Stimmungswechsel in der Wirtschaft – die ersten 100 Tage entscheiden
Die Stimmung in der Memminger und Unterallgäuer Wirtschaft hellt sich vorsichtig auf. Die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen blicken etwas optimistischer in die Zukunft als zu Jahresbeginn. „Es liegt in der DNA von Unternehmern, nach vorne zu schauen und Chancen zu sehen – selbst in schwierigen Zeiten. Aber Optimismus allein reicht nicht mehr. Jetzt braucht es entschlossene Schritte der Politik mit klar messbaren Zielen. Wir haben keine Zeit mehr für symbolische Kosmetik“, fordert Andrea Thoma-Böck, Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Memmingen und Unterallgäu, bei der Vorstellung der Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage.
Von 1. bis 23. April 2025 hat die IHK Schwaben einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen zur aktuellen Lage, den künftigen Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. Rund 830 Unternehmen haben geantwortet, darunter eine repräsentative Anzahl aus Memmingen und dem Unterallgäu. Die Ergebnisse stellte die IHK-Regionalversammlung Memmingen und Unterallgäu im Rahmen eines Pressegesprächs vor.
Die Stimmung hellt sich auf
Der IHK-Konjunkturindex für das Unterallgäu und die Stadt Memmingen, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen abbildet, steigt im Vergleich zum Jahresbeginn um 7 Punkte auf 99 Punkte an. Er liegt damit noch leicht unter der psychologisch wichtigen Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Zwar liegt der Indexwert für die Region Memmingen und Unterallgäu unter dem Durchschnitt von Bayerisch-Schwaben (104 Punkte) und der Region Allgäu (102 Punkte), jedoch verzeichnet er seit Jahresbeginn 2025 mit einem Anstieg um 7 Punkte eine stärkere Dynamik als das Allgäu (+4 Punkte) und der Gesamtdurchschnitt von Bayerisch-Schwaben (+5 Punkte).
Die Erwartungen sind besser als die Lage
„Der Wille zum Gestalten ist da“, kommentiert Thoma-Böck die im Vergleich zur letzten Konjunkturumfrage weniger pessimistischeren Erwartungen der befragten IHK-Mitgliedsunternehmen. Während zu Beginn des Jahres, also noch vor der vorgezogenen Bundestagswahl, 31 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung rechneten, sind es nun nur noch 17 Prozent. Dieser positiven Entwicklung nicht wirklich folgen, kann dagegen die Einschätzung der aktuellen Lage. „Gut“ bewerten diese derzeit 22 Prozent, „befriedigend“ 55 Prozent und „schlecht“ 23 Prozent. „Während die Erwartungen steigen, tritt die Bewertung der aktuellen Lage auf der Stelle. Für die Wirtschaft vor Ort ist klar: Ohne entschlossene Schritte der neuen Bundesregierung droht der Stimmungsaufschwung zu verpuffen“, warnt auch Johannes Demmeler, IHK-Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der DEMMELER Maschinenbau GmbH & Co. KG.
Industrie zwischen Hoffen und Bangen
Die Industrie ist eine tragende Säule der regionalen Wirtschaft in Memmingen und dem Unterallgäu. Die Exportquote des verarbeitenden Gewerbes, also der Anteil des Umsatzes, den die heimische Industrie im Ausland erwirtschaftet, liegt bei 44 Prozent. „Mit der Inlandsnachfrage allein können wir die Arbeitsplätze und damit den Wohlstand unserer Region nicht aufrechterhalten“, ordnet Demmeler diese wichtige Kennzahl ein. Daher setzen die regionalen Unternehmen auf Verhandlungen mit der US-Regierung, auf eine Vertiefung des EU-Binnenmarktes und auf neue Handelsabkommen der Europäischen Union – lautet ein weiteres Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage.
Die Risiken sind noch nicht entschärft
Andrea Thoma-Böck: „Der Koalitionsvertrag von Union und SPD setzt in der Wirtschafts- und Energiepolitik wichtige Impulse. Im Hinblick auf den Arbeitskräftemangel zeigt sich ein gemischtes Bild – positive Ansätze stehen ungelösten Problemen gegenüber. Das Risiko hoher Arbeitskosten bleibt ungelöst.“ Zu dieser Bewertung kommt die IHK-Regionalvorsitzende, wenn Sie den Koalitionsvertrag mit der Risikoeinschätzung für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der IHK-Konjunkturumfrage vergleicht. Die Unternehmen betrachten weiterhin die derzeitigen ökonomischen Rahmenbedingungen als vorrangiges Risiko: 68 Prozent bewerten diese als größte Gefahr für ihre weitere Entwicklung. Auf Rang zwei folgt die schwache Inlandsnachfrage mit 62 Prozent. Die Arbeitskosten (53 Prozent) und die Energie- und Rohstoffpreise (44 Prozent) bleiben bedeutende Risikofaktoren. Der Arbeits- und Fachkräftemangel belegt unverändert mit 41 Prozent den fünften Platz. Auch Demmeler betätigt: „Die Bundesrepublik schöpft ihr Arbeitskräftepotenzial deutlich schlechter aus als viele Wettbewerber. Wenn wir als Gesellschaft keinen Weg finden, unser Arbeitsvolumen zu steigern – z.B. durch höhere Erwerbsbeteiligung und mehr Anreize zur Arbeit – riskieren wir unsere wirtschaftliche Substanz.“
Mission Nachfolge: IHK wirbt für das Unternehmertum
Das Unternehmertum ist neben der Aus- und Weiterbildung und dem Wirtschaftsstandort ein zentrales Handlungsfeld des aktuellen IHK-Arbeitsprogramms „Wirtschaft beginnt mit WIR“. Mit Blick auf den Altersdurchschnitt der Unternehmerinnen und Unternehmer in Memmingen und Unterallgäu von 51,1 Jahren, wirbt die IHK für das Unternehmertum in der Region. „Die Übernahme eines etablierten Unternehmens ist eine Chance und zugleich eine echte Alternative zur Gründung eines neuen Unternehmens oder zu einer Karriere im Angestelltenverhältnis. Mit der Kampagne „Mission Nachfolge“ rücken wir das Thema in den Mittelpunkt und bieten zugleich konkrete Informations- und Beratungsangebote an“, so die IHK-Regionalgeschäftsführerin Annalena Haußer abschließend.