Der freiwillige Unternehmensbeirat im Familienunternehmen

Der freiwillige Unternehmensbeirat: Ein nicht gesetzlich geregeltes Kontrollorgan, das Familienunternehmen wertvolle Unterstützung bieten kann. Erfahren Sie, wie er hilft, Führung zu stärken und Konflikte zu vermeiden.
Viele Familienunternehmen stehen vor der Herausforderung, langfristig erfolgreich zu wirtschaften und gleichzeitig familiäre Interessen in Einklang zu bringen. Ein freiwillig eingerichteter Unternehmensbeirat kann hierbei wertvolle Unterstützung leisten. Er bietet unabhängige Beratung, stärkt die Unternehmensführung und hilft, Konflikte frühzeitig zu entschärfen.

Was ist ein Unternehmensbeirat?

Ein Beirat besteht meist aus drei bis fünf Mitgliedern, die das Unternehmen vor allem beraten sollen. Ob er darüber hinaus Kontrollfunktionen übernimmt, bestimmen die Gesellschafter selbst. Gesetzliche Vorgaben gibt es nicht – dadurch genießen Familienunternehmen großen Gestaltungsspielraum. Elemente eines Aufsichtsrats können übernommen werden, ohne sich an strenge gesetzliche Vorschriften binden zu müssen. Diese Flexibilität macht den Beirat zu einem besonders attraktiven Instrument für mittelständische Betriebe.

Welche Vorteile bringt ein Beirat?

Ein Unternehmensbeirat kann wesentlich zum Erfolg eines Familienunternehmens beitragen:
  • Neue Perspektiven: Externe Mitglieder bringen neue Ideen und wertvolle Impulse ein
  • Sparringspartner: Der Beirat ist kritischer und konstruktiver Gesprächspartner für Geschäftsführung und Gesellschafter.
  • Konstruktive Kritik: Offenes Feedback hilft, festgefahrene Strukturen zu durchbrechen
  • Kompetenzerweiterung: Fehlende Fachkompetenzen im Unternehmen können gezielt ergänzt werden.
  • Netzwerk und Erfahrung: Erfahrene Persönlichkeiten öffnen Türen und schaffen neue Möglichkeiten.
  • Konfliktlösung: Unabhängige Dritte helfen, emotionale Spannungen zu moderieren und Lösungen objektiv zu erarbeiten.

Wie transparent muss ein Unternehmen sein?

Oft besteht bei Familienunternehmern die Sorge, zu viele vertrauliche Informationen preiszugeben. Aber ein Beirat muss nur so viel wissen, wie das Unternehmen bereit ist zu teilen.
Beachte: Nur wer gut informiert ist, kann sinnvoll beraten.

Welche zentralen Aufgaben hat ein Beirat?

Die Aufgaben eines Beirats hängen stark von der Unternehmenssituation ab.
Grundsätzlich lassen sich drei Hauptfunktionen unterscheiden:
  • Beratung
    Ein Beirat berät die Geschäftsführung in strategischen, finanziellen oder organisatorischen Fragen. Häufig sitzen dort Experten aus Bereichen wie Recht, Finanzierung, Wirtschaft oder erfahrene Unternehmer. Branchenspezialisten, Vertriebsexperten oder Krisenmanager sind ebenfalls gefragt. Wichtig: Beiratsmitglieder sollten unabhängig bleiben und nicht operativ tätig sein.
  • Kontrolle
    Gerade bei mehreren Gesellschafterstämmen oder externen Geschäftsführern übernimmt der Beirat häufig Kontrollfunktionen. So kann er zum Beispiel die Feststellung von Jahresabschlüssen übernehmen oder bestimmten Entscheidungen zustimmen müssen, etwa bei neuen Geschäftsfeldern.
  • Moderation
    Der Beirat kann als neutrales Gremium helfen, unterschiedliche Interessen auszugleichen – sei es zwischen Gesellschaftergenerationen oder bei Konflikten. Auch bei der Auswahl eines geeigneten Nachfolgers kann der Beirat eine wichtige Rolle spielen.

Wie oft sollte der Beirat tagen?

Regelmäßige Sitzungen sichern den Erfolg.
Eine bewährte Struktur könnte so aussehen:
  • Frühjahr: Bilanz des Vorjahres
  • Sommer: Geschäftsverlauf und Strategie
  • Herbst: Jahresplanung für das kommende Jahr
Zudem sollten Gesellschafter die Möglichkeit haben, selbst im Beirat aktiv zu werden. Das fördert Verständnis und Engagement.

Mustergeschäftsordnung für einen Beirat

Als praktische Hilfestellung erhalten Mitgliedsunternehmen ein Muster für eine Geschäftsordnung (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 136 KB). Diese Vorlage eignet sich für einen Beirat mit beratender Funktion und kann individuell an die Bedürfnisse Ihres Unternehmens angepasst werden.

Tipps für die Gründung eines Beirates

  • Prüfen Sie den Bedarf: Auch kleinere Unternehmen können profitieren. Die Mitarbeiterzahl ist nicht entscheidend.
  • Nutzen Sie den Beirat als integrierte Beratung: Ein unabhängiger Beirat kann zum Sicherheitsnetz und Zukunftsmotor werden.
  • Wählen Sie Mitglieder sorgfältig aus: Vertrauen, Unabhängigkeit und die Fähigkeit zur konstruktiven Kritik sind essenziell. Persönliche Nähe zum Unternehmen kann hinderlich sein.
  • Honorieren Sie die Arbeit fair: Auch kleine Unternehmen sollten eine angemessene Vergütung einplanen – zum Beispiel ein Tageshonorar, für den Vorsitzenden mindestens das 1,5-Fache.
  • Neutralisieren Sie Konflikte: Der Beirat kann helfen, emotionale Themen, etwa bei der Nachfolge, sachlich zu lösen.
Stand: Juli 2025
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