US-Handel: Unternehmen fürchten nach Zoll-Deal weitere Belastungen
Neue Sorgen statt erhoffter Entlastung: Der Zoll-Deal mit den USA wird von der Wirtschaft überwiegend kritisch beurteilt. Eine Blitzumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an der auch Unternehmen aus Bayerisch-Schwaben teilgenommen haben, zeigt: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen fürchtet nach der Einigung zwischen der EU und den USA weitere Belastungen. „Viele Unternehmen melden uns, dass die Einigung ihnen neue Sorgen beschert. Von Ruhe und Entspannung ist wenig zu spüren“, berichtet Jana Lovell, Leiterin der Abteilung International der IHK Schwaben. Am Donnerstag (7. August 2025) waren die Zölle der USA auf ausländische Importe in Kraft getreten.
Ende Juli hatte sich die Europäische Union im Zollstreit mit den USA u. a. auf einen Basiszollsatz von 15 Prozent verständigt, der seit Donnerstag gilt. Die EU sicherte den USA zudem mehr Investitionen und den Kauf von Energien zu. „Diese Einigung mag politisch notwendig gewesen sein“, sagt Lovell. „Für viele Unternehmen ist sie dennoch eine bittere Pille.“ Das spiegelt sich in der Blitzumfrage wider: Bei den Unternehmen mit direktem US-Geschäft gaben drei Viertel an, dass sie neue Belastungen fürchten. Nur rund fünf Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit positiven Effekten durch den Zoll-Deal. Unter den Unternehmen aus Bayerisch-Schwaben, die an der Umfrage teilgenommen haben, sind die Erwartungen etwas optimistischer: Jedes Vierte hat angegeben, dass es mit mindestens leichten Entlastungen rechne.
USA sind nach der EU das wichtigste Exportziel für Bayerisch-Schwaben
Allein aus Bayerisch-Schwaben haben 600 Unternehmen aktive Geschäftsbeziehungen in die USA. Mit einer Exportquote von knapp 45 Prozent hat der Außenhandel einen hohen Stellenwert für die Industrie in Bayerisch-Schwaben. Die USA sind nach der Europäischen Union das wichtigste Ziel für Exporte. Bereits jetzt spüren laut der Umfrage 72 Prozent der Unternehmen negative Auswirkungen der bisherigen US-Handelspolitik. Unter den befragten Betrieben aus Bayerisch-Schwaben gaben das 80 Prozent an. Für Betriebe mit direktem US-Geschäft ist die Lage besonders bitter: Neun von zehn Betrieben sehen laut DIHK-Umfrage negative Effekte. Die größte Belastung für diese Unternehmen ist die anhaltende handelspolitische Unsicherheit, insbesondere die Sorge vor weiteren Zollmaßnahmen (80 Prozent). Auch der Zollsatz von 15 Prozent ist für 72 Prozent eine spürbare Belastung.
Unternehmen richten Blick auf andere Märkte
Trotzdem wollen viele Unternehmen an ihrer US-Strategie festhalten: 20 Prozent der Unternehmen gaben in der DIHK-Umfrage an, dass die aktuelle Zollpolitik zu keiner Veränderung ihrer Exportstrategie führen wird. Unter den befragten Unternehmen aus Bayerisch-Schwaben lag der Anteil sogar bei rund einem Drittel. Mehr als die Hälfte will dagegen weniger Handel mit den USA betreiben. Die Unternehmen nehmen stattdessen andere Märkte in den Blick: Für knapp drei Viertel gewinnt der europäische Binnenmarkt als stabiler und berechenbarer Absatzmarkt an Bedeutung. Auch der asiatisch-pazifische Raum rückt stärker in den Fokus, ebenso wie weitere europäische Länder außerhalb der EU. Weiterhin gewinnen Märkte wie Mexiko und Kanada an Attraktivität. „Die USA werden ein wichtiger Partner für die regionale Wirtschaft bleiben“, sagt Lovell. „Für die Unternehmen wird es aber immer wichtiger, ihre Handelsbeziehungen auf eine breite Basis zu stellen.“ Dazu ist es erforderlich, dass die Politik beim Abschluss weiterer Handelsabkommen zügig vorankommt. Auch innerhalb Europas bleiben noch viele Potenziale ungenutzt. „Der europäische Binnenhandel muss weiter ausgebaut und Hürden beseitigt werden. Regulierung müssen signifikant reduziert werden“, so Lovell.