Wirtschaftsstandort
Bayerisch-Schwaben zählt zu den stärksten Wirtschaftsräumen Deutschlands. Durch die Lage zwischen den Metropolen München, Stuttgart und Zürich sind insbesondere in einigen Bereichen Verbesserungen notwendig, um eine gute Zukunftsentwicklung zu ermöglichen.
Wirtschaft beginnt mir WIR: Für einen zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort setzen wir uns in Gesprächen mit Vertretern von Politik, Verwaltung und anderen Akteuren ein – damit die Unternehmerinnen und Unternehmer unter optimalen Bedingungen in Bayerisch-Schwaben wirtschaften können.
Infrastruktur
Die Infrastruktur wird von sechs Handlungsfeldern bestimmt:
- ÖPNV: Der öffentliche Personennahverkehr muss in Bayerisch-Schwaben auch Gewerbegebiete und Berufsschulen besser anbinden. Dort, wo das kommunale Angebot diesen Bedarf nicht deckt, müssen unternehmerische Interessen gebündelt und Lösungen in Eigenregie gestärkt werden.
- Verkehrswege: Straßen und Schienenwege müssen ausgebaut werden; sie sind für einen zügigen Warenverkehr und eine gute Wirtschaftsentwicklung zwingend erforderlich. Dazu zählen u.a. der Ausbau der Bundesstraßen B12, B16 und der Osttangente Augsburg, das Bahnprojekt Ulm–Augsburg sowie der Bau des Kombi-Terminals (“Containerbahnhofs”) Augsburg.
- Erreichbarkeit: Infrastruktur dient der Erreichbarkeit von Unternehmensstandorten, in den Innenstädten vor allem von Handel, Dienstleistung und Gastgewerbe. Neben Parkraum brauchen Städte Möglichkeiten für effiziente Anlieferung, Auslieferung und Abholung. Verkehrslenkung sollte, auch um breite Akzeptanz zu finden, bevorzugte Verkehrsmittel fördern und auf Restriktionen so weit wie möglich verzichten („Anreiz statt Verbote“).
- Digital / Daten: Die flächendeckende Versorgung mit schnellstem Mobilfunk ist für Bayerisch-Schwaben unerlässlich. Unternehmen können selbst zu einer Verbesserung beitragen, indem sie Mobilfunkbetreibern ihre Flächen anbieten, um Antennen zu errichten.
- Soziale Infrastruktur: In unternehmerischer Eigenregie soll es Pilotprojekte geben, in welchen Unternehmen die Standortbedingungen für ihre Beschäftigten verbessern. Die Bereitstellung von Krippen und Kitas in einem unternehmerischen Verbund soll zeigen, was Unternehmen beispielhaft bewegen können.
- Gewerbegebiete/-flächen: Gewerbegebiete sind wichtige Zentren der regionalen wirtschaftlichen Entwicklung. Wir setzen uns dafür ein, dass unnötige limitierende Satzungen und Verordnungen wegfallen und Gewerbegebiete infrastrukturell ertüchtigt werden.
Schnelle Verwaltung
Eine schnelle Verwaltung wird von vier Handlungsfeldern bestimmt:
- Pilotprojekte und Öffnungsklauseln: Auf bayerischer Ebene ist die Etablierung von Pilotprojekten und Öffnungsklauseln im Koalitionsvertrag (2023-2028) explizit vorgesehen. Verwaltungsverfahren müssen pilothaft vereinfacht und nach vorangegangener Neukonzeption des Prozesses digitalisiert werden.
- Datawarehouse, One-Stop-Shop: Unternehmen müssen häufig dieselben Angaben bei verschiedenen administrativen Stellen erbringen. Datawarehouse-Architekturen müssen das Verwaltungshandeln der Zukunft bestimmen. Die im führenden System gepflegten Daten werden an andere Systeme automatisch weitergegeben. Wir fordern, dass Datenschutzregelungen, die diese Prozesse limitieren, beseitigt werden.
- Beschleunigung von Planungsprozessen: Die Genehmigungsfiktion hat bereits zu einer Beschleunigung von Verwaltungsleistungen geführt. Doch viel zu häufig wird das System durch den Verweis auf fehlerhafte Bearbeitung ausgehebelt. Die Genehmigungsfiktion muss in der praktischen Umsetzung daher noch deutlich gestärkt werden.
- Verwaltungen als Partner gewinnen: Unternehmen und Verwaltungen haben gemeinsame Interessen: Unnötige Erhebungen und aufwendige Verfahrensschritte belasten beide Seiten und erzeugen Verärgerung. Wir möchten daher den konstruktiven Dialog zwischen Wirtschaft und Verwaltung weiter stärken und so zu umsetzbaren Lösungen kommen.
Energie
Die sichere und bezahlbare Versorgung mit Strom und Wärme wird von vier Handlungsfeldern bestimmt:
- Netzausbau: Wir fordern den zügigen Anschluss des industriell geprägten Südens Deutschlands an die hohen Erzeugungskapazitäten im Norden. Auf regionaler Ebene erwarten wir die Beseitigung von Netzengpässen, damit kein unternehmerisches Energieprojekt auf den Netzausbau warten muss.
- Roadmap der Erzeugungsarten: Die Unternehmen benötigen für ihre Entscheidungen im Bereich Energie verbindliche Informationen. In welchem zeitlichen Rahmen stehen welche Formen der Sekundärenergie nicht mehr zur Verfügung? Ab wann stehen welche Alternativen verlässlich bereit? Diese müssen den Unternehmen in einer Roadmap zur Verfügung gestellt werden.
- Eigenstromerzeugung: Unternehmen leisten in Eigenregie bereits einen großen Beitrag zur Energiewende. Die Produktion von Strom und die Veräußerung an andere Marktteilnehmer im gewerblichen Umfeld sind mit zu hohen bürokratischen Hürden behaftet und müssen dringend angepasst werden.
- Dezentralisierung der Stromversorgung: In PPA-Modellen (Power Purchase Agreement) können regionale Märkte für Energie sinnvoll organisiert werden. Der Staat kann die Etablierung von PPA sowohl bei der Errichtung von Stromerzeugungsanlagen als auch beim Betrieb auf vielfältige Weise unterstützen. Die IHK Schwaben wird erfolgreichen Projekten zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen.
Hier bekommen Sie einen Einblick in einige der Projekte zum Arbeitsprogramm:
- Netzbetreibergipfel - Energiezukunft gestalten
Im Dezember 2024 führten wir eine Umfrage unter den Mitgliedern der IHK-Regionalversammlung Dillingen durch. Ziel war es, aktuelle Herausforderungen, Bedarfe und Erwartungen zur betrieblichen Energieversorgung zu ermitteln. Die Rückmeldungen machten deutlich: Das Interesse an nachhaltigen und zukunftsfähigen Lösungen ist groß. Gleichzeitig bremsen fehlende personelle Ressourcen, geringe Bekanntheit von Power Purchase Agreements (PPA) sowie Unsicherheiten bei Investitionen viele Unternehmen aus. Auf Basis dieser Erkenntnisse entsteht aktuell ein praxisorientierter Leitfaden, der kompakte Handlungsempfehlungen zu Energieeffizienz, erneuerbaren Energien, Wärmeversorgung und Mobilität bietet. Er soll Unternehmen helfen, Potenziale zu erkennen, konkrete Schritte umzusetzen und Hemmnisse zu überwinden. Zudem wurden Mitgliedsunternehmen aufgerufen, erfolgreiche Projekte einzureichen – sechs ausgewählte Praxisbeispiele zeigen anschaulich, wie innovative Energieprojekte in der Region bereits erfolgreich realisiert werden.
- „IHK-Draht“ zu kommunalen Entscheidern
Die Kommunikation zwischen Behörden und Unternehmen ist häufig durch bürokratische Hürden, mangelnde Transparenz und verzögerte Informationsflüsse geprägt. Diese Probleme führen zu Missverständnissen, Verzögerungen bei Verfahren und ineffizienter Zusammenarbeit. Die Regionalversammlung Lindau-Bodensee möchte die Kommunikation verbessern, die Verwaltungsschritte in den Behörden kennen wie auch verstehen lernen und daraus Lösungsansätze ableiten – insgesamt also den“ Draht zu kommunalen Entscheidern“ verbessern. Unterstützt wird die Gruppe dabei von Kommunikationsexperten, die Impulse und Methoden für eine effektive Kommunikation einbringen. Im Zentrum steht nicht allein die Digitalisierung von Prozessen, sondern vor allem der Aufbau einer kommunikativen Brücke zwischen den Beteiligten. Ziel ist es, Schritt für Schritt das Leitbild einer „wirtschaftsfreundlichen Kommune“ zu verwirklichen - mit einer Politik, die die Anliegen der Wirtschaft ernst nimmt sowie einer Verwaltung, die sich als Partner und Dienstleister der Unternehmen versteht.
- Digitales Parken und Urban Data Platform
Mit dem Projekt „Digitales Parken und Urban Data Platform“ möchte die Regionalversammlung Augsburg-Stadt die Digitalisierung städtischer Parkraumbewirtschaftung und die Verbesserung der Innenstadtlogistik aktiv mitgestalten, um die Attraktivität der Augsburger Innenstadt für Besucher und Unternehmen zu stärken. Im Zentrum steht der konstruktive Dialog mit kommunalen Entscheidungsträgern, um anhand von Best-Practice-Beispielen zu digitalen Parksystemen und Innenstadtlogistik praxisnahe Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. So sollen künftig freie Parkplätze in Echtzeit digital für Endnutzer verfügbar sein – etwa in Google Maps. Die Veröffentlichung dieser Daten im Urban Data Portal der Stadt Augsburg ist ein erster Schritt. Im Rahmen eines Förderprogramms lässt die Stadt Augsburg zudem einen digitalen Zwilling zur Simulation und Steuerung des Lieferverkehrs entwickeln. Die Projektgruppe informierte sich über den aktuellen Stand, brachte Ideen ein und wird das geplante Pilotprojekt zu dynamischen Lieferzonen in Augsburg aktiv begleiten.