Let’s talque!

Digitalisierung greifbar machen und voneinander lernen – darum geht es in dieser Serie. Zehnter Teil: die Netzwerk-Plattform „talque“. Hier können sich Teilnehmer einer Veranstaltung vorab vernetzen und neue Kontakte knüpfen.
Man ist auf einer Veranstaltung mit hunderten von Teilnehmern – kennt aber weder die Interessen noch den beruflichen Hintergrund der anderen. Gibt es eventuell Teilnehmer aus derselben Branche, mit denen man ins Gespräch kommen könnte? Eine Lösung bietet die Real Life Interaction GmbH in Form der Event Community & Management Plattform „talque“ an.
Das junge Berliner Unternehmen startete bereits vor viereinhalb Jahren mit der Entwicklung von talque als Team-Messaging-App – mit guter Verbindung in die hessische Landeshauptstadt. Schnell erkannten die beiden Gründer, der Wiesbadener Dr. Tassilo Ott und Dr. Volker Braun, dass der Markt in diesem Bereich bereits sehr breit aufgestellt ist. Deshalb konzentrierten sich die beiden promovierten Physiker auf die Event-Management-Sparte. Der Übergang erfolgte vor knapp zwei Jahren, nachdem der Veranstalter der Messe droidcon Berlin den Beiden einen Stand auf der Messe angeboten hat – so entstand auch eine der Hauptfunktionen von talque: das Matchmaking zwischen Personen.
Grundsätzlich diene talque dem Veranstalter als Plattform zum Netzwerken und zur Organisation der Veranstaltung, erklärt Tassilo Ott, zum Beispiel bei der Anmeldung zu verschiedenen Workshops. So hat der Veranstalter die Möglichkeit, die Teilnehmer im Vorfeld per E-Mail zur Event-Community einzuladen. Die Besucher können sich dann über die App oder über eine Webseite registrieren. Anhand der angelegten Profile können sich die Teilnehmer vorab, während und nach der Veranstaltung miteinander vernetzen. Diese Kombination gebe es in dieser Form noch nicht – andere Plattformen spezialisieren sich eher auf einzelne Funktionen, betont der Gründer.
Während der Entwicklung habe sich das sechsköpfige Team einigen Herausforderungen stellen müssen. Das liege vor allem an der Komplexität der Plattform und Menge an Daten, die verarbeitet werden. Die Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung habe man gelöst: Alle Daten liegen in der europäischen Cloud, so das Unternehmen. Da es die App sowohl für iOS- und Android-Geräte gibt, musste auch das bei der Entwicklung beachtet werden. Allein die Entwicklungskosten beziffert Ott auf rund 750.000 Euro.
Obwohl kein Geld für externes Marketing ausgegeben wurde, verzeichne talque bereits 10.000 registrierte Nutzer. Bisher habe die Plattform vor allem über Hörensagen an Bekanntheit gewonnen. So habe man zum Beispiel Kunden wie die Deutsche Messe, das Bundeswirtschaftsministerium, die Bertelsmann-Stiftung sowie das Sundance Film Festival und die Filmfestspiele in Cannes gewinnen können. Künftig wollen die Gründer aber mehr in Marketingmaßnahmen investieren, um noch mehr Nutzer auf den Geschmack zu bringen.
Außerdem wolle man neben Veranstaltern auch Community-Betreibern eine Plattform bieten. Das Thema Community werde für talque immer interessanter: So verhandle man derzeit mit einem großen Zeitungsverleger. Die Unternehmer arbeiten an einem Konzept für kostenpflichtige Zusatzangebote zu klassischen Printmedien und Onlineartikeln, die einer Premium-Community zur Verfügung gestellt werden.
Auch die IHK Wiesbaden hatte talque schon im Einsatz: Beim Sommerfest für Gründer und kleine Unternehmen im August nutzte rund ein Drittel der Teilnehmer die Plattform zum Netzwerken und zur Orientierung.
Text: Christoph Jung und Tobias Quoika, IHK Wiesbaden