Stimmungswechsel in der Wirtschaft – die ersten 100 Tage entscheiden
Die Stimmung in der Neu-Ulmer Wirtschaft hellt sich vorsichtig auf. Die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen blicken deutlich optimistischer in die Zukunft als zu Jahresbeginn. „Die Wirtschaft in Neu-Ulm geht in Vorleistung. Nun ist es die Aufgabe der neuen Bundesregierung diesen Vertrauensvorschuss durch eine wirtschaftsfreundliche Politik aufzugreifen und zu verstärken“, fordert Gerd Stiefel, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Neu-Ulm, bei der Vorstellung der Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage für die Neu-Ulm.
Von 1. bis 23. April 2025 hat die IHK Schwaben einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen zur aktuellen Lage, den künftigen Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. Rund 830 Unternehmen haben geantwortet, darunter eine repräsentative Anzahl aus Neu-Ulm. Die Ergebnisse stellte die IHK-Regionalversammlung Neu-Ulm im Rahmen eines Pressegesprächs vor.
Die Stimmung hellt sich auf
Der IHK-Konjunkturindex für die Region Neu-Ulm, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen abbildet, steigt im Vergleich zum Jahresbeginn um 22 Punkte auf 116 Punkte an. Er liegt damit wieder über der psychologisch wichtigen Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Im Vergleich zum bayerisch-schwäbischen IHK-Konjunkturindex von aktuell 104 Punkten schneidet die regionale Stimmung überdurchschnittlich ab. Mit Blick auf die Region Westschwaben, deren IHK-Konjunkturindex 108 Punkte beträgt, steht die Region Neu-Ulm besser dar. IHK-Regionalgeschäftsführer Oliver Stipar begründet diese Abweichungen mit den deutlich positiveren Ausblick der befragten Unternehmen in die Zukunft, sowie einem ausgewogenen Branchenmix in der Region.
Die Erwartungen sind besser als die Lage
„Wirtschaft ist Psychologie. Jede Investition ist eine Wette auf eine bessere Zukunft“, kommentiert Gerd Stiefel die im Vergleich zur letzten Konjunkturumfrage optimistischeren Erwartungen der befragten IHK-Mitgliedsunternehmen aus Neu-Ulm. Während zu Beginn des Jahres, also noch vor der vorgezogenen Bundestagswahl, lediglich 14 Prozent bessere Geschäfte erwarteten, sind es nun 18 Prozent. Auch die Zahl der pessimistischen Unternehmen, die mit einer weiteren Verschlechterung rechnen, ist von 34 Prozent auf nun 15 Prozent gesunken. Auch die Einschätzung der aktuellen Lage hat sich gegenüber der letzten Umfrage zu Beginn des Jahres deutlich verbessert. „Gut“ bewerten diese derzeit 42 Prozent (32 Prozent), „befriedigend“ 46 Prozent (47 Prozent) und „schlecht“ 12 Prozent (21 Prozent). Oliver Stipar: „Die Unternehmen in der Region Neu-Ulm sind nach einer Durststrecke endlich wieder überwiegend positiv gestimmt. Maßgeblich hierfür ist nicht zuletzt der Rückenwind, den sich die heimische Wirtschaft von der neuen Bundesregierung erhofft.“
Industrie zwischen Hoffen und Bangen
Die Industrie ist eine tragende Säule der regionalen Wirtschaft der Neu-Ulm. Die Exportquote des verarbeitenden Gewerbes, also der Anteil des Umsatzes, den die heimische Industrie im Ausland erwirtschaftet, liegt bei 47 Prozent. „Mit der Inlandsnachfrage allein können wir die Arbeitsplätze und damit den Wohlstand unserer Neu-Ulm nicht aufrechterhalten“, ordnet Gerd Stiefel diese wichtige Kennzahl ein. Daher setzen die regionalen Unternehmen auf Verhandlungen mit der US-Regierung, auf eine Vertiefung des EU-Binnenmarktes und auf neue Handelsabkommen der Europäischen Union – lautet ein weiteres Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage.
Die Risiken sind noch nicht entschärft
Gerd Stiefel: „In der Wirtschafts- und Energiepolitik enthält der Koalitionsvertrag von Union und SPD wichtige und richtige Weichenstellungen. Beim Arbeitskräftemangel halten sich Licht und Schatten die Waage, das Risiko der zu hohen Arbeitskosten bleibt ungelöst.“ Zu dieser Bewertung kommt der IHK Regionalvorsitzende Gerd Stiefel, wenn Sie den Koalitionsvertrag mit der Risikoeinschätzung für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der IHK-Konjunkturumfrage vergleicht. Die Unternehmen betrachten weiterhin die derzeitigen ökonomischen Rahmenbedingungen als vorrangiges Risiko: 68 Prozent bewerten diese als größte Gefahr für ihre weitere Entwicklung. Auf Rang zwei folgt die schwache Inlandsnachfrage mit 62 Prozent. Die Arbeitskosten (53 Prozent) und die Energie- und Rohstoffpreise (44 Prozent) bleiben bedeutende Risikofaktoren. Der Arbeits- und Fachkräftemangel belegt unverändert mit 41 Prozent den fünften Platz.
Mission Nachfolge: IHK wirbt für das Unternehmertum
Das Unternehmertum ist neben der Aus- und Weiterbildung und dem Wirtschaftsstandort ein zentrales Handlungsfeld des aktuellen IHK-Arbeitsprogramms „Wirtschaft beginnt mit WIR“. Mit Blick auf den Altersdurchschnitt der Unternehmerinnen und Unternehmer in Neu-Ulm von 50,3 Jahren, wirbt die IHK für das Unternehmertum in der Region. „Die Übernahme eines etablierten Unternehmens ist eine Chance und zugleich eine echte Alternative zur Gründung eines neuen Unternehmens oder zu einer Karriere im Angestelltenverhältnis. Mit der Kampagne „Mission Nachfolge“ rücken wir das Thema in den Mittelpunkt und bieten zugleich konkrete Informations- und Beratungsangebote an“, so Gerd Stiefel abschließend.