagen Ewald Scheidt (Bild), Geschäftsführer, und Jens Hoche, kaufmännischer Leiter und Vorsitz des Verwaltungsrates, der Curmundo GmbH. Eine Idee, die zufällig in einem Restaurant entstanden ist und lediglich als zweites Standbein dienen sollte, ist nun Vollzeittätigkeit. Denn der Erfolg stellte sich schnell ein, womit beide nicht gerechnet hatten. Zumal vor allem der Generationenkonflikt – die Zwei trennen schließlich fast 30 Jahre - zu Beginn so seine Schwierigkeiten mit sich brachte. Doch mittlerweile hat sich der ambulante Pflegedienst etabliert und setzt voll auf Digitalisierung.
Die Verwaltung von Patienten- und Personaldaten wird vollständig digital abgewickelt. Die Daten befinden sich in einer deutschen Cloud - zusätzlich werden regelmäßig Sicherheitskopien erstellt. Auch die Qualitätssicherung erfolgt elektronisch. Ein Dashboard ermöglicht eine kategorisierte Übersicht über Daten- und Dokumentenvollständigkeit. So kann zum Beispiel überprüft werden, ob bei einem Patienten etwa der Pflegevertrag fehlt.
Die eigens entwickelte „Curmundo Academy“ ist eine Online-Plattform, welche die Einarbeitung und die fachlich-theoretische Weiterentwicklung bestehender und neuer Mitarbeiter beschleunigt und standardisiert. Mit Hilfe von Kurzvideos werden pflegefachliche und firmenspezifische Inhalte vermittelt. Außerdem erhält man einen Überblick über den aktuellen Lernfortschritt der Mitarbeiter und kann somit einen einheitlichen Wissensstand sicherstellen. Die Curmundo Academy wird regelmäßig in den Schulungsalltag mit einbezogen und kann zusätzlich mit individuellen Zugängen von zu Hause aus genutzt werden.
Aber nicht nur die Fortbildung der eigenen Mitarbeiter ist digitalisiert, sondern auch die Zeiterfassung. So bietet die „Curmundo ZE“ eine minutengenaue Arbeitszeitermittlung für die über 50 Mitarbeiter. Das vollständig selbstentwickelte System kann von unterwegs über eine App und persönlicher Mitarbeiter-ID bedient werden. Die erfassten Arbeitszeiten können zudem über eine Online-Plattform abgerufen werden. Unregelmäßigkeiten, wie zum Beispiel eine vergessene Abmeldung vom System, werden dem Administrator automatisch mitgeteilt.
Die Digitalisierungsmaßnahmen haben nicht nur Vorteile für die Mitarbeiter, sondern auch für die rund 200 Patienten und deren Angehörige. Denn über den Webdatenraum „Transparenz.curmundo.de“ können diese eigene Rechnungen sowie sämtliche Rechnungen, die an Krankenund Pflegekassen adressiert sind, einsehen und als PDF-Dokument herunterladen. So liefert die Curmundo GmbH die größtmögliche Transparenz in allen Abrechnungsprozessen. Die Plattform werde von den Angehörigen der Patienten sehr gut angenommen.
Die Macher des Wiesbadener Unternehmens hatten das Glück, dass die technische Umsetzung der Plattformen und Anwendungen intern entwickelt werden konnte. So konnten erhebliche Entwicklungs- und Programmierungskosten eingespart werden. Es sei von Vorteil, die notwendigen Kompetenzen bereits im eigenen Betrieb zu haben, oder sie zu erwerben. Außerdem sei es wichtig, ausreichend viele Testläufe zu fahren, bevor die digitalen Lösungen in das Tagesgeschäft integriert werden. Zukünftig wolle man auch andere Bereiche digitalisieren – eben da, wo es möglich und nötig ist.
Text: Christoph Jung und Tobias Quoika, IHK Wiesbaden