Bayerisch-Schwaben fehlen die Impulse aus dem Ausland

Die deutsche Exportwirtschaft hat im Sommer 2025 einen weiteren Dämpfer erlitten. Besonders die Ausfuhren in die USA – einen der wichtigsten Handelspartner Bayerisch-Schwabens – sind im Jahresvergleich deutlich zurückgegangen. Auch der Handel mit China und der Euro-Zone stagniert zunehmend. Für die stark exportorientierte Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben sind das alarmierende Signale. Die IHK Schwaben sieht vor diesem Hintergrund im EU-Mercosur-Abkommen eine wichtige Chance, neue Märkte zu erschließen und die internationalen Aktivitäten breiter aufzustellen.
„Die internationalen Impulse fehlen – und das zunehmend auf breiter Front. Dabei sind für den Mittelstand in Bayerisch-Schwaben stabile und berechenbare Exportmärkte essenziell“, sagt Reinhold Braun, Präsident der IHK Schwaben.

Daten aus der aktuellsten IHK-Konjunkturumfrage vom Frühjahr 2025 bestätigen die Entwicklung: In nahezu allen Weltregionen meldet die Industrie rückläufige Auftragsvolumina. Besonders schwach fällt die Erwartungslage für den nord- und südamerikanischen Markt aus – mit negativen Saldowerten bei der Exportprognose.

Strategische Diversifizierung durch Mercosur-Abkommen
In diesem Umfeld gewinnt das EU-Mercosur-Abkommen zunehmend an Bedeutung. Die IHK Schwaben sieht in der Vereinbarung mit den Ländern Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay einen Hebel, um neue Absatzpotenziale zu erschließen.
„Ein funktionierendes Abkommen mit den Mercosur-Staaten bietet die Chance, bestehende Abhängigkeiten zu verringern und zusätzliche Nachfrage zu erschließen – gerade für Branchen, die aktuell besonders stark unter der Exportflaute leiden“, betont IHK-Präsident Braun.

Die vorgesehene Abschaffung von über 90 Prozent der Zölle würde die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen stärken. Nach Schätzungen der EU-Kommission liegen die potenziellen Einsparungen für Bayern bei rund 330 Millionen Euro jährlich. Besonders profitieren könnten der Maschinenbau, die Automotive-Zulieferer, Unternehmen der Chemie- und Kunststoffindustrie sowie die Medizintechnik.

Regionale Unternehmen sind vorbereitet – es fehlt die Umsetzung
Rund 300 Unternehmen aus Bayerisch-Schwaben unterhalten bereits Geschäftsbeziehungen mit dem Mercosur-Raum, mehr als 50 davon mit eigenen Niederlassungen. Das Exportvolumen ist bislang moderat – doch die Unternehmensstrukturen bieten eine belastbare Basis für Wachstum.
„Die Strukturen für einen Ausbau sind da – aber die Unternehmen brauchen jetzt Klarheit. Entscheidend ist, dass die Umsetzung des Abkommens zügig, transparent und mit praktikablen Vorgaben erfolgt“, so Braun. Besonders kleine und mittlere Unternehmen seien auf einfache Nachweispflichten und die gegenseitige Anerkennung technischer Standards angewiesen.

EU-Binnenmarkt stärken – Handelsbeziehungen strategisch ausbauen
Neben neuen internationalen Märkten bleibt auch der europäische Binnenmarkt eine tragende Säule für die Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben. IHK-Präsident Reinhold Braun betont: „Im EU-Binnenmarkt steckt noch viel Potenzial. Hier müssen bestehende Hürden fallen – etwa durch weniger Bürokratie, die Vereinfachung technischer Vorgaben und eine stärkere Vernetzung der Energiesysteme.“

Die IHK Schwaben sieht in einem handlungsfähigen Europa eine wichtige Voraussetzung für wirtschaftliche Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit. „Jetzt gilt es, die Chancen der Europäischen Union noch besser zu nutzen, mittelstandsfreundlich zu gestalten und den Fokus auf praxisnahe Lösungen zu legen – im Binnenmarkt ebenso wie in der Handelspolitik“, so Braun abschließend.