Die Remote-Weinprobe

Digitalisierung greifbar machen und voneinander lernen – darum geht es in dieser Serie. Siebzehnter Teil: der Weinsalon Vino della Casa. Die Niedernhausener Weinexperten trotzen der Corona-Pandemie mit virtuellen Weinverkostungen – und das europaweit.
Gemeinsam auf engsten Raum Wein zu verkosten ist aufgrund der Pandemie derzeit nur schwer vorstellbar, ja schier unmöglich. Um trotzdem nicht auf Weinproben verzichten zu müssen hat sich der Niedernhausener Unternehmer Michael Kietzmann zusammen mit seinem fünfköpfigen Team eine Lösung einfallen lassen. In Zeiten von Teams, Zoom und Co. lag es für ihn quasi auf der Hand, diese Plattformen für digitale Weinverkostungen zu nutzen. So, wie das einige Weingüter aus der Region in den vergangenen Monaten den Liebhabern des Rebensafts angeboten haben. Dabei hat sich Vino della Casa vor allem auf Firmenkunden spezialisiert, Privatkunden seien mittlerweile eher die Ausnahme.
Doch wie läuft so eine virtuelle Weinprobe ab? Alles beginnt mit der Kundenanfrage und den Weinpaketen, die ganz nach den individuellen Wünschen gepackt und an die Teilnehmer versendet werden, erläutert Kietzmann. Betriebe haben die Möglichkeit, die Flaschenetiketten im eigenen Corporate Design zu gestalten und dazu eine Landingpage mit Informationen zur Weinprobe und dem Link zur Videokonferenzplattform – ob Teams, Zoom oder Webex – anlegen zu lassen. Wie auch die Weinprobe vor Ort findet die digitale Version meist als Afterwork-Event statt. „Dabei steht nicht das Produkt im Mittelpunkt, sondern die Menschen und das Gemeinschaftsgefühl“, sagt Kietzmann. „Die Mitarbeiter sollen sich aktiv beteiligen und miteinander ins Gespräch kommen.“ Für gewöhnlich dauere die Remote-Weinprobe 90 Minuten.
„Nicht das Produkt steht im Mittelpunkt, sondern die Menschen und das Gemeinschaftsgefühl“
Danach klinkt sich das Team von Vino della Casa aus und die Teilnehmer haben die Möglichkeit, die Veranstaltung gemeinsam ausklingen zu lassen. Um die virtuellen Weinverkostungen so professionell wie möglich planen zu können, habe er einiges investiert, so der Niedernhausener Unternehmer, vor allem in Equipment und in Videoräume. Außerdem habe man die Inhalte und Produkte für die OnlineVerkostung angepasst oder weiterentwickelt. Größere Schulungen im Bereich Videokonferenzen seien nicht notwendig gewesen. Aufgrund europaweiter Anfragen hat das Team um Michael Kietzmann aber inzwischen einen auf den Fachbereich Wein spezialisierten Englischkurs besucht.
Dass sich der Aufwand lohnt, zeigten einerseits die positiven Rückmeldungen der Kunden sowie die Tatsache, dass man rund um Weihnachten bereits so gut wie ausgebucht sei. Auch nach Corona möchte der Unternehmer die digitale Weinverkostung weiterhin anbieten, vor allem für Unternehmen. „Gerade in diesen schwierigen Zeiten haben die gemeinsamen Erfahrungen unser Team noch enger zusammengeschweißt.“
Text: Christoph Jung und Tobias Quoika, IHK Wiesbaden