Digitalisierung macht Druck

Digitalisierung greifbar machen und voneinander lernen – darum geht es in dieser Serie. Achter Teil: der internationale Hersteller von Getränkekartons Tetra Pak. Das Unternehmen mit Deutschlandsitz in Hochheim investiert in ein neues digitales Druckverfahren, das mehr Möglichkeiten für individuelles Design und flexible Auftragsmengen bieten soll.
Jeder kennt sie und jeder hat sie schon einmal verwendet: die Rede ist von den Getränkekartons der Firma Tetra Pak. Sie schützen die Getränke vor äußeren Einflüssen und dienen gleichzeitig als Werbefläche für Getränkehersteller. Die Kunden von Tetra Pak entwerfen unterschiedliche Designs, um ihre Produkte optimal zu präsentieren, und Tetra Pak druckt diese auf Getränkekartons. Derzeit wird dafür das Flexodruckverfahren eingesetzt. Hierbei wird für jede zu druckende Farbe eine Druckplatte hergestellt. Die Druckplatten werden zusammen mit den verschiedenen Rollhülsen auf die Maschine gerüstet, um den vollfarbigen Abdruck auf das Verpackungsmaterial zu erzeugen. Das führt aber zu einem hohen Zeitverlust, da bei jeder Designvariation die Rollhülsen gewechselt werden müssen. 
Aus diesem Grund hat sich Tetra Pak dazu entschieden, in digitale Drucktechnologie zu investieren. Dabei werden Druckknöpfe mit Tintenstrahldüsen verwendet, die sich bewegen und die Stellen bedrucken, die vom Computer programmiert worden sind. Dies hat den Vorteil, dass die Zeit zwischen der Erstellung des Designs und des finalen digitalen Drucks verkürzt wird. Viel wichtiger ist aber: Das Design kann von einer Verpackungseinheit zur anderen teilweise oder sogar komplett unterschiedlich sein. Hierdurch ist der Kunde flexibler und kleinere Auftragsmengen können günstiger produziert werden.
Eine solch umfangreiche Investition ist aus Sicht von Tetra Pak der richtige Schritt, um Kunden im digitalen Zeitalter beim Erschließen neuer Möglichkeiten zu unterstützen. Agilität, Reaktion auf Verbrauchertrends und Individualisierung seien wichtige Differenzierungsmerkmale innerhalb der Lebensmittelindustrie und der Getränkebranche, berichtet Carol Yang, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Tetra Pak. „Unsere Kunden wollen den Verbrauchern zunehmend mehr Individualität bieten und mehr Flexibilität bei der schnellen Anpassung an die Marktbedürfnisse haben.“ Des Weiteren bestehe durch das digitale Druckverfahren die Möglichkeit, individuell gestaltete Designs in kleineren Serien zu produzieren. So können spezielle Kampagnen zu Feiertagen oder zu besonderen Ereignissen angeboten werden. 
Das neue Verfahren biete Wachstumschancen und ermögliche neue Wege in der Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Kunde. Auch aus umweltschutztechnischer Sicht überzeuge die digitale Druckvariante, so Carol Yang. Im Vergleich zum aktuellen Druckverfahren sei die Umweltbelastung bei der digitalen Variante geringer, da keine Druckplatten benötigt und weniger Chemikalien verwendet werden. Außerdem werde der Papierabfall durch die On-Demand-Produktion verringert und Lagerkosten können eingespart werden. 
Obwohl das digitale Druckverfahren aufgrund teurerer Tinte und geringerer Druckgeschwindigkeit aktuell kostenintensiver ist, geht Tetra Pak davon aus, dass die Gesamtkosten mit der Zeit sinken werden. Für die Einführung des digitalen Druckverfahrens wurde das Werk in Denton in den USA ausgewählt, da dieses Werk Teil eines Technologie-Upgrades ist und 2018 erst erweitert und renoviert wurde. Die ersten Testläufe von digital bedruckten Verpackungskartons sollen in der ersten Jahreshälfte 2020 durchgeführt werden. Anschließend soll geprüft werden, ob Digitaldrucker weiterentwickelt und auch an anderen Standorten installiert werden. Die neue digitale Druckvariante soll vorerst als ergänzende Technologie dienen, das bisherige Verfahren aber nicht komplett ersetzen.
Text: Christoph Jung und Tobias Quoika, IHK Wiesbaden