Stimmungswechsel in der Wirtschaft – die ersten 100 Tage entscheiden

Die Stimmung in der nordschwäbischen Wirtschaft hellt sich vorsichtig auf. Die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen blicken etwas optimistischer in die Zukunft als zu Jahresbeginn. „Die Wirtschaft in Nordschwaben geht in Vorleistung. Nun ist es die Aufgabe der neuen Bundesregierung diesen Vertrauensvorschuss durch eine wirtschaftsfreundliche Politik aufzugreifen und zu verstärken“, fordert Andreas Dirr, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Donau-Ries, bei der Vorstellung der Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage für Nordschwaben.
Von 1. bis 23. April 2025 hat die IHK Schwaben einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen zur aktuellen Lage, den künftigen Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. Rund 830 Unternehmen haben geantwortet, darunter eine repräsentative Anzahl aus Nordschwaben. Die Ergebnisse stellte die IHK-Regionalversammlung Donau-Ries im Rahmen eines Pressegesprächs vor.
Die Stimmung hellt sich auf
Der IHK-Konjunkturindex für das Donau-Ries, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen abbildet, steigt im Vergleich zum Jahresbeginn um 1 Punkt auf 98 Punkte an. Er liegt damit weiter unter der psychologisch wichtigen Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Im Vergleich zum bayerisch-schwäbischen IHK-Konjunkturindex von aktuell 104 Punkten schneidet die regionale Stimmung unterdurchschnittlich ab. Mit einem aktuellen Wert von 101 Punkten signalisiert der IHK-Konjunkturindex für Nordschwaben eine insgesamt stabile wirtschaftliche Lage in der Region. Im Vergleich dazu schneidet der Landkreis Donau-Ries im regionalen Branchenmix und der wirtschaftlichen Dynamik etwas schwächer ab.
IHK-Regionalgeschäftsführer Matthias Hausmann führt diese Abweichung unter anderem darauf zurück, dass das Donau-Ries eine ausgesprochen starke Handels- und Industrieregion ist. Nahezu jedes zweite gewerblich erzeugte Produkt ist für den Export bestimmt. In Folge wirken sich internationale Unsicherheiten – insbesondere im Zusammenhang mit Zolldiskussionen – stärker auf die Stimmung der Unternehmen aus als in anderen Regionen. Gleichwohl bleibt die Richtung positiv, auch wenn die Einschätzung derzeit noch knapp unterhalb der Wachstumsschwelle liegt.
Ein zusätzlicher belastender Faktor ist der zunehmende Arbeits- und Fachkräftemangel in der Region. Zwar ist dies auf den ersten Blick eine positive Nachricht: Der Landkreis Donau-Ries weist mit einer sehr niedrigen Arbeitslosenquote die besten Werte in ganz Deutschland auf. Doch gerade dieser Umstand erschwert es den Unternehmen zunehmend, geeignete Fachkräfte zu finden und neue Mitarbeitende zu gewinnen. Die angespannte Personalsituation stellt somit ein weiteres Hemmnis dar, das sich unmittelbar auf die Investitions- und Wachstumserwartungen der Betriebe auswirkt. Auch dieser Aspekt fließt in die Einschätzungen im Rahmen der Konjunkturumfrage ein und trägt dazu bei, dass der Indexwert für das Donau-Ries aktuell knapp unter der Wachstumsschwelle liegt.
Koju-Index
Die Erwartungen sind besser als die Lage
„Wirtschaft ist Psychologie. Jede Investition ist eine Wette auf eine bessere Zukunft“, kommentiert Dirr die im Vergleich zur letzten Konjunkturumfrage optimistischeren Erwartungen der befragten IHK-Mitgliedsunternehmen aus dem Donau-Ries. Während zu Beginn des Jahres, also noch vor der vorgezogenen Bundestagswahl, 33 Prozent eine Verschlechterung der Geschäfte erwarteten, sind es nun nur noch 22 Prozent. Dieser positiven Entwicklung nicht wirklich folgen, kann dagegen die Einschätzung der aktuellen Lage. „Gut“ bewerten diese derzeit 28 Prozent, „befriedigend“ 53 Prozent und „schlecht“ 19 Prozent. Dirr: „Im Vergleich zum Jahresbeginn hinkt die Bewertung der aktuellen Lage dem Aufwärtstrend der Erwartungen etwas hinterher. Umso notwendiger ist der Rückenwind, den sich die heimische Wirtschaft von der neuen Bundesregierung erhofft.“
Industrie zwischen Hoffen und Bangen
Die Industrie ist eine tragende Säule der regionalen Wirtschaft der Donau-Ries. Die Exportquote des verarbeitenden Gewerbes, also der Anteil des Umsatzes, den die heimische Industrie im Ausland erwirtschaftet, liegt bei 48 Prozent. „Mit der Inlandsnachfrage allein können wir die Arbeitsplätze und damit den Wohlstand unserer Donau-Rieser nicht aufrechterhalten“, ordnet Dirr diese wichtige Kennzahl ein. Daher setzen die regionalen Unternehmen auf Verhandlungen mit der US-Regierung, auf eine Vertiefung des EU-Binnenmarktes und auf neue Handelsabkommen der Europäischen Union – lautet ein weiteres Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage.
Die Risiken sind noch nicht entschärft
Dirr: „In der Wirtschafts- und Energiepolitik enthält der Koalitionsvertrag von Union und SPD wichtige und richtige Weichenstellungen. Beim Arbeitskräftemangel halten sich Licht und Schatten die Waage, das Risiko der zu hohen Arbeitskosten bleibt ungelöst.“ Zu dieser Bewertung kommt der IHK-Regionalvorsitzende, wenn Sie den Koalitionsvertrag mit der Risikoeinschätzung für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der IHK-Konjunkturumfrage vergleicht. Die Unternehmen betrachten weiterhin die derzeitigen ökonomischen Rahmenbedingungen als vorrangiges Risiko: 68 Prozent bewerten diese als größte Gefahr für ihre weitere Entwicklung. Auf Rang zwei folgt die schwache Inlandsnachfrage mit 62 Prozent. Die Arbeitskosten (53 Prozent) und die Energie- und Rohstoffpreise (44 Prozent) bleiben bedeutende Risikofaktoren. Der Arbeits- und Fachkräftemangel belegt unverändert mit 41 Prozent den fünften Platz.
Koju-Verlauf
Mission Nachfolge: IHK wirbt für das Unternehmertum
Das Unternehmertum ist neben der Aus- und Weiterbildung und dem Wirtschaftsstandort ein zentrales Handlungsfeld des aktuellen IHK-Arbeitsprogramms „Wirtschaft beginnt mit WIR“. Mit Blick auf den Altersdurchschnitt der Unternehmerinnen und Unternehmer in Donau-Ries von 51,3 Jahren, wirbt die IHK für das Unternehmertum in der Region. „Die Übernahme eines etablierten Unternehmens ist eine Chance und zugleich eine echte Alternative zur Gründung eines neuen Unternehmens oder zu einer Karriere im Angestelltenverhältnis. Mit der Kampagne „Mission Nachfolge“ rücken wir das Thema in den Mittelpunkt und bieten zugleich konkrete Informations- und Beratungsangebote an“, so Dirr abschließend.