Die strukturellen Probleme erreichen den Arbeitsmarkt

Regionale Wirtschaft stagniert, Beschäftigung gerät unter Druck

Die Wirtschaft im Donau-Ries steckt bereits seit Jahren in der Stagnation – und die Krise erreicht nun auch den Arbeitsmarkt. Der regionale IHK-Konjunkturindex verharrt im Herbst 2025 bei 98 Punkten und bleibt damit deutlich hinter seinem zehnjährigen Durchschnitt zurück. „Die heimischen Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen treten überwiegend auf der Stelle. Wir verlieren weiter an Boden im internationalen Vergleich. Die Region Donau-Ries stellvertretend für Deutschland – wirtschaftspolitisch gleicht das Land einem Sanierungsfall“, sagt Andreas Dirr Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Donau-Ries. „Die von der Wirtschaft erwartete Wirtschaftswende der Bundesregierung lässt auf sich warten, dagegen schlagen die ungelösten Probleme nun auf den Arbeitsmarkt durch.“
Dreimal jährlich befragt die IHK in Deutschland, Bayern und allen Regionen einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen zur aktuellen wirtschaftlichen Lage und deren Erwartungen. Der IHK-Konjunkturindex bildet beides ab. Seine Wachstumsschwelle liegt bei 100 Punkten, sein langjähriger Durchschnitt bei 114 Punkten. Darüber hinaus wird beispielsweise nach den konjunkturellen Risiken oder den Beschäftigungsplänen gefragt. Die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage lief bis zum 26. September 2025.

Wirtschaftswende lässt auf sich warten

Die Hoffnung auf eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung nach dem Regierungswechsel hat sich bislang nicht erfüllt. Zwar melden 23 Prozent der Unternehmen aktuell eine gute Geschäftslage, doch lassen die Erwartungen nicht darauf schließen, dass sich diese Zahl deutlich steigern wird. Nur 11 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, 15 Prozent erwarten eine Verschlechterung. „Die Dauerkrise hat sich verfestigt. Viele Betriebe kämpfen mit regulatorischen Belastungen, einer schwachen Nachfrage und hohen Kosten für Arbeit und Energie“, so Andreas Dirr.

Arbeitsmarkt verliert an Stabilität

Auch der Arbeitsmarkt im Donau-Ries gerät allmählich nun unter Druck. So bleibt die Zahl der Unternehmen, die neue Stellen schaffen möchten, deutlich hinter denen zurück, die einen Abbau ihres Personals erwarten. „Die Krise erreicht zunehmend den regionalen Arbeitsmarkt“, warnt Matthias Hausmann, IHK-Regionalgeschäftsführer für Nordschwaben „Viele Unternehmen halten ihre Arbeitskräfte derzeit nur mit großem Kraftaufwand – trotz wirtschaftlicher Unsicherheit.“ Zwar liegt die Arbeitslosenquote mit 2,5 Prozent im Donau-Ries und mit 3,2 Prozent in Dillingen weiter auf einem im Bundesvergleich erfreulichen Niveau, doch zeigen sich erste strukturelle Verschiebungen: Neue Stellen entstehen häufig im öffentlichen Sektor, während in der privaten Wirtschaft Zurückhaltung bei Neueinstellungen herrscht. Zudem verdeckt der demografische Wandel, der die Zahl der Erwerbspersonen verringert, teilweise die tatsächlichen Belastungen auf dem Arbeitsmarkt. Für Hausmann steht fest: „Ohne wirtschaftliche Impulse droht die Beschäftigungssituation unter Druck zu geraten.“

Industrie schwächelt, Warnsignal für den Wirtschaftsstandort

46 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Donau-Ries arbeiten derzeit im produzierenden Gewerbe. 34 Prozent sind im Dienstleistungsbereich beschäftigt, 20 Prozent im Handel, Verkehr und Gastgewerbe. Hausmann: „Die Industrie ist das Rückgrat unserer regionalen Wirtschaft. Umso schwerer wiegt, dass dessen Branchenindex wieder unterhalb der Wachstumsschwelle gefallen ist. Verantwortlich dafür sind neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die zu hohen Arbeitskosten. Beide Risiken sind hausgemacht und können daher auch selbst gelöst werden.“

Risiken: Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen auf dem ersten Platz

Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bleiben – wie bereits in den Vorumfragen – quer über alle Branchen hinweg das größte Risiko. 63 Prozent der Unternehmen nennen sie als Haupthindernis, gefolgt von einer schwachen Inlandsnachfrage (62 Prozent) und hohen Arbeitskosten (55 Prozent). Die hohen Energiepreise und der Fachkräftemangel zählen ebenfalls weiterhin zu den größten Hemmnissen – auch wenn sie gegenüber den anderen Risiken seit einiger Zeit an Boden verlieren.
Andreas Dirr: „Wenn Beschäftigung in der privaten Wirtschaft zurückgeht, gefährdet das nicht nur den Standort, sondern auch den Wohlstand unserer Region. Wir dürfen nicht zulassen, dass Stagnation zur neuen Normalität wird.“ Die Wirtschaft fordert endlich konkrete Maßnahmen für strukturelle Reformen statt neuer Ankündigungen. „Deutschland braucht eine grundlegende Entlastung bei Arbeit und Energie, schnellere Genehmigungen und ein Steuer- und Abgabensystem, das Leistung belohnt. Ohne mutige Strukturreformen fällt Deutschland weiter zurück – mit spürbaren negativen Folgen auch für unsere Region.“