Nr. 5416584

Arbeitsvolumen in Deutschland

Der demografische Wandel wird zur zentralen arbeitsmarktpolitischen Herausforderung in den kommenden Jahren. Denn die ersten besonders geburtenstarken Baby-Boomer-Jahrgänge werden den Arbeitsmarkt verlassen. Die Anzahl aller geleisteten Arbeitsstunden, das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen, droht massiv zu sinken. Das gilt für Deutschland insgesamt gleichermaßen wie für Bayerisch-Schwaben. Im Koalitionsvertrag werden zwar an verschiedenen Stellen geeignete Ansatzpunkte adressiert, um die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden in den kommenden Jahren zu stabilisieren. Um der großen arbeitsmarktpolitischen Herausforderung gerecht zu werden, sind aber weitergehende Maßnahmen erforderlich. Sie setzen an der ökonomischen Dringlichkeit an; von der konkreten rechtlichen und politischen Umsetzbarkeit wird abstrahiert.
Um bereits kurz- und mittelfristig positive Effekte auf das Arbeitsvolumen erzeugen zu können, wäre politisches Handeln in diesen Bereichen erforderlich:
  1. Zulassung der Arbeitnehmerüberlassung für die Fachkräftegewinnung aus Drittstaaten,
  2. sofortige Abschaffung des abschlagsfreien vorzeitigen Renteneintritts für besonders langjährig Versicherte,
  3. Einschränkung des Zeitraums für den vorzeitigen Renteneintritt für langjährig Versicherte bei gleichzeitiger Erhöhung der Abschläge,
  4. Wiedereinführung der Hinzuverdienstgrenze spätestens nach Ablauf der gesetzlich festgelegten Evaluierungsfrist 2027,
  5. sofortige Streichung eines gesetzlichen Feiertags,
  6. Verzicht auf zusätzliche familien- und sozialpolitisch motivierte Maßnahmen, mit denen eine zunächst temporäre Freistellung von Arbeit subventioniert oder gefördert wird (z. B. Ausweitung des Elterngelds, Einführung einer Lohnersatzleistung im Zusammenhang mit der Pflege von Angehörigen).
Der Wechsel von täglicher Höchstarbeitszeit auf die in der Europäischen Arbeitszeitrichtlinie festgeschriebene wöchentliche Höchstarbeitszeit und eine behutsame Reform der Ruhezeitregelungen für ausgewählte Beschäftigtengruppen im Arbeitszeitgesetz haben zwar keinen direkten Effekt auf den Umfang des Arbeitsvolumens. Damit würde aber ein Beitrag geleistet, dass die vorhandenen Arbeitsstunden effizienter eingesetzt werden könnten, und zwar aus Sicht der Beschäftigten und Betriebe gleichermaßen.
Darüber hinaus sind auch solche Maßnahmen anzugehen, die zwar erst in langer Frist eine Wirkung auf das Arbeitsvolumen entfalten, von denen aber eine Signalwirkung an die Bevölkerung ausgeht. Dazu zählen:
  1. die Dynamisierung des Rentenzugangsalters in Abhängigkeit einer steigenden Lebenserwartung und damit einer im Trend steigenden Rentenbezugsdauer,
  2. der weitere Ausbau der Kinderbetreuungsinfrastruktur, mit dem Teilzeitbeschäftigte mit Betreuungsverpflichtungen in die Lage versetzt werden, ihr individuelles Arbeitsangebot zu steigern, wenn sie dies wünschen,
  3. die Beseitigung von Anreizfallen im Steuer- und Transfersystem in Kombination mit einer Entlastung bei Steuern und Sozialabgaben.
Die vollständige Studie mit detaillierten Handlungsempfehlungen zur Bewältigung des demografischen Wandels auf dem Arbeitsmarkt steht hier als Download (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 515 KB)zur Verfügung.

Räumliche Konzentration der Unternehmensaktivität in Bayerisch-Schwaben

Die jüngsten Konjunkturumfragen der IHK Schwaben zeigen eine anhaltende Stagnation der wirtschaftlichen Dynamik. Unter den Bedingungen schwacher Inlandsnachfrage, geopolitischer Unsicherheit und vorsichtiger Investitionsplanungen gewinnt die Frage an Bedeutung, welche Teilräume bereits über ausgeprägte Standortvorteile verfügen und wo ungenutzte Entwicklungspotenziale liegen. Um eine objektive Entscheidungsgrundlage für Wirtschaft, Verwaltung und Politik bereitzustellen, hat die IHK Schwaben sämtliche 39.873 Handelsregister-Unternehmen der Region geokodiert, in ein feinmaschiges Hexagon-Raster eingepasst und die 20 Prozent Flächenanteil mit der höchsten Unternehmensdichte kartographisch ausgewiesen.
Hexagonales Raster als methodischer Standard
Das Untersuchungsdesign basiert auf 1.788 gleich großen Sechsecken (Hexagone). Das Hexagon minimiert Distanz- und Formfehler und schließt Flächen ohne Überlappung. Das Gitter wurde so adjustiert, dass das statistische Maximum der Unternehmensdichte in der Augsburger Innenstadt innerhalb eines Hexagons liegt. Jedem Hexagon wurde eine Branchenhauptgruppe zugewiesen, abhängig davon welche Unternehmensgruppe am häufigsten innerhalb eines Hexagons vertreten ist (blau = Industrie, grün = Dienstleistung, rot = Handel & Tourismus). Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden nur Hexagone mit besonders hoher Dichte visualisiert (Top 20 Prozent).
Empirische Befunde der Kartierung
Erstens zeigt sich eine ausgeprägte räumliche Konzentration: 84 Prozent aller Unternehmen befinden sich auf lediglich 20 Prozent der Fläche. Zweitens wird deutlich, dass die Verkehrsachsen zu den Hotspots der räumlichen Konzentration zählen. Die Mehrzahl der 357 Top-Hexagone reiht sich entlang der Autobahnen A 7, A 8 und A 96 sowie an stark frequentierten Bundesstraßen auf. Drittens tritt eine klare Branchendifferenzierung hervor: In den urbanen Zentren Augsburg, Neu-Ulm, Memmingen oder Kempten dominieren heute mehr denn je Dienstleistungsunternehmen, während industrielle Cluster vor allem an den suburbanen Autobahnkorridoren liegen.
Ökonomische Interpretation
Die Befunde bestätigen zentrale Ergebnisse der Cluster- und Standortforschung. Agglomerationsvorteile, also Wissens-Spillovers, spezialisierte Zuliefernetzwerke und breite Arbeitsmärkte mit allen Qualifikationen – überkompensieren die in den Kernräumen höheren Faktorkosten wie Boden- und Mietpreise. Gleichzeitig unterstreicht die signifikante Nähe der Top-Hexagone zu großen Verkehrsadern die anhaltende Bedeutung physischer Erreichbarkeit selbst in einer modernen, mehr denn je digitalisierten Wirtschaft.
Wirtschaftspolitische Handlungsfelder
  1. Verkehrswege ausbauen. Zusätzliche Anschlussstellen, Zubringerstraßen und der leistungsfähige Erhalt bestehender Trassen können periphere Räume an das wirtschaftliche Kerngebiet anbinden und die Flächenkonkurrenz in den Hotspots entschärfen.
  2. Gigabit-Netze flächendeckend realisieren. Hochleistungsbreitband ermöglicht räumliche Distanz, stärkt hybride Arbeitsmodelle und eröffnet auch wissensbasierten Dienstleistungen neue Standorte.
  3. Aktives Flächenmanagement. Kommunen entlang der Hauptachsen sollten ausreichend erschlossene Gewerbeflächen vorhalten und weiter entwickeln, um Expansionsimpulse der Industrie nicht durch Baugrundknappheit auszubremsen.
  4. Clusterförderung intensivieren. Auch die IHK Schwaben stärkt durch branchenspezifische Matching-Formate und Kooperationsplattformen die Vernetzung zwischen den Unternehmen.
  5. Fachkräftesicherung im ländlichen Raum. Wohnraumoffensiven, verlässliche ÖPNV-Takte und regionale Qualifizierungsinitiativen erhöhen die Attraktivität peripherer Standorte für Talente.

Update 2025: Demografische Entwicklung der Unternehmerschaft in Bayerisch-Schwaben

Die demografische Entwicklung der Unternehmerschaft in Bayerisch-Schwaben zeigt sich im Zeitraum 2020–2025 insgesamt stabil. Gleichzeitig sind strukturelle Verschiebungen in einzelnen Regionen und Branchen erkennbar.

Kernergebnisse im Überblick

Geschlechterverteilung: Keine strukturelle Veränderung

  • Die Geschlechterverteilung innerhalb der Unternehmerschaft ist nahezu unverändert: Männer stellen 73%, Frauen 27%.
  • Regionale Unterschiede bleiben gering. In Nordschwaben steigt der Anteil der Unternehmerinnen um einen Prozentpunkt auf 25%. In den übrigen Regionen sind keine Veränderungen feststellbar.
  • Branchenspezifisch zeigen sich weiterhin deutliche Unterschiede: Im produzierenden Gewerbe liegt der Frauenanteil bei 15%, im Handel sowie im Reise- und Gastgewerbe bei jeweils 29%.

Altersstruktur: Moderate Verjüngung bei gleichzeitiger Alterung in Teilsegmenten

  • Das durchschnittliche Alter der Unternehmerschaft liegt 2025 bei 50,6 Jahren und ist damit um 0,2 Jahre gegenüber 2020 gesunken. Männer: 51,0 Jahre (–0,1), Frauen: 49,5 Jahre (–0,4).
  • Verjüngungstendenzen sind insbesondere im Allgäu (–0,4 Jahre) sowie im Handel (–0,4 Jahre) zu erkennen.
  • Im Gegensatz dazu steigt das Durchschnittsalter im Reise- und Gastgewerbe (+0,5 Jahre) sowie in Nordschwaben (+0,1 Jahre) leicht an.
  • In der Altersgruppe der 30- bis 39-jährigen Unternehmerinnen liegt der Frauenanteil mit über 30% deutlich über dem Durchschnitt ein potenzieller Impuls für zukünftige Nachfolgeprozesse.

Regionale und sektorale Differenzierungen

Region Durchschnittsalter (gesamt) Veränderung ggü. 2020
Allgäu 51,3 Jahre –0,4 Jahre
Nordschwaben 51,2 Jahre +0,1 Jahre
Westschwaben 50,4 Jahre –0,2 Jahre
Wirtschaftsraum Augsburg 49,8 Jahre ±0,0 Jahre

Branche Durchschnittsalter (gesamt) Veränderung ggü. 2020
Reise- und Gastgewerbe 52,4 Jahre +0,5 Jahre
Produzierendes Gewerbe 53,8 Jahre +0,2 Jahre
Handel 50,4 Jahre –0,4 Jahre
Dienstleistungen 49,6 Jahre +0,1 Jahre

Hinweis: Die nachfolgenden interaktiven Darstellungen basieren auf dem Datenstand von 2020 und dienen der ergänzenden Einordnung zur damaligen Analyse.
Durchschnittsalter Unternehmerschaft
Altersstruktur

Bürokratieabbau als wirtschaftliche Chance

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Unternehmen in Bayerisch-Schwaben sehen sich auf kommunaler Ebene weiterhin mit bürokratischen Hürden konfrontiert – auch wenn diese im Vergleich zu nationalen oder europäischen Vorgaben geringer ausfallen.
  • Im Durchschnitt investieren Unternehmen zwei Stunden pro Woche, um kommunale Verwaltungsvorschriften zu erfüllen.
  • Als zentrale Problemfelder nennen die Betriebe komplexe Genehmigungsverfahren, lange Bearbeitungszeiten sowie eine unzureichende Digitalisierung.
  • Erste Fortschritte, etwa durch digitale Dienstleistungen in Kommunen wie Augsburg oder Kempten, werden positiv wahrgenommen.
  • Für die Zukunft schlagen Unternehmen eine konsequente Verwaltungsdigitalisierung, eine Stärkung des Servicegedankens sowie mehr Entscheidungskompetenz der Sachbearbeitenden vor.

Bürokratische Belastung: Ein unterschätzter Hemmschuh auf kommunaler Ebene

Die bürokratische Belastung ist für Unternehmen in Bayerisch-Schwaben nach wie vor ein gravierender Standortfaktor. Auch wenn der Fokus häufig auf bundes- oder europarechtlichen Regelungen liegt, zeigt eine Analyse der IHK Schwaben, dass auch kommunale Vorschriften ein nicht zu unterschätzendes Hemmnis darstellen.
Die Umfrage zeigt: Rund 37 Prozent der Unternehmen bewerten die Belastung durch kommunale Vorschriften als stark oder sehr stark, weitere 38 Prozent als gering bis sehr gering. Besonders betroffen fühlen sich Unternehmen im Dienstleistungssektor (41 %), am wenigsten die Industrie (31 %). Die Einschätzungen differieren jedoch stark je nach Branche und Unternehmensgröße. Unternehmen mit über 200 Mitarbeitenden berichten häufiger von hohen Belastungen.

Zwei Stunden pro Woche – der durchschnittliche Verwaltungsaufwand

Ein zentrales Ergebnis der Befragung ist der durchschnittliche Zeitaufwand zur Erfüllung kommunaler Vorschriften: Rund zwei Stunden pro Woche investieren Unternehmen hierfür. Diese Zahl variiert nach Branche und Größe leicht – am geringsten fällt sie mit 1,5 Stunden im Handel aus, am höchsten im Dienstleistungssektor mit rund zwei Stunden. Dennoch liegt der Aufwand deutlich unter dem Mittelwert von 14 Stunden, die laut Deutscher Industrie- und Handelskammer für die Gesamtheit der Bürokratiepflichten auf allen Ebenen aufzubringen sind​.
Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zeigt sich zwischen Unternehmensgröße und Verwaltungsaufwand: Mit jeder Zunahme um zehn Beschäftigte steigt der Zeitaufwand durchschnittlich um rund 22 Minuten. Der höchste Einzelwert lag bei 100 Stunden pro Woche (als Maximalwert definiert, da Extremwerte ausgeschlossen wurden).

Genehmigungen, Digitalisierung und Entscheidungsprozesse – die Problemfelder

In offenen Antworten schilderten die Unternehmen vielfältige Hürden auf kommunaler Ebene. Die zentralen Problemfelder lassen sich in drei Gruppen zusammenfassen:
  1. Langwierige Genehmigungsverfahren, insbesondere im Baubereich
  2. Langsame Bearbeitungszeiten, häufig bedingt durch fehlende Entscheidungskompetenzen in den Verwaltungen
  3. Unzureichende Digitalisierung, wodurch Medienbrüche und ineffiziente Abläufe entstehen
Darüber hinaus wurden auch Berichtspflichten, Brandschutzauflagen, Schwierigkeiten bei der Anmeldung ausländischer Mitarbeitender und interne Kommunikationsprobleme innerhalb der Verwaltungen als Hemmnisse genannt.

Erste Lichtblicke: Beispiele für gelungene Verwaltungsmodernisierung

Trotz der Kritik betonen viele Unternehmen, dass in den letzten Jahren erste positive Veränderungen spürbar wurden. Besonders hervorgehoben wurden digitale Lösungen in einzelnen Kommunen, darunter:
  • Digitales Bauordnungsamt in Augsburg
  • Online-Anträge und digitale Unterlagenübermittlung in Kempten, Gundelfingen, Wertingen und weiteren Städten
  • Online-Terminvergabe in Lindau und Dasing
  • Schnellere Bearbeitung von Bauanträgen in Oettingen und Illertissen
Diese Entwicklungen stehen exemplarisch für das Potenzial, das in der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen liegt – vorausgesetzt, sie erfolgt ganzheitlich und nicht nur punktuell.

Handlungsempfehlungen: Verwaltung als moderner Dienstleister

Die Ergebnisse der Befragung münden in klaren Handlungsempfehlungen aus Unternehmenssicht. Im Mittelpunkt stehen dabei drei strategische Stoßrichtungen:

1. Allgemeine Maßnahmen

  • Konsequente Digitalisierung der Verwaltung auf kommunaler Ebene
  • Zentrale Unternehmensportale als digitale Schnittstelle für alle behördlichen Interaktionen
  • Nutzung gemeinsamer Tools über Gemeinde-, Bezirks- und Landesgrenzen hinweg gemäß dem EfA-Prinzip („Einer für Alle“)​
  • Stärkung eines Mentalitätswandels hin zu einer serviceorientierten Verwaltung

2. Thematische Lösungen

  • Einführung von Standardfristen für Genehmigungsprozesse
  • „One-Stop-Shops“ für gebündelte behördliche Dienstleistungen
  • Checklisten und Leitfäden zur Transparenz bei Antragsverfahren
  • Reduktion von Vorschriften und Berichtspflichten, etwa im Sinne des zweiten Modernisierungsgesetzes des Freistaats Bayern

3. Individuelle Ansätze

  • Eigenverantwortliches Handeln von Sachbearbeitenden durch Erweiterung ihrer Entscheidungskompetenz
  • Pragmatische Auslegung von Vorschriften bei Einzelfällen
  • Aufbau von Support-Teams zur Unterstützung der Unternehmen bei der Nutzung digitaler Verwaltungsangebote

Zufriedenheit steigt mit kommunaler Nähe

Eine Studie des Ifo-Instituts (2024b) belegt, dass die Zufriedenheit mit Verwaltungsleistungen mit der Nähe zur jeweiligen Institution zunimmt: Während 43 Prozent der Unternehmen die Stadt- oder Gemeindeverwaltung positiv bewerten, trifft dies auf lediglich 22 Prozent bei Kreisverwaltungen und nur sieben Prozent auf Landes- oder Bundesebene zu​. Dies unterstreicht das Potenzial kommunaler Verwaltungen als effektive Partner der Wirtschaft, wenn die Voraussetzungen stimmen.

Fazit: Der Weg zu einer schnellen Verwaltung ist ein Gemeinschaftsprojekt

Die Analyse zeigt klar: Bürokratieabbau auf kommunaler Ebene ist möglich – aber nur mit gemeinsamen Anstrengungen. Die bestehenden Belastungen sind spürbar, doch erste Verbesserungen lassen sich identifizieren. Damit daraus flächendeckende Fortschritte entstehen, braucht es einen Schulterschluss von Verwaltung, Wirtschaft und Politik.
Die IHK Schwaben will dabei als Scharnier fungieren: zwischen unternehmerischer Praxis und politischer Entscheidungsfindung, zwischen kommunaler Verwaltung und regionaler Entwicklungsperspektive. Eine serviceorientierte, moderne und digitalisierte Verwaltung ist nicht nur ein Standortvorteil – sie ist eine Notwendigkeit im internationalen Wettbewerb.
Der vollständige Bericht enthält weitere detaillierte Analysen und praxisnahe Handlungsempfehlungen. Laden Sie jetzt den vollständigen Bericht herunter und erfahren Sie mehr über die bürokratischen Herausforderungen und möglichen Lösungen auf kommunaler Ebene.
Ergebnisbericht - Schnelle Verwaltung auf kommunaler Ebene (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1064 KB)

Finanzielle Stabilität der Unternehmen in Bayerisch-Schwaben

Die bayerisch-schwäbische Wirtschaft zeigt sich im Jahr 2024 in einer finanziell stabilen und resilienten Verfassung, wie die aktuelle Sonderauswertung der IHK Schwaben im Rahmen der Konjunkturumfrage Frühjahr 2024 belegt. Trotz der vielfältigen wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre, insbesondere während der Corona-Pandemie, weisen die regionalen Unternehmen eine positive Liquiditätslage und eine solide Kapitalausstattung auf.
Laut der Konjunkturumfrage bewerten 87 Prozent der befragten Unternehmen ihren aktuellen Liquiditätsstatus als gut oder befriedigend. Lediglich 13 Prozent berichten von finanziellen Engpässe, von denen 10 Prozent eine schlechte und 3 Prozent eine existenzbedrohende Situation im Unternehmen vorfinden. Diese Zahlen zeigen, dass die Unternehmen der Region über eine krisenfeste Kapitalbasis verfügen.
Highcharts Stacked Column Chart
Ein detaillierter Blick auf die Branchen zeigt, dass insbesondere die Bauwirtschaft sowie das Reise- und Gastgewerbe unter wirtschaftlichem Druck stehen. Hohe Energiekosten, rückläufige Investitionen und ein schwacher Wohnungsbau belasten vor allem die Baubranche. Das Reise- und Gastgewerbe kämpfte in den vergangenen Monaten mit Umsatzrückgängen und einer geringeren Auslastung im Vergleich zum Vorjahr.
Neben der stabilen Liquidität ist auch der Zugang zu Fremdkapital ein entscheidender Faktor für die zukünftige Investitionsfähigkeit der Unternehmen. Hier zeigt sich ein erfreuliches Bild: 61 Prozent der Unternehmen bewerten ihren Zugang zu Fremdkapital als gut oder befriedigend, während weitere 28 Prozent angeben, keine Fremdfinanzierung zu benötigen. Dies unterstreicht die solide Eigenkapitalausstattung der Unternehmen.
Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in der Region ist in den letzten Jahren insgesamt gesunken, was unter anderem auf staatliche Hilfsprogramme während der Pandemie zurückzuführen ist. Im Jahr 2023 wurden 335 Unternehmensinsolvenzen verzeichnet, was zwar einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr darstellt, jedoch weiterhin im Rahmen des langjährigen Durchschnitts liegt.
Für detaillierte Informationen und eine umfassende Analyse finden Sie hier den vollständigen Bericht, der alle relevanten Daten und Auswertungen zu diesem Thema enthält.

Gründungsreport 2023

Der Gründungsreport der IHK Schwaben aus dem August 2023 stellt eine umfassende Analyse der Situation von Unternehmensgründern in Bayerisch-Schwaben dar und beleuchtet die Beweggründe, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für die Gründung neuer Unternehmen. Diese Untersuchung gibt wertvolle Einblicke in die aktuelle Lage der Gründer sowie in deren Bedürfnisse und Erwartungen an die Politik und andere Unterstützungsstrukturen.
Ein zentrales Ergebnis des Berichts sind die Motive, die Menschen zur Gründung eines Unternehmens bewegen. Der häufigste Grund, den 58% der Befragten angeben, ist der Wunsch, Unternehmer zu sein und damit ihre eigenen Ideen und Visionen umzusetzen. Ein weiterer signifikanter Anreiz für viele Gründer sind innovative Geschäftsideen, die 41% der Befragten als Hauptmotiv nennen. Zudem sehen 37% der Gründer in der Selbstständigkeit eine Möglichkeit, ein zweites Einkommen zu generieren, während 24% eine Marktlücke erkennen und diese durch ihre Geschäftsidee schließen möchten. Interessanterweise gaben nur 4% der Befragten an, aus der Not heraus gegründet zu haben, was darauf hindeutet, dass die meisten Gründungen eher aus einer positiven Motivation heraus erfolgen.
Die Erfolgsgaranten für ein neu gegründetes Unternehmen sehen die Befragten vor allem in sich selbst. 88% der Gründer glauben, dass die eigene Person und deren Fähigkeiten und Engagement der entscheidende Faktor für den Erfolg sind. Darüber hinaus werden innovative Geschäftsideen von 50% der Befragten als wichtige Erfolgsgaranten angesehen. Allerdings sehen sich die Gründer auch mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Die Kundengewinnung wird von 47% der Befragten als größte Herausforderung genannt, gefolgt von Problemen im Zeitmanagement, die 37% der Gründer beschäftigen.
Ein weiterer zentraler Aspekt des Gründungsreports ist die Finanzierung. Die überwiegende Mehrheit der Gründer setzt auf Eigenkapital (92%), was die Bedeutung der persönlichen finanziellen Ressourcen unterstreicht. Darüber hinaus spielen auch Bankenfinanzierungen (16%), öffentliche Förderprogramme (15%) sowie Unterstützung durch Freunde und Familie (12%) eine wichtige Rolle bei der Finanzierung neuer Unternehmen.
Die Bewertung des Gründungsklimas fällt insgesamt positiv aus. Die Befragten gaben dem Gründungsklima eine durchschnittliche Schulnote von 2,9. Innerhalb der verschiedenen Branchen wird das Klima in der Industrie mit einer Note von 2,8 am besten bewertet, während der Handel mit einer Note von 2,9 am schlechtesten abschneidet. Diese Unterschiede könnten auf branchenspezifische Herausforderungen und Chancen hinweisen.
Die Gründer haben klare Erwartungen an die Politik, um das Gründungsklima weiter zu verbessern. An erster Stelle steht die Forderung nach einer Vereinfachung des Steuerrechts, die von 71% der Befragten unterstützt wird. Zudem wünschen sich 67% der Gründer einen Abbau bürokratischer Hürden, die den Gründungsprozess verkomplizieren und verzögern können. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Zugang zu öffentlichen Fördermitteln, den 35% der Befragten als verbesserungswürdig erachten.

Digitale Transformation in Bayerisch-Schwaben: Trends, Herausforderungen und Strategien

Inmitten der rasanten digitalen Transformation stehen die bayerisch-schwäbischen Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen vor der Herausforderung, ihre Wettbewerbsfähigkeit durch innovative Technologien zu stärken und gleichzeitig die Sicherheit ihrer Daten zu gewährleisten.
Die Digitalisierungsumfrage der IHK Schwaben gibt einen Einblick in den aktuellen Stand und die Entwicklungstrends der Unternehmen in unserer Region. Von der Bewertung des Digitalisierungsstandes bis zu den Herausforderungen der Datensicherheit – die Ergebnisse zeichnen ein facettenreiches Bild. Vorliegender Bericht analysiert die Erfolge, Hindernisse und Innovationswege, welche Unternehmen in Bayern-Schwaben prägen, und erkundet, wie sie den Herausforderungen der Digitalisierung begegnen, um eine nachhaltige und sichere digitale Zukunft zu gestalten.

Digitalisierung im Unternehmen: Leichte Verbesserung, aber Luft nach oben

Die Auswertung zur Digitalisierungseinschätzung der Unternehmen zeigt eine positive Tendenz. Die aktuelle Durchschnittsnote beträgt 2,9 - im Vergleich zur vorherigen Umfrage mit 3,1 eine leichte Verbesserung. Viele Unternehmen haben erste Fortschritte bei ihrer digitalen Transformation erzielt.
Ein genauerer Blick auf die relativen Anteile der Bewertungskategorien zeigt einen Anstieg um einen Prozentpunkt auf 5 Prozent im Bereich "sehr gut" und von 25 Prozent auf 30 Prozent im Bereich "gut". Dies verdeutlicht die gesteigerte Zufriedenheit der Unternehmen mit ihren Digitalisierungsanstrengungen. Hervorzuheben ist, dass die Kategorie "ungenügend" kaum ins Gewicht fällt. Die Mehrheit der Unternehmen bewegt sich im Mittelfeld, wobei die Bewertung "befriedigend" von 39 Prozent auf 42 Prozent ansteigt. Gleichzeitig weist die Kategorie "ausreichend" einen Rückgang um acht Prozentpunkte auf 17 Prozent auf. Dies deutet darauf hin, dass einige Unternehmen ihre digitalen Prozesse verbessert, den gewünschten Standard jedoch noch nicht erreicht haben.
Digitalisierung - Abbildung 2

Digitalisierung im Fokus: Vielfältige Ziele aber klare Schwerpunkte erkennbar

Es gibt eine Vielzahl von Zielen, die durch diesen Prozess verfolgt werden. Die Hauptmotivation für die digitale Transformation liegt aktuell im Kostenmanagement, der Qualitätsverbesserung und der Flexibilisierung. So geben knapp zwei Drittel der Befragten an, die Digitalisierung insbesondere zur Steigerung der Produktqualität einzusetzen, aber auch die Kostenersparnis (61 Prozent) spielt eine entscheidende Rolle.

Herausforderungen: Zeit, Komplexität und Ressourcen im Fokus

Mit Blick auf die größten Herausforderungen für eine erfolgreiche Digitalisierung der Unternehmen zeichnen die Befragten ein facettenreiches Bild. Die vorliegende Umfrage zeigt, dass der Faktor Zeit bzw. Zeitmangel aufgrund der vielfältig simultan auftretenden Krisen mit 61 Prozent als zentraler Faktor wahrgenommen wird, gefolgt von der Komplexität digitaler Transformationsprozesse mit 59 Prozent.

Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung: Kaum besser als mangelhaft

Die Bewertung der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung durch die regionale Wirtschaft zeigt eine kritische Beurteilung. Die durchschnittliche Bewertung von 4,4 auf der Schulnotenskala signalisiert eine generelle Unzufriedenheit der Unternehmen mit dem Digitalisierungsfortschritt.
Digitalisierung - Abbildung 4

Technologischer Fortschritt in Unternehmen: Diversität der Implementierung und Zukunftspläne

Die Auswertung der aktuellen Umfrage zu Technologien in Unternehmen, die entweder bereits im Einsatz sind oder innerhalb der nächsten drei Jahre implementiert werden sollen, gewährt Einblicke in die vielfältige technologische Landschaft der befragten Unternehmen.
Cloud-Anwendungen stehen dabei mit 69 Prozent an vorderster Stelle. Weitere 18 Prozent planen deren Nutzung in den kommenden Jahren. Dies unterstreicht die zunehmende Bedeutung der Cloud-Technologie in der Unternehmenslandschaft.

KI-Anwendungen im Unternehmenskontext: Diversifizierte Einsatzfelder und Fokus auf Generative KI

Die Analyse der KI-Anwendungen in Unternehmen zeigt ein breites Spektrum von Einsatzmöglichkeiten und unterstreicht das enorme Potenzial dieser Technologie. Besonders herausragend ist die hohe Bedeutung personalisierter Kundenansprache und Kundensupport, wobei 52 Prozent der Befragten angaben, KI in diesem Bereich bereits einzusetzen oder planen deren Einsatz in den kommenden Jahren. Dies betont den wachsenden Fokus der Unternehmen auf die Verbesserung der Kundeninteraktion durch intelligente Technologien. In der Produktion liegt der Fokus vermehrt auf KI in der Qualitätssicherung, während im Handel der Kundensupport im Vordergrund steht.

Datennutzung im Unternehmen: Wachsende Herausforderungen in rechtlichen, qualitativen und technischen Aspekten

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Unternehmen mit Blick auf die größten Herausforderungen bei der Datennutzung in verschiedenen Bereichen zunehmend Schwierigkeiten erleben. Der Anstieg rechtlicher Unsicherheiten von 43 Prozent in der Vorumfrage auf nun 59 Prozent verdeutlicht, dass Fragen zu Datenschutz und Nutzungsansprüchen zu komplexeren Herausforderungen werden. Dies unterstreicht den Bedarf an klaren rechtlichen Rahmenbedingungen, um Unsicherheiten zu minimieren

Cybersicherheit in Unternehmen: Einblick in Angriffsrisiken und -arten

Der eigene Schutz vor Cyberangriffen ist für die Unternehmen essentiell. So berichten 13 Prozent der Unternehmen, dass sie im vergangenen Jahr Ziel eines erkannten Cyberangriffs waren. Im Gegensatz dazu gaben 81 Prozent an, in diesem Zeitraum von keinen Angriffen betroffen gewesen zu sein. Problematisch an diesem Ergebnis ist, dass neuerliche Angriffsformen darauf abzielen, nur wenige Daten von Unternehmen abzugreifen, sodass Angriffe oft über Jahre unbemerkt bleiben. Daher liegt die Zahl der bereits kompromittierten Unternehmen vermutlich deutlich über 13 Prozent.

Daten- und Informationssicherheit im Fokus: Strategien, Organisation und Technologie im Überblick

Die Betrachtung der Maßnahmen, welche die Unternehmen im Umgang mit den Herausforderungen der Daten- und Informationssicherheit ergreifen, liefert einen umfassenden Einblick in die strategischen, organisatorischen und technischen Aspekte der Sicherheitsstrategien. Positive Trends zeigen sich bei der Umsetzung von Risikoanalysen. Bemerkenswert ist der Anstieg von 28 Prozent auf 47 Prozent mit Blick auf IT-Sicherheitsstandards und Informationssicherheitsmanagementsystemen. Das zeigt, dass der strategische Teil der Informationssicherheit zunehmend an Bedeutung gewinnt, weil Unternehmen die gestiegene Bedrohungslage ernst nehmen
Organisatorisch setzen Unternehmen verstärkt auf Informationssicherheitsbeauftragte. Nutzungsrichtlinien für Mitarbeitende sind mit 65 Prozent weit verbreitet und im Vergleich zur Vorumfrage weiter gestiegen. Regelmäßige Mitarbeiterschulungen führen lediglich 54 Prozent der befragten Unternehmen durch. Notfallpläne und -handbücher nutzen nur 36 Prozent der Befragten.

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick

  • Selbstbild: Der durchschnittliche Stand der Digitalisierung im eigenen Unternehmen wird von den Befragten in Bayerisch-Schwaben als befriedigend bewertet.
  • Unternehmen setzen hauptsächlich auf Cloud-Anwendungen und IoT-Software zur Digitalisierung ihrer Prozesse.
  • Kosteneinsparung, Kundenbindung und Qualitätsverbesserung sind die Hauptgründe für die Digitalisierung des Betriebs.
  • Zeit, Komplexität und fehlendes Know-how sind die größten Herausforderungen für die erfolgreiche Digitalisierung der Betriebsprozesse.
  • Die zwei größten Anwendungsfälle von KI sind die personalisierte Kundenansprache sowie die Erzeugung von Texten, Bildern und Codes.

SWOT-Analyse Bayerisch-Schwaben

Der Standort Bayerisch-Schwaben und die regionalen Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen stehen in den nächsten Jahren vor vielfältigen Herausforderungen: von der ökologischen Transformation, über die Digitalisierung bis hin zu den Folgen des demografischen Wandels. Um den Aufgaben in ihrer Gesamtheit und Komplexität erfolgreich zu begegnen, ist ein entschlossenes und effektives Handeln von Politik und Wirtschaft von entscheidender Bedeutung.
Die vorliegende Analyse hat das Ziel, die regionale Wirtschaftsstruktur, die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Standortes Bayerisch-Schwaben zu skizzieren und darauf aufbauend standortpolitische Handlungsempfehlungen abzuleiten. Die Analyse baut auf den Ergebnissen des Gutachtens „Zukunftsforum Bayerisch-Schwaben“ aus dem Jahr 2002 sowie des „Positionspapiers zu den wirtschaftlichen Leitlinien und Entwicklungen der Region Bayerisch-Schwaben“ der IHK Schwaben aus dem Jahr 2013 auf.
Das Rückgrat der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft und damit eine große Stärke des Standorts ist die diversifizierte Branchenstruktur mit starken produktionsorientierten Leitbranchen sowie einem resilienten Mittelstand. Durch eine engere Verzahnung von Produktherstellung und Service bestehen in diesen Bereichen ebenso weitere Chancen für Wachstum wie durch Prozessinnovationen. Jedoch ist die Region Bayerisch-Schwaben durch die hohe Bedeutung der Industrie tendenziell stärker von der ökologischen Transformation betroffen als andere Regionen Deutschlands. Infolgedessen besteht das Risiko, beispielsweise durch strukturell höhere Energiepreise und strengere legislative Vorhaben an ökonomischer Substanz zu verlieren. Dieser Gefahr und weiteren Herausforderungen muss seitens der Politik entschlossen und zeitnah begegnet werden, um die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Standorts Bayerisch-Schwaben langfristig zu sichern.

Rüstungsreport – die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie in der Region

Im vergangenen Jahrzehnt hatte die Bedeutung der Verteidigungspolitik und damit jene der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) in der öffentlichen Wahrnehmung abgenommen. Die staatlichen Ausgaben lagen in dieser Zeit stets unter dem 2-Prozent-Ziel der NATO. Demnach sollen die Mitgliedsstaaten diesen Anteil ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ansetzen. In den Jahren 2014 bis 2016 lag dieser Anteil in der Bundesrepublik Deutschland bei 1,1 Prozent, im Jahr 2021 ist er auf 1,5 Prozent angestiegen.
Mit Beginn der militärischen Invasion Russlands in der Ukraine am 24. Februar 2022 hat in der politischen Landschaft der Bundesrepublik Deutschland ein Umdenken im Bereich der Verteidigungspolitik eingesetzt. Bundeskanzler Scholz verkündete am 27. Februar 2022 in einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages die Schaffung eines im Grundgesetz verankerten Sondervermögens zur Modernisierung der Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro. Zusätzlich soll künftig das 2-Prozent-Mindestziel der NATO von Deutschland eingehalten werden. Dies markiert in den Worten des Bundeskanzlers eine „Zeitenwende“.
Der vorliegende Kurzbericht der IHK Schwaben verfolgt das Ziel, die gegenwärtige Bedeutung der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie für die bayerisch-schwäbische Wirtschaft zu analysieren und einen Überblick zu bieten. Dabei sind einige methodische Hindernisse zu überwinden. So stammen beispielsweise wichtige Daten zu diesem Wirtschaftsbereich aus dem Jahr 2014. Folglich basieren einzelne Ergebnisse auf extrapolierten Prognosen.
Prinzipiell handelt es sich bei der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie um einen besonderen Wirtschaftsbereich, der stark von Geheimhaltung geprägt ist. Die Datenlage ist spärlich und basiert oftmals auf Schätzungen. Ebenso vermeiden es Unternehmen tendenziell, ihre Rüstungsproduktion proaktiv in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Verteidigungs- und Rüstungspolitik insgesamt wird in Deutschland auch aufgrund der Geschichte des Landes kontrovers diskutiert.

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:
  • Angesichts des Krieges in der Ukraine hat zu Beginn des Jahres 2022 in Deutschland ein Umdenken in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik eingesetzt.
  • Die Rüstungsindustrie ist in Bayerisch-Schwaben im Vergleich zur gesamten Bundesrepublik überdurchschnittlich stark vertreten.
  • Nach Schätzung der IHK sind in Bayerisch-Schwaben rund 9.000 Personen im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie beschäftigt.
  • Regionale Schwerpunkte in Bayerisch-Schwaben sind die großen Städte.
  • Die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie wirkt durch indirekte Effekte auch stark auf andere Wirtschaftsbereiche wie die IT- und Informationsdienstleistungen.


Die Pendlerströme in Bayerisch-Schwaben

Viele Beschäftigte aus Bayerisch-Schwaben arbeiten nicht an ihrem Wohnort. Sie pendeln zu ihrer Arbeitsstätte. Insgesamt verlassen 50.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr die Region als im Gegenzug einpendeln. Die größte Sogwirkung geht von der Landeshauptstadt München und der Stadt Ulm aus.
Fast 45.000 Menschen pendeln aus Bayerisch-Schwaben nach München und den umliegenden Großraum. Tendenziell könnte sich dieser Trend weiter verstärken. Im Gegenzug pendeln nur 9.800 Beschäftigte aus dem Raum München nach Schwaben ein. In den Jahren 2015 bis 2020 ist die Zahl der Pendler von Augsburg in die südöstliche Metropolregion um 23 Prozent auf 13.700 angestiegen. Im Kontrast dazu hat sich die Gegenbewegung lediglich um ein Prozent verstärkt.
In über 80 Prozent der schwäbischen Gemeinden verlassen mehr Beschäftigte zum Arbeiten den Wohnort als parallel einpendeln. Auffällig: Fast alle Städte und Gemeinden mit positivem Pendlersaldo haben kürzeste Wege zu den leistungsfähigen Verkehrswegen.
Pendlersaldo
Dies zeigt: Investitionen im Mobilitätsbereich müssen auf hohem Niveau verstetigt werden, um die Hauptverkehrsachsen auszubauen und dadurch die Erreichbarkeit zu verbessern. Ein moderner und attraktiver ÖPNV ist ebenso unerlässlich für eine erfolgreiche Zukunft des Wirtschaftsstandortes Bayerisch-Schwaben.
Die IHK Schwaben setzt sich für vielfältige Maßnahmen ein, um die Verkehrsinfrastruktur effizient und zukunftsfähig zu gestalten. Dies wird sich positiv auf die regionale Wirtschaft auswirken, da solche Rahmenbedingungen ein entscheidender Standortfaktor für Unternehmensansiedelungen sind. Sollte es gelingen, den Wirtschaftsstandort Bayerisch-Schwaben für die derzeit auspendelnden Beschäftigten noch attraktiver zu gestalten, so könnte dies auch ein Instrument sein, um den Herausforderungen des Fachkräftemangels zu begegnen.

Großer Bedarf an Fachkräften vor Ort

In allen Landkreisen und kreisfreien Städten in Bayerisch-Schwaben ist der Bedarf an Menschen hoch, die über die den Weg der beruflichen Bildung gegangen sind oder eine akademische Laufbahn hinter sich haben. Höher Qualifizierte sind in der Regel mobiler und finden sich häufig unter den Auspendlern. Das heißt sie pendeln häufig in die kreisfreien Städte in der Region oder gleich nach München bzw. Ulm.
Pendler
Definition Anforderungsniveau:
Helfer: keine berufliche Ausbildung oder eine einjährige Ausbildung
Fachkraft: eine mindestens zweijährige Berufsausbildung oder ein berufsqualifizierender Abschluss einer Berufsfach- oder Kollegschule
Spezialist: Meister- oder Technikerausbildung bzw. weiterführender Fachschul- oder Bachelorabschluss
Experte: ein mindestens vierjähriges abgeschlossenes Hochschulstudium

Regionale Auswertung