Stillstand statt Wachstum
Die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage zeigen, dass die Wirtschaft in Westschwaben auf der Stelle tritt
Auch zum Jahresbeginn 2025 verharrt die Stimmung der Unternehmen aus Westschwaben auf niedrigem Niveau. Das ist das Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage. Zwar hat sich die aktuelle Geschäftslage leicht verbessert. Die Bewertung der erwarteten Geschäftslage fällt allerdings unterschiedlich aus. Der IHK-Konjunkturindex steigt um lediglich zwei auf 98 Punkte.
„Der IHK-Konjunkturindex bleibt erneut hinter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten zurück, ebenso wie hinter seinem langjährigen Durchschnitt. In der regionalen Wirtschaft herrscht Stillstand statt Wachstum“, stellt Gerd Stiefel, stellvertretender Präsident der IHK Schwaben und Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Neu-Ulm fest. Hermann Hutter, IHK-Regionalvorsitzender für den Landkreis Günzburg, ergänzt: „Im Vergleich der bayerisch-schwäbischen Regionen bildet Westschwaben nun das Schlusslicht.
„Unsere Region ist geprägt von vielen produzierenden und exportierenden Unternehmen, die natürlich unter den hohen Kosten und den weltweiten Verwerfungen besonders leiden, analysiert Gerd Stiefel.“ Wichtig sei nun eine Wirtschaftswende für Deutschland, und damit eine Agenda 2030 nach dem Vorbild der Agenda 2010“, fordert Hermann Hutter.
Im Januar 2025 hat die IHK Schwaben einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Handel und Tourismus sowie Dienstleistungen zur aktuellen Lage, zu ihren Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. Mehr als 920 Unternehmen haben geantwortet, davon 130 aus den Landkreisen Günzburg und Neu-Ulm.
Günzburg: Stimmung weiterhin auf niedrigem Niveau
Im Landkreis Günzburg hat sich der IHK-Konjunkturklimaindex fast unverändert auf 96 Punkte eingependelt (Vorumfrage: 95 Punkte). Grund für diese anhaltende niedrige Bewertung ist, dass die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage etwas schlechter einschätzen als zuletzt. Die Beurteilung der erwarteten Geschäftslage hat sich dagegen wenig verändert.
Neu-Ulm: Stimmung deutlich abgekühlt
Der IHK-Konjunkturindex für den Landkreis Neu-Ulm ist im Vergleich zum Herbst deutlich um 5 Punkte auf 94 Punkte gesunken. Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich in den vergangenen Monaten erheblich eingetrübt, weil die Unternehmen ihre erwartete Geschäftslage spürbar schlechter als noch vor wenigen Monaten einschätzen. Die aktuelle Geschäftslage bewerten sie weitestgehend unverändert.
Stimmungsmotor sind die Dienstleistungen
Die Dienstleistungen und unter ihnen besonders die unternehmensnahen Dienstleistungen stützen die Wirtschaft in Westschwaben. „Gerade die größeren Städte Günzburg und Neu-Ulm sind attraktive Wissens- und damit auch Dienstleistungs-standorte. Von der Konzentration der Dienstleistungen im städtischen Umfeld profitiert die gesamte Region“, sagt Hermann Hutter. Auf den Plätzen folgen der Tourismus, der Handel und die Industrie, wobei alle Branchen deutlich unterhalb der Wachstumsschwelle verharren. Gerd Stiefel: „Das verarbeitende Gewerbe leidet im Vergleich aller Branchen mit am stärksten unten den ungelösten strukturellen Problemen unseres Wirtschaftsstandortes. Der IHK-Konjunkturindex macht diesen Nachteil im globalen Wettbewerb sichtbar.“
Investitionen und Beschäftigung gehen zurück
„Die im Vergleich zu anderen Wirtschaftsstandorten in Europa und der Welt schlechteren Rahmenbedingungen drücken zwangsläufig auf die Investitionsbereitschaft am Standort“, stellt Hermann Hutter fest. In Summe verliert die Region damit an wirtschaftlicher Substanz. Erstmalig seit vielen Jahren wirkt sich diese Entwicklung nun auch auf die Beschäftigungspläne der Wirtschaft aus. Der Günzburger Unternehmer sieht darin ein deutliches Warnsignal, auch wenn diese Entwicklung derzeit noch vom Ausscheiden der vielen Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt überlagert wird.
Deutschland braucht eine Wirtschaftswende
Gerd Stiefel sagt: „Die seit Jahren erhoffte Trendwende bleibt weiterhin aus, die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen in Westschaben können sich nicht von der deutschlandweiten Stimmung abheben. Umso wichtiger ist es, die politischen Rahmenbedingungen auch in unserer Region so zu stellen, dass wirtschaftliches Wachstum wieder möglich ist. Das beginnt bei den schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, geht weiter über die schwache Inlandsnachfrage und mündet in den zu hohen Kosten für Arbeit und Energie. Deutschland braucht eine Wirtschaftswende. Die Wahl zum Deutschen Bundestag bietet dafür eine Chance, denn viele unserer konjunkturellen Risiken sind hausgemacht und lassen sich durch eine mutige Wirtschaftsagenda 2030 lösen.“