Innenstadt Reloaded

Echte Menschen statt Algorithmen

Mit dem IHK-Programm „Innenstadt Reloaded“ können teilnehmende Städte ihre Zukunfstfähigkeit stärken. Ein zentrales Element ist die digitale Sichtbarkeit lokaler Akteure. Lindenberg macht es vor.
Städte und Gemeinden stehen vor großen Herausforderungen. Die Konkurrenz durch große Internethändler ist nur einer der Aspekte, der es den Innenstädten erschwert, ihre Rolle als lebendige Zentren zu bewahren. „Corona hat dabei noch zusätzlich wie ein Katalysator gewirkt“, sagt Sascha Schmid. Er ist Citymanger in Lindenberg.  Das Westallgäuer Mittelzentrum hat 11.500 Einwohner und steht wie viele kleine und mittelgroße Städte vor der Frage, wie es zukunftsfähig bleiben kann. Genau dieser Herausforderung widmet sich das IHK-Förderprogramm „Innenstadt Reloaded“. Zentrale Aspekte sind Digitale Sichtbarkeit, Kundenbindung und Einkaufserlebnis. „Das passte einfach gut zu unseren aktuellen Aktivitäten“, sagt Schmid. Die Stadt Lindenberg bewarb sich erfolgreich um die Teilnahme. Im Herbst 2021 fand die offizielle Kick-Off-Veranstaltung statt, an der alle Betriebe der Stadt teilnehmen konnten. Bürgermeister Eric Ballerstedt warb für das Projekt, indem er betonte: „Die Stadt lebt von der Frequenz, ansonsten ist sie tot.“

Lindenberg bringt‘s

Ein zentrales Instrument des Citymanagements, das durch „Innenstadt reloaded“ vorangebracht wurde, ist das digitale Schaufenster der Stadt. Das Portal „Lindenberg bringt’s“ vereint etwa 50 lokale Anbieter aus Handel, Dienstleistung, Gastronomie und Beherbung und es soll weoter wachsen. Als der erste Lockdown im Frühjahr 2020 die Wirtschaft lahmlegte, stellten das Citymanagement und die Leistungsgemeinschaft Lindenberg, eine Interessenvertretung der örtlichen Unternehmen, eilends eine Internetseite auf die Beine. Das Ergebnis war ein praktikables Instrument, das nach der Wiedereröffnung der Geschäfte jedoch nach einem ausgeweiteten und modernen Konzept verlangte. Ein Online-Check mit externen und IHK-Fachleuten führte im Rahmen von „Innenstadt Reloaded“ dazu, dass das Portal „Lindenberg bringt’s“ die Stadt nun als sympathischen, leistungsstarken und attraktiven Wirtschaftsstandort zeigt.
Professionelle Fotos, ein klares Design und leicht zu bedienende Icons für Kontaktmöglichkeiten, Öffnungszeiten und Links auf weitere digitale Kanäle machen die Seite aus. Für eine schnelle Auffindbarkeit und ein besseres Google-Ranking der dort vertretenen Unternehmen sorgt auch die Anbindung des digitalen Schaufensters an die Startseite der Stadt-Website, über die sich vor allem Gäste und Besucher aus dem Umland informieren. „Innenstadt Reloaded unterstützt sowohl den einzelnen Unternehmer als auch die Städte dabei, ihre digitale Sichtbarkeit zu verbessern“, betont Elke Hehl, IHK-Expertin für den Bereich Branchenservice Handel, die den Prozess in Lindenberg für „Innenstadt Reloaded“ begleitet.
Hehl weiß: "Ein gut gepflegter Google My Business Account, eine eigene Homepage sowie eventuell Posts in den sozialen Medien in Kombination mit einem Eintrag auf einer regionalen Plattform wie ‚Lindenberg bringt's‘ erhöhen die digitale Sichtbarkeit. Das sollten Unternehmen mit einem Ladengeschäft, die vor Ort gefunden werden wollen, sich vornehmen.“ In einem eigenen Workshop zu Google My Business erfuhren die Unternehmen, dass der Aufwand für digitale Sichtbarkeit viel geringer ist als häufig vermutet.
Um das Portal weiter auszubauen, wurden gezielte Anreize geschaffen. „Wir haben einen professionellen Fotografen gesponsert, der bei den Unternehmen fotografiert hat. Die Firmen können die Bilder nun auch für ihre weiteren digitalen Kanäle verwenden“, sagt Schmid. Gerade gute Bilder tragen zur persönlichen Note bei, die den Unterschie zu den großen Internetkaufhäusern ausmachen. „Bei uns stehen echte Menschen hinter einem Angebot und nicht nur ein Algorithmus“, betont Schmid. Die Resonanz seitens Unternehmen, Kunden und Bürgerschaft ist jedenfalls sehr gut.Und das digitale Schaufenster soll weiter wachsen.

Das individuelle Plus

Nun geht es für Lindenberg im Sommer 2022 weiter mit dem Tagesworkshop „Unser Plus“, bei dem geklärt wird, was Lindenberg als Einkaufs- und Erlebnisstadt ausmacht. Außerdem steht Ende Mai ein weiterer Vortrag „Digital sichtbar“ auf dem Programm, bei dem konkrete Fallbeispiele aus Lindenberg thematisiert werden. Der Citymanager ist zufrieden: „Durch die Kooperation zwischen der IHK, unserer Leistungsgemeinschaft und der Stadt haben wir ein starkes Team mit gemeinsamen Zielen und Strategien“, sagt er. Wesentlich für den Erfolg hält er zwei Dinge: „Wichtig sind eine gute Kick-Off-Veranstaltung, die alle Unternehmen zur Partizipation einlädt, sowie ein Kümmerer vor Ort.“ Schmid hält das Thema lebendig, auch damit das digitale Schaufenster weiter wächst. Für eine zukunftsfähige Stadt ist das Mitwirken zahlreicher Akteure erforderlich.