12. August 2024

Energiewende belastet die Wettbewerbsfähigkeit - Wert des regionalen IHK-Energiewende-Barometers liegt bei minus 12

„Die Wettbewerbsfähigkeit der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft wird von der Energiewende belastet. Die erfolgreiche Transformation in den Unternehmen leidet oftmals unter komplizierten und damit zu langsam umsetzbaren Vorgaben, die auch noch schlecht kommuniziert und wenig verlässlich sind. Die Energiewende trägt mit dazu bei, dass der regionale Wirtschaftsstandort an Attraktivität verliert und Investitionen ins Ausland abwandern“, kommentiert Reinhold Braun, Präsident der IHK Schwaben, die aktuellen Ergebnisse des IHK-Energiewendebarometers für die Region.
Seit 2012 ermittelt die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) in Abstimmung mit den regionalen Industrie- und Handelskammern (IHK) den Energiewende-Barometer. Die zentrale Frage lautet: "Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens?" Auf einer Skala von minus 100 für "sehr negativ" bis plus 100 für "sehr positiv" ergibt sich aktuell über alle Branchen hinweg ein Wert von minus 12 für Bayerisch-Schwaben.
Die Energiepreise sind ein wirtschaftliches Risiko
Braun: „Die hohen Energiepreise sind für jedes zweite IHK-Mitgliedsunternehmen ein wirtschaftliches Risiko. In der für unsere Region so wichtigen Industrie sind es sogar 68 Prozent.“ Diese Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage im Frühjahr 2024 werden durch das aktuelle IHK-Energiewende-Barometer bestätigt. Zwar steht die Region im bundesdeutschen Vergleich tendenziell etwas besser da, doch das lässt sich nach Einschätzung des IHK-Präsidenten mehr mit den unternehmerischen Investitionen in den Umweltschutz und damit unter anderem in regenerative Energiequellen als mit einer für die regionale Wirtschaft gut gemachten Energiewende begründen. „Wir haben Rückenwind bestellt und Gegenwind bekommen“, urteilt Braun beispielsweise mit Blick auf das Gebäudeenergiegesetz.
Die Herausforderungen sind hausgemacht
„Kompliziert, langsam, unverständlich und planlos“, spitzt der IHK-Präsident die Antworten der befragten Unternehmen auf die Hindernisse der unternehmerischen Transformation zu. Hinzu kommt, dass die Unternehmen keine Wende zum Besseren beobachten können. Seit drei Jahren nehmen die wichtigsten Hindernisse in ihrer Bedeutung tendenziell eher zu statt ab. „Damit erklärt sich auch“, so Braun, „warum der IHK-Energiewende-Barometer ein fast schon historisches Tief erreicht hat.
Der Trend ist ein deutliches Alarmsignal
Der Mix vieler wirtschaftlicher Risiken führt in Summe zu einer schleichenden Erosion der Wettbewerbsfähigkeit und damit des wirtschaftlichen Fundaments. Braun: „In Deutschland investieren die Unternehmen überwiegend in den Erhalt der Substanz, im wirtschaftlich wettbewerbsfähigeren Ausland in Wachstum. Auch wenn diese Entwicklung aufgrund des demographischen Wandels noch nicht auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt angekommen ist: Wir hören die Alarmglocken läuten. Gut reden oder weghören ist dagegen keine nachhaltig erfolgreiche Strategie.“
„Die Energiewende kann vom Hemmnis zur Chance werden, wenn sie einfacher, schneller und verlässlicher wird. So hat sich die IHK-Vollversammlung beispielsweise für den Erhalt der deutschen Strompreiszone und gegen eine regionale Segmentierung ausgesprochen. Wer die Energiewende gestalten will, braucht eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Umso notwendiger ist es, die Energiewende auch aus der Perspektive der Unternehmen zu denken“, so Braun.