Stimmungswechsel in der Wirtschaft – die ersten 100 Tage entscheiden

Die Stimmung in der nordschwäbischen Wirtschaft hellt sich vorsichtig auf. Die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen blicken etwas optimistischer in die Zukunft als zu Jahresbeginn. „Die Wirtschaft in Nordschwaben geht in Vorleistung. Nun ist es die Aufgabe der neuen Bundesregierung diesen Vertrauensvorschuss durch eine wirtschaftsfreundliche Politik aufzugreifen und zu verstärken“, fordert Alexander Merenda, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Dillingen, bei der Vorstellung der Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage für Nordschwaben.
Von 1. bis 23. April 2025 hat die IHK Schwaben einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen zur aktuellen Lage, den künftigen Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. Rund 830 Unternehmen haben geantwortet, darunter eine repräsentative Anzahl aus Nordschwaben. Die Ergebnisse stellte die IHK-Regionalversammlung Dillingen im Rahmen eines Pressegesprächs vor.
Die Stimmung hellt sich auf
Der IHK-Konjunkturindex für Dillingen, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen abbildet, steigt im Vergleich zum Jahresbeginn um kräftige 12 Punkte auf 105 Punkte an. Er liegt damit wieder über der psychologisch wichtigen Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Im Vergleich zum bayerisch-schwäbischen IHK-Konjunkturindex von aktuell 104 Punkten schneidet die regionale Stimmung überdurchschnittlich ab. Mit Blick auf Nordschwaben, deren IHK-Konjunkturindex 101 Punkte beträgt, steht der Dillingen Index besser dar. Diese äußerst positive Entwicklung beruht im Wesentlichen auf deutlich optimistischere Erwartungen an die zukünftige Geschäftsentwicklung, sagt IHK-Regionalgeschäftsführer Matthias Hausmann.
Koju-Index
Die Erwartungen sind besser als die Lage
„Wirtschaft ist Stimmung. Jede Investition ist eine Wette auf eine bessere Zukunft“, kommentiert Merenda die im Vergleich zur letzten Konjunkturumfrage optimistischeren Erwartungen der befragten IHK-Mitgliedsunternehmen aus Dillingen. Während zu Beginn des Jahres, also noch vor der vorgezogenen Bundestagswahl, lediglich 16 Prozent bessere Geschäfte erwarteten, sind es nun 23 Prozent. Auch die Zahl der pessimistischen Unternehmen, die mit einer weiteren Verschlechterung rechnen, ist um 3 Prozent auf nun 25 Prozent gesunken. Dieser positiven Entwicklung folgt auch die Einschätzung der aktuellen Lage. „Gut“ bewerten diese derzeit 34 Prozent, „befriedigend“ 43 Prozent und „schlecht“ 23 Prozent. Merenda: „Im Vergleich zum Jahresbeginn hinkt die Bewertung der aktuellen Lage dem Aufwärtstrend der Erwartungen etwas hinterher. Umso notwendiger ist der Rückenwind, den sich die heimische Wirtschaft von der neuen Bundesregierung erhofft.“
Industrie zwischen Hoffen und Bangen
Die Industrie ist eine tragende Säule der regionalen Wirtschaft der Dillingen. Die Exportquote des verarbeitenden Gewerbes, also der Anteil des Umsatzes, den die heimische Industrie im Ausland erwirtschaftet, liegt bei 44 Prozent. „Mit der Inlandsnachfrage allein können wir die Arbeitsplätze und damit den Wohlstand unserer Landkreisbürger nicht aufrechterhalten“, ordnet Merenda diese wichtige Kennzahl ein. Daher setzen die regionalen Unternehmen auf Verhandlungen mit der US-Regierung, auf eine Vertiefung des EU-Binnenmarktes und auf neue Handelsabkommen der Europäischen Union – lautet ein weiteres Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage.
Die Risiken sind noch nicht entschärft
Merenda: „In der Wirtschafts- und Energiepolitik enthält der Koalitionsvertrag von Union und SPD wichtige und richtige Weichenstellungen. Beim Arbeitskräftemangel halten sich Licht und Schatten die Waage, das Risiko der zu hohen Arbeitskosten bleibt ungelöst.“ Zu dieser Bewertung kommt der IHK-Regionalvorsitzende, wenn er den Koalitionsvertrag mit der Risikoeinschätzung für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der IHK-Konjunkturumfrage vergleicht. Die Unternehmen betrachten weiterhin die derzeitigen ökonomischen Rahmenbedingungen als vorrangiges Risiko: 68 Prozent bewerten diese als größte Gefahr für ihre weitere Entwicklung. Auf Rang zwei folgt die schwache Inlandsnachfrage mit 62 Prozent. Die Arbeitskosten (53 Prozent) und die Energie- und Rohstoffpreise (44 Prozent) bleiben bedeutende Risikofaktoren. Der Arbeits- und Fachkräftemangel belegt unverändert mit 41 Prozent den fünften Platz.
Koju-Verlauf
Mission Nachfolge: IHK wirbt für das Unternehmertum
Das Unternehmertum ist neben der Aus- und Weiterbildung und dem Wirtschaftsstandort ein zentrales Handlungsfeld des aktuellen IHK-Arbeitsprogramms „Wirtschaft beginnt mit WIR“. Mit Blick auf den Altersdurchschnitt der Unternehmerinnen und Unternehmer in Dillingen von 50,9 Jahren, wirbt die IHK für das Unternehmertum in der Region. „Die Übernahme eines etablierten Unternehmens ist eine Chance und zugleich eine echte Alternative zur Gründung eines neuen Unternehmens oder zu einer Karriere im Angestelltenverhältnis. Mit der Kampagne „Mission Nachfolge“ rücken wir das Thema in den Mittelpunkt und bieten zugleich konkrete Informations- und Beratungsangebote an“, so Merenda abschließend.