16. Januar 2025

Wirtschaft bereitet sich auf Trump vor

Die Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben bereitet sich auf den Machtwechsel in den USA vor. Am 20. Januar findet die offizielle Amtseinführung von Donald Trump statt. „Das Klima im internationalen Handel wird unter dem neuen US-Präsidenten noch rauer werden. Darauf müssen sich die Unternehmen in der Region einstellen“, sagt IHK-Präsident Reinhold Braun. Trumps Protektionismus wird unmittelbare Auswirkungen auf das US-Geschäft heimischer Firmen haben. „Viele sind in den vergangenen Monaten bereits aktiv geworden und haben entsprechende Maßnahmen ergriffen“, berichtet Braun.
Derzeit unterhalten rund 600 Unternehmen aus Bayerisch-Schwaben aktive Geschäftsbeziehungen in die USA. 160 davon sind mit eigener Niederlassung oder Produktionen vor Ort vertreten. Bayernweit sind die USA nach China der zweitwichtigste Handelspartner. In kein Land exportieren bayerische Unternehmen mehr Waren als in die USA. „Insbesondere die stark exportorientiere Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben ist auf enge Beziehungen zu den USA angewiesen“, sagt IHK-Präsident Reinhold Braun.
Fast 50 Prozent rechnen mit schlechteren Geschäften
Noch im Herbst hatten die USA-aktiven Unternehmen in Bayerisch-Schwaben laut IHK-Konjunkturumfrage optimistischer auf das Auslandsgeschäft geblickt als jene, die auf Exportmärkte wie China oder Europa angewiesen sind. Doch das könnte sich ändern: Nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl geht fast die Hälfte der befragten bayerisch-schwäbischen Unternehmen mit direkten Geschäftsbeziehungen in die USA davon aus, dass sich die Rahmenbedingungen für ihr Amerikageschäft verschlechtern werden. Das war das Ergebnis einer IHK-Blitzumfrage im Vorfeld der Wahl.
Heimische Firmen füllen US-Lager
„Die Erfahrungen aus der ersten Amtszeit Trumps haben die Unternehmen sensibilisiert“, berichtet IHK-Präsident Braun. Als größte Risiken sehen die in der Blitzumfrage befragten Unternehmen höhere Zölle und Handelshemmnisse, US-Sanktionen und instabilere Finanzmärkte. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Monaten vorgebeugt, Lieferungen in die USA vorgezogen oder die Lager an ihren US-Standorten gefüllt, um möglichen Importzöllen vorzubeugen. Noch ist unklar, was genau auf die bayerisch-schwäbischen Unternehmen unter Trump zukommen wird. „Die plakativen Ankündigungen und Drohungen führen aber zum Teil bereits jetzt zu Verunsicherungen“, sagt Braun. Bei der IHK Schwaben geht man davon aus, dass der neue US-Präsident seine „America first“-Politik zügig mit entsprechenden wirtschaftspolitischen Entscheidungen flankieren wird. Bereits im Frühjahr könnten erste Maßnahmen wie Zölle auf einzelne Produktgruppen wirksam werden. In der vergangenen Amtszeit von Donald Trump hatte es aufgrund der gestiegenen Anzahl von bilateralen Abkommen der USA mit anderen Staaten viel Beratungsbedarf für Unternehmen gegeben. Das IHK-Team für Zollfragen registrierte spürbar mehr Anfragen.
USA wird weiter attraktiver Markt bleiben
Langfristig gesehen werden die USA aber weiterhin ein attraktiver Markt für die bayerisch-schwäbische Wirtschaft bleiben und mit vorteilhaften Standortbedingungen deutsche Investitionen anziehen. „Die angekündigte Senkung der Körperschaftssteuer ist zum Beispiel ein positiver Impuls für die US-Wirtschaft und könnte auch für deutsche Unternehmen neue Aufträge bedeuten“, sagt Braun. Local-Content-Vorschriften verstärken wie bereits unter der Biden-Administration den Druck auf heimische Unternehmen, in den USA zu produzieren. „Die Politik in Deutschland muss dringend die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Unternehmen verbessern, damit der heimische Standort weiter konkurrenzfähig bleibt“, fordert Braun. „Auch Europa muss zusammenstehen, den Binnenmarkt weiter vertiefen und durch den Abschluss von Handelsabkommen wie Mercosur zusätzliche Märkte erschließen.“