Mehr Arbeitsvolumen für mehr Wachstum
Deutschland muss das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen erhöhen, um Wohlstandsverluste infolge des demografischen Wandels zu vermeiden. Das ist das zentrale Ergebnis einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die im Auftrag der IHK Schwaben erstellt wurde. Die Untersuchung analysiert unter rein ökonomischen Gesichtspunkten, welche Maßnahmen geeignet sind, kurzfristig wie langfristig zusätzliche Arbeitsstunden zu mobilisieren.
„Unsere Wirtschaft hat kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem“, erklärte IHK-Präsident Reinhold Braun bei der Vorstellung der Studie. „Wir wissen, was nötig ist, um das Arbeitsvolumen zu steigern – jetzt braucht es politischen Mut.“
Reformpaket statt Einzelmaßnahmen
Die IW-Studie empfiehlt ein Bündel an Reformen in den Bereichen Rentenpolitik, Fachkräftesicherung, Arbeitszeitgestaltung und Infrastruktur. Besonders kurzfristig wirksam wären aus Sicht der Gutachter die Abschaffung der abschlagsfreien Rente mit 63, eine Begrenzung des vorzeitigen Renteneintritts sowie die Wiedereinführung einer Hinzuverdienstgrenze. Auch die Streichung eines gesetzlichen Feiertags könne das Arbeitsvolumen unmittelbar erhöhen. „Ein zusätzlicher Arbeitstag pro Jahr bringt volkswirtschaftlich mehr als jede steuerfreie Überstundenprämie“, betonte Braun.
Zugang für Fachkräfte erleichtern und mehr Flexibilität schaffen
Ein besonderer Fokus der Studie liegt auf der gezielten Fachkräftezuwanderung. Derzeit ist es Zeitarbeitsunternehmen untersagt, qualifizierte Beschäftigte aus Drittstaaten zu rekrutieren. „Gerade mittelständische Unternehmen in Bayerisch-Schwaben brauchen praktikable Wege, um internationale Fachkräfte zu gewinnen“, so Braun. „Die Zeitarbeit ist dafür prädestiniert – wir müssen sie aus der regulatorischen Sackgasse holen.“
Darüber hinaus spricht sich das IW für mehr Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung aus. Der Wechsel von einer täglichen zu einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit würde zwar keine neuen Stunden schaffen, ermögliche aber eine effizientere Nutzung bestehender Arbeitszeit. „Mehr Flexibilität schafft Spielraum für Betriebe wie Beschäftigte – das ist in einer dynamischen Arbeitswelt ein echter Standortvorteil“, sagte Braun.
Langfristig empfiehlt die Studie unter anderem die Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung sowie Investitionen in die Kinderbetreuungsinfrastruktur. Diese seien entscheidend, um vor allem Frauen beim Übergang von Teilzeit in Vollzeit zu unterstützen. Zudem müssten Fehlanreize im Steuer- und Transfersystem abgebaut werden, die zusätzliche Erwerbsarbeit unattraktiv machten.
„Der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel ist kein Naturereignis – wir können ihm begegnen, wenn wir die richtigen Anreize setzen“, so Braun abschließend. Die IHK Schwaben sieht in der IW-Studie eine fundierte Grundlage, um die politische Debatte über notwendige Reformen faktenbasiert zu führen. Die rechtliche und politische Umsetzbarkeit war dabei bewusst nicht Gegenstand der Analyse.