Gründungsdynamik bleibt stabil: Trotz konjunktureller Krise starten viele Menschen in die Selbstständigkeit

Trotz konjunktureller Risiken bleibt das Gründungsklima in Bayerisch-Schwaben weiter robust. Das geht aus der Analyse der amtlichen Gewerbeanzeigenstatistik durch die IHK Schwaben hervor. „Während bayernweit das Interesse an einer Unternehmensgründung in Industrie, Handel und den Dienstleistungsbranchen weiter nachlässt, gehen in der Region nach wie vor viele Menschen den Weg in die Selbstständigkeit“, berichtet Heide Becker, Leiterin des Beratungszentrums Recht und Betriebswirtschaft der IHK Schwaben. Die Zahl der Gewerbeanmeldungen in Bayerisch-Schwaben ist im Jahr 2024 erneut leicht gestiegen und liegt mit 14.182 um 0,6 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Mit Ausnahme des Corona-Jahres 2021 erreicht Bayerisch-Schwaben damit den höchsten Wert an Gewerbeanmeldungen in den vergangenen zehn Jahren. Der damalige Ausschlag war laut IHK-Expertin Heide Becker vor allem auf Sondereffekte zurückzuführen: „Viele Menschen haben im Nebenerwerb ein Gewerbe begonnen – aus Sorge um ihren Arbeitsplatz oder zur finanziellen Absicherung. Heute machen sich dagegen zunehmend Chancengründer in unserer Region auf den Weg“, berichtet Becker über das aktuelle Gründungsgeschehen. „Das sind Menschen, die trotz multipler konjunktureller Risiken den Wunsch verfolgen, sich beruflich neu zu orientieren, Chancen zu ergreifen und der eigenen Geschäftsidee nachzugehen." Viele gründen zunächst im Nebenerwerb, um zu testen, ob ihre Idee auch tragfähig ist.
Stabile Unternehmenslandschaft im Wirtschaftsraum Augsburg
Im Wirtschaftsraum Augsburg ist die Zahl der Gewerbeanmeldungen 2024 leicht zurückgegangen – von 5.241 im Vorjahr auf 5.147. Das entspricht einem Minus von 1,8 Prozent. Nach mehreren Jahren mit ansteigendem Gründungsgeschehen nähert sich das Niveau damit dem Stand von 2018 an. Positiv fällt hingegen das sogenannte Gründungssaldo aus – also die Differenz zwischen Gewerbean- und -abmeldungen: Mit einem Überschuss von 921 liegt dieser Wert rund 25 Prozent über dem Vorjahr. Die IHK Schwaben wertet dies als Zeichen für eine weiterhin robuste Unternehmensstruktur in der Region.
Positiver Gründungstrend im Allgäu
Im Allgäu wurden 2024 insgesamt 5.307 neue Gewerbeanmeldungen registriert – ein Plus von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit verzeichnet die Region den höchsten Stand seit Beginn der Auswertungen. Die IHK Schwaben sieht darin eine Fortsetzung des positiven Trends der vergangenen Jahre.
Überdurchschnittlich viele Gründungen in Nordschwaben
In Nordschwaben wurden 2024 insgesamt 1.558 neue Gewerbeanmeldungen verzeichnet – 5,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Es ist der höchste Stand seit 2021. Auch das Gründungssaldo fällt positiv aus: Die Differenz zwischen An- und Abmeldungen liegt bei 352 und ist damit um 18,5 Prozent gestiegen. Für die IHK Schwaben ist das ein Indikator für eine stabile Unternehmensstruktur in der Region.
Unternehmenslandschaft in Westschwaben äußerst stabil
In Westschwaben wurden 2024 insgesamt 2.170 neue Gewerbeanmeldungen registriert – zehn weniger als im Vorjahr. Damit bleibt das Anmeldeniveau nahezu konstant. Besonders deutlich fällt das Gründungssaldo aus: Mit 358 mehr An- als Abmeldungen liegt der Wert um 29 Prozent über dem Vorjahr. Die IHK Schwaben sieht darin ein Zeichen für die Stabilität der regionalen Unternehmenslandschaft.
Bayerisch-Schwaben koppelt sich vom Bayern-Trend ab
Während die Zahl der Gewerbeanmeldungen in Bayern 2024 leicht zurückging, bleibt Bayerisch-Schwaben auf Wachstumskurs. „Eine entscheidende Rolle spielt, dass wir in der Region über ein gut funktionierendes Ökosystem verfügen, in dem Akteure wie Hochschulen und Gründerzentren eng vernetzt sind“, erklärt Heide Becker. Die IHK Schwaben und zahlreiche Partner haben ein umfassendes Netz an Beratungs- und Unterstützungsangeboten aufgebaut, das vielen Gründungswilligen unter die Arme greift und jungen Start-ups viel Gelegenheit zur Sichtbarkeit und zum Austausch untereinander bietet.
Mehr Gründerinnen und Menschen mit Migrationshintergrund
Die Zahl der Beratungsgespräche bei der IHK Schwaben bleibt auf hohem Niveau – auch wenn sich zuletzt ein leichter Rückgang abzeichnet. Besonders gefragt ist das Angebot weiterhin bei Interessierten aus dem Dienstleistungs- und Handelssektor. Auffällig ist der wachsende Anteil von Frauen: Rund 40 Prozent der Beratungsgespräche werden inzwischen mit Gründerinnen geführt – Tendenz steigend. Auch Menschen mit Migrationshintergrund nutzen das IHK-Angebot überdurchschnittlich häufig. „Sie kommen meist gut vorbereitet in die Beratung und bringen tragfähige Geschäftsideen mit“, sagt IHK-Expertin Heide Becker.