Recruiting: Potenziale erschließen
Um möglichst viele und passende Bewerbungen auf eine Stellenanzeige zu erhalten, sollten Unternehmen ihr Stellenangebot sorgfältig formulieren und über unterschiedliche Wege und Kanäle verbreiten. Dabei gilt es zu überlegen, wo und wie man seine Bewerber am ehesten erreicht und wie man sie zielgruppengerecht anspricht.
Wichtige und gängige Rekrutierungswege
Wir stellen Ihnen hier die wichtigsten und gängigen Rekrutierungswege vor.
- Rekrutierung durch persönlichen Kontakt: Gibt es im Bekanntenkreis Kandidaten, die auf die gesuchte Stelle passen? Unternehmen können persönliche Kontakte nutzen und diese ermutigen, eine Bewerbung abzugeben.
- Interne Ausschreibung: Jede Stelle sollte auch intern ausgeschrieben werden. Wer intern besetzen kann, spart Zeit im Rekrutierungsprozess und bei der Einarbeitung.
- Mitarbeiter werben Mitarbeiter: Wer könnte authentischer für ein Unternehmen werben, als die eigenen Mitarbeiter? Diese können aktiv in die Suche mit eingebunden werden. Man kann auch (Geld-)Prämien für eine erfolgreiche Vermittlung ausschreiben – so bietet man Mitarbeitern einen zusätzlichen Anreiz, sich einzubringen.
- Personalsuche auf Job- und Karrieremessen: Job- und Karrieremessen können genutzt werden, um mit potenziellen Bewerbern ins Gespräch zu kommen. Es besteht die Möglichkeit, hier über vakante Stellen zu informieren.
- Stellenangebote in der Zeitung: Ein Zeitungsinserat ist vergleichsweise teuer. Trotzdem kann es sich – vor allem bei der Besetzung von Führungskräften – durchaus lohnen. Wichtig ist es, die richtige Zeitung für seine Zielgruppe zu wählen: Wer eine Fachkraft mit hohem Spezialisierungsgrad sucht, sollte in einer entsprechenden Fachzeitschrift veröffentlichen. Auf Anzeigen in überregionalen Zeitungen kann bei befristeten Stellen verzichtet werden, da sich ein Umzug für potenzielle Mitarbeiter dann in der Regel nicht lohnt.
- Karriereseite / Stellenangebote auf der Firmenwebseite: Die Firmenwebseite ist heute das wichtigste Aushängeschild eines Unternehmens. Jedes Jobangebot sollte sich hier wiederfinden. Am besten richten Unternehmen auf der Firmenhomepage eine spezielle Karriereseite ein. Es lohnt sich, die Firmenwebseite zu nutzen, um sich in Texten, Bilder und Videos als attraktiver Arbeitgeber (Employer Branding) zu positionieren und die Benefits für Mitarbeitende umfangreich darzustellen. Wichtig ist hierbei auch auf Suchmaschinenoptimierung zu achten. Nur dann werden Stellenangebote auch über gängige Suchmaschinen gefunden und möglichst weit oben in den Suchergebnissen angezeigt.
- Headhunter (Personalvermittler): Unternehmen, die hochspezialisierte Fach- und Führungskräfte suchen, können die Dienstleistung einer Personalvermittlung in Anspruch nehmen.
- Bewerberdatenbanken: Eine gut gepflegte Bewerberdatenbank gibt Unternehmen Auskunft über Kandidaten, die sich in der Vergangenheit für einen Job interessiert haben oder sich initiativ beworben haben. Auch diese Kontakte lassen sich – je nach Profil – im Rekrutierungsverfahren für eine konkrete Stelle nutzen.
- Social Media Recruiting: Die Rekrutierung über Social Media ist mittlerweile nicht mehr bei der Ansprache von Jüngeren oder Fachkräften aus der IT-Branche erfolgsversprechend, sondern etabliert sich zunehmend bei allen Zielgruppen. Dabei müssen Unternehmen nicht darauf warten, dass die Bewerber sich bei ihnen melden. Im Sinne des Active Sourcing ist es heutzutage durchaus üblich, dass Unternehmen über die sozialen Netzwerke Kontakt zu potenziellen Bewerbern aufnehmen, um sich als erfolgreiches Unternehmen attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.
- Jobbörsen im Internet: Die meisten Jobsuchenden nutzen heute das Internet. Stellenanzeigen haben hier eine hohe Reichweite und sprechen Fachkräfte regional und überregional an. Auch hier gilt: Immer die passende Jobbörse zur entsprechenden Zielgruppe wählen. Neben den klassischen Jobbörsen, in denen Sie Ihre Stellengesuche veröffentlichen können, gibt es immer mehr Jobbörsen auf denen sich Job-Suchende registrieren. Auch dort können Sie nach jobsuchenden potenziellen Mitarbeitern in vielen Branchen und Berufen suchen. Unsicher welches die richtige Plattform ist? Viele bieten kostenlose oder vergünstigte Demo- oder Testzugänge für einen begrenzten Zeitraum an – fragen Sie danach.
Online-Jobbörsen im Überblick
Es gibt viele Jobbörsen im Internet, die sich zum Teil auch auf die Ansprache spezieller Zielgruppen spezialisiert haben. Hier ein Überblick:
- Die Bundesagentur für Arbeit bietet Unternehmen neben der Einstellung reichweitenstarker Inserate auch die Möglichkeit, als Unternehmen ein eigenes Profil einzurichten und so direkt für potentielle Bewerber erreichbar zu sein. Eine spezifische Zielgruppe kann man hier jedoch nicht ansprechen.
- Die IHK-Lehrstellenbörse unterstützt Unternehmen gezielt bei der Suche nach Auszubildenden. Dafür muss man sich lediglich direkt mit der IHK in Verbindung setzen und die Platzierung der Ausschreibung um einen Ausbildungsplatz über ein Kontaktformular beantragen.
- Das Karriereportal der Innovationsregion Ulm bietet ortsansässigen Unternehmen die Möglichkeit, kostenfrei Stellenanzeigen für Fachkräfte sowie offene Ausbildungsplätze zu platzieren. Diese werden durch die integrierte Reichweiten- sowie Suchmaschinen-Optimierung automatisch zu Google for Jobs, Indeed, LinkedIn und vielen weiteren kostenfreien Jobbörsen per Schnittstelle aktiv weitergegeben. Mit Arbeitgeberprofilen können Unternehmen zusätzlich ihre Zielgruppe von sich überzeugen.
- Stepstone bietet nicht nur eine hohe Reichweite für Jobinserate, sondern auch die Möglichkeit, über Partnerseiten branchenspezifisch auszuschreiben. Auch internationale Stellenangebote können platziert werden.
- Auf Monster können insbesondere Führungs- und Fachkräfte angesprochen werden. Die Jobbörse bietet zudem die Möglichkeit, internationale Ausschreibungen zu platzieren.
- Die Jobbörse Absolventa ist spezialisiert auf Bewerber aus dem akademischen Bereich. Hier können insbesondere Stellen angeboten werden, die auf Berufseinsteiger mit absolviertem Studium setzen – auch Praktikums- und Traineestellen werden vermittelt. Die Online-Plattform bietet zudem Events für Personaler und Experten an. Die Zielgruppe für Stellenausschreibungen setzt sich hier dementsprechend aus Studierenden, Absolventen und Berufseinsteigern zusammen.
- Azubiyo ist ein Portal für Ausbildungsberufe und junge Fachkräfte. Unternehmen haben hier die Möglichkeit eines Eignungsabgleichs von Bewerbern.
- Back in Job ist eine Jobbörse, über die Unternehmen neben Vollzeitstellen auch explizit Teilzeit und Minijobs online ausschreiben und bewerben können. Das Inserat der Stellenanzeige ist für Arbeitgeber kostenfrei.
- Die Jobbörse der Europäischen Kommission bietet nicht nur die Möglichkeit, Stellen zu inserieren. Insbesondere bieten spezialisierte EURES-Berater an, Unternehmen bei der Rekrutierung europäischer Fachkräfte gezielt zu unterstützen. Das Portal spricht Fachkräfte aus Europa an.
- Kimeta bietet eine Auflistung branchen- und regionsspezifischer Stellenbörsen. Ausschreibungen können kostenpflichtig inseriert werden.
- Die Jobbörse Enable Me ist spezialisiert auf Stellenausschreibungen für Menschen mit einer Behinderung. Auch Ausbildungsplätze können hier angeboten werden.
- Bei Unicum lassen sich insbesondere Praktikanten und Werkstudenten rekrutieren. Die Jobbörse wendet sich an junge Akademiker und Studierende.
- Workeer wendet sich an Geflüchtete, die in Deutschland Arbeit suchen.
-
Bei Joboo finden sich laut eigenen Angaben über 150.000 registrierten Job-Suchenden in vielen Branchen und Berufen.
Weitere mögliche Maßnahmen
Fachkräfte werden immer rarer, die meisten stehen in festen Arbeitsverhältnissen und die Arbeitslosenquote ist auf einem Rekord-Tief. Diese Rahmenbedingungen bewirken, dass reaktive Maßnahmen der Personalbeschaffung immer weniger funktionieren. Der Markt hat sich gedreht und Unternehmen müssen sich auch bei den Bewerbern bewähren. Umso wichtiger ist es, neue kreative Wege zu gehen und auf aktive Maßnahmen in einem strategischen Personalmanagement zu setzen. Mögliche Maßnahmenpakete wären unter anderem:
- Zielgruppengerechte Ansprache mit den entsprechenden medialen Mitteln, z.B. Film für Azubis mit Azubis in der Hauptrolle
- Junge Bewerber suchen nach digital fortschrittlichen Unternehmen
- Aufzeigen von beruflichen Perspektiven
- Berufsorientierung und echte Einblicke ins Unternehmen für Azubis
- Organisation von Bewerbertagen, z.B. mit Unternehmenspräsentationen und Gruppenarbeiten
- Suchmaschinenoptimierung für Stellenanzeigen, da die meisten über Beruf und Ort suchen
- Authentische Kommunikation der Unternehmenskultur nach außen
- Kooperationen und Sponsoring von und mit Schulen
- Anbieten von Ferienarbeit, Praktika und Probearbeiten
- „Second-Source-Bewerberpool“ nutzen: ehemalige Bewerber ansprechen
- Umsetzung eines professionellen Bewerberprozesses, z.B. schnelle Reaktionszeit, persönlicher Anruf
- Kooperationen mit anderen Betrieben: „Job Rotation“ für Azubis
- Verwendung neuer Technologien, die auf hohe Akzeptanz der Jugendlichen stoßen, wie etwa Chatbots, Matching Tools oder Videobewerbungen
- Bewerbung so einfach wie eine Pizzabestellung: einfache Kontaktmöglichkeiten und Prozesse, alle für die Zielgruppe relevanten Informationen auf einen Blick sichtbar
- Erfolgreich rekrutieren mit KI-Tools (Artikel des Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung)